Buchtipp

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Kriegslicht, Roman von Michael Ondaatje; Hanser Verlag 2018; 24 Euro

„Im Jahr 1945 gingen unsere Eltern fort und ließen uns in der Obhut zweier Männer zurück, die möglicherweise Kriminelle waren.“ So beginnt der neue Roman „Kriegslicht“, des immer wieder für den Literaturnobelpreis vorgeschlagenen Autoren Michael Ondaatje. Der Titel passt hervorragend, wird doch in dem Roman das Licht beziehungsweise der Schatten der Kriegszeit auf die darauf folgenden Jahre und Jahrzehnte, auf die Kinder und Kindeskinder zum eigentlichen Thema.

Der vierzehnjährige Nathaniel und seine Schwester Rachel werden vom geheimnisvollen „Falter“, dem exzentrischen „Boxer“ und anderen dubiosen Freunden im London der Nachkriegszeit betreut und, wie sich herausstellt, beschützt. Bei allem Unverständnis, dass seine Mutter einfach weggegangen ist, kann Nathaniel dem freien und ungewöhnlichem Leben im teilweise anarchischen Raum der direkten Londoner Nachkriegszeit seinen Reiz abgewinnen. Rachel wird endgültig mit ihrer Mutter brechen, aber als Nathaniel erwachsen ist, beginnt er der geheimen Vergangenheit seiner Mutter während des Krieges und als Spionin im Kalten Krieg nachzuspüren. Fünfundzwanzig Jahre nach dem „Englischen Patienten“ hat Michael Ondaatje ein bewegendes Buch über die Nachkriegszeit, über Recht und Unrecht geschrieben. Die beschreibenden Szenen, beispielsweise die nächtlichen Ausflüge auf Seitenarmen der Themse, sind dank der ruhig gesetzten Sprache ebenso ein Genuss wie die inneren Monologe und Diskussionen.

Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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