Burgverein geht mit bewährten Kräften in neue Amtsperiode – „Querdenken“ gestattet

Der Vorstand mit vielen bekannten Gesichtern: Herbert Bäcker, Gabriele Rasbach, Katrin Richter, Christiane Schmidt, Martha Ried, Uwe Wittstock, Adrianus Friedrichs

Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – 692 Mitglieder zählt der Burgverein aktuell. Die kamen zwar nicht alle in den Wappensaal der Burg zur Mitgliederversammlung mit Neuwahlen, doch mit 96 Mitgliedern war der Saal gut gefüllt. Es hatte sich herumgesprochen, dass sich der Abend unter Umständen zu einem „Burgspektakel“ entwickeln könnte. Seit Längerem gab es innerhalb der aktiven Burgmitglieder, im Kern ausgehend von zwei Ehepaaren, eine Gegenströmung, die sich inzwischen auch einen Namen gegeben hatte: „die Reformgruppe“. Sie wollten einen gänzlich neuen Vorstand für die Burg. Doch was viele dachten, dass sie ihre Idee und Inhalte vorstellen würde und einen Gegenkandidaten zu der nun mit 60 von 96 Stimmen wiedergewählten Vorstandsvorsitzenden Martha Ried aufstellen würde, hatte sich geirrt. Dass es im Vorfeld einige Dissonanzen gegeben hatte, und Emotionen im Spiel waren, wurde im Laufe des langen Abends im Wappensaal jedoch deutlich. Gabriele Krtschil vom Arbeitskreis Veranstaltungen ließ in ihrem Jahresbericht durchblicken, dass man sich gewünscht hätte, die sogenannte Reformgruppe hätte sich zum „offenen Gespräch gemeldet“, statt im „stillen Kämmerlein zu agieren“. Diese wiederum sollte sich auch Dienstagabend im Wappensaal nicht erklären, wohl kam aber aus ihren Reihen der Antrag auf schriftliche und damit geheime Wahl des Vorstands. Doch die Mehrheit entschied sich dagegen. Die „Reformer“ blieben die Minderheit. Dem Vorstand wurde, mit kleinen Änderungen in den Zuständigkeiten und einem Personenwechsel, wieder auf zwei Jahre das Vertrauen der Mitglieder ausgesprochen. Zuvor hatte der komplette Vorstand mit all seinen Arbeitsgruppen – sachlich, kompetent und transparent – einen Überblick über das vergangene Jahr geliefert. Angefangen bei allen Arbeitskreisen bis zum erarbeiteten Strategiepapier des Vorstandes, welches in die Zukunft weist, von den im laufenden Jahr anstehenden Veranstaltungen bis zu einem gut verständlichen Überblick zur Haushaltslage des Burgvereins.

„Wir sind doch eine Familie und wir sind immer ansprechbar“, hatte die Vorstandsvorsitzende Martha Ried in ihrer Rede betont. Auch für konstruktive Kritik sei man offen. „Manche Dinge dauern vielleicht länger, aber dafür arbeiten wir auch ehrenamtlich und einige von uns stehen noch im Berufsleben“, warb sie bei den Ungeduldigen, die bestimmte Prozesse gerne beschleunigen würden, für Verständnis. Am 20. Juni soll der Saal im zweiten Obergeschoss als nun dritter Veranstaltungssaal der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der Vorstand, so auch Schatzmeister Uwe Wittstock und Herbert Bäcker von der Arbeitsgruppe Bau stellten klar, dass man sich bewusst ist, dass damit die Jahre (seit 2008), bei denen der Fokus auf den Bauarbeiten der Burg lag, nun beendet seien und sich der Schwerpunkt 2017 auf die Erhaltung der Burg verschiebe. Zu diesem Zweck erläuterte Dr. Gabriele Rasbach kurz das auf breiter Ebene und von der Stiftung Burg Kronberg einstimmig abgesegnete Strategiepapier, das eine etwas andere Aufgabenverteilung im laufenden Jahr vorsieht. Anhand eines Säulendiagramms erläuterte sie den Aufwand/Ertrag aus den verschiedenen Bereichen Museum, Vermietungen, Veranstaltungen, Märkte, Fundraising. Die Veranstaltungen bilden dabei den höchsten Aufwand, unterm Strich ohne ein Plus, wohl aber mit einer schwarzen Null im Ergebnis. Der Bereich Fundraising wird als erste Aufgabe gesehen, die mit einer Person betraut werden muss, da dort ein großer Nutzen für die Erhaltung der Burg erreicht werden kann, außerdem soll der Bereich der Vermietungen, mit Hilfe einer Person, die eine Aufwandsentschädigung erhält, Unterstützung erfahren. Schatzmeister Uwe Wittstock zeigte sich sichtlich zufrieden, dass man sozusagen im „Probejahr“ 2016 bei zurückgehenden Bautätigkeiten bereits die Betriebskosten der Burg habe einspielen können. Es sei keine Überraschung, so die Verantwortlichen, dass dabei die Veranstaltungen von hoher Qualität, und wie beispielsweise die Reihe „Texte & Töne“ vom Publikum gut angenommen, trotzdem kein Geld einspielten. Man sei sich einig, dass man seitens der Burg die Kultur fördern und mit ihr werben wolle und dafür sei eine „schwarze Null“ am Ende als Erfolg zu werten. „Wichtig ist, dass es uns auch im Teilbetrieb 2015 immer gelungen ist, die laufenden Betriebskosten wieder einzuspielen“, fügte Wittstock hinzu. Seit 2008 sind – stufenweise – je nach verfügbaren Mitteln, 4,1 Millionen Euro in die Sanierung der Mittelburg geflossen. Kalkuliert hatte man am Ende mit 4,2 Millionen Euro, dank guter Zusammenarbeit und der Einrichtung einer Winterbaustelle könnten nun doch die 4,1 Millionen Euro eingehalten werden, sodass sogar eine kleine Reserve von 35.000 Euro übrigbleibe, erläuterte er. Als geplante Investitionen für das laufende Jahr nannte Wittstock unter anderem 40.000 Euro für die Sanierung des Prinzenturms sowie 20.000 Euro für die Gestaltung des Burggeländes um den Treppenturm (Fluchtturm). In diesem Zusammenhang hatte es innerhalb der dreistündigen Versammlung auch Irritationen bezüglich des Brandschutzkonzeptes gegeben, das noch nicht fertiggestellt ist. Es kursierte das Gerücht, dass für den laufenden Betrieb keine Betriebsgenehmigung vorliege. „Das ist einfach falsch“, so Wittstock, der extra eine Stellungnahme dazu von entsprechender Fachstelle hatte einholen lassen. Wiederherzustellen seien jedoch die Fluchtwege im Treppenhaus, aber eben erst in Verbindung mit der Eröffnung des Saales im zweiten Obergeschosses. Außerdem soll im Außengelände dann der Fluchtweg angelegt sein. „Wir sind froh, dass wir auch dafür nun die Mittel haben“, machte Wittstock hier das schrittweise Prozedere deutlich. Wohl gebe es unterschiedliche Vorstellungen, wie die Gestaltung des Weges und des Außengeländes um den Treppenturm aussehen könnte, doch Fakt sei, dass der Weg rechtzeitig angelegt werde.

Gewählt wurden mit breiter Mehrheit schließlich Martha Ried als Vorsitzende und zuständig für den Arbeitskreis Veranstaltungen, Uwe Wittstock als Schatzmeister, Christiane Schmidt neu für die Schriftführung/Mitgliederbetreuung, Adrianus Friedrichs für den Arbeitskreis Museum, Herbert Bäcker für Bau und Denkmalpflege, Gabriele Rasbach für die Öffentlichkeitsarbeit und Katrin Richter für den Arbeitskreis Außengelände.

„Herzlichen Glückwunsch auch aus der Reformgruppe“. Mit diesen Worten meldete sich Dorothea Peukert nach der Wahl kurz zu Wort. Sie machte keinen Hehl daraus, dass man sich eine andere Zusammensetzung des Vorstandes gewünscht hatte, wollte aber auf die Gründe, warum es nun gar keine Gegenkandidatur gegeben habe, nicht näher eingehen. Vielleicht sei man keine Familie, doch in jedem Fall eine Gemeinschaft, die das wunderbare Ziel habe, die Burg zu erhalten, sagte sie. Auf dieser Ebene könne man mit Respekt für die Burg zusammenarbeiten, auch wenn man eine andere Meinung vertrete. Bürgermeister Klaus Temmen hatte schon zuvor dem gewählten Vorstand sein Vertrauen ausgesprochen und dabei auch seinen Respekt für eine „intensiv geführte Debatte“, die deutlich gemacht habe, dass „Emotionen mit ihm Spiel sind“. Da wo Gefühle sind, seien auch Menschen, die sich für ihren Verein einsetzten, ein gutes Zeichen also für den Burgverein. Der Reformgruppe wünschte er, dass ihre Ideen gehört werden, um sich zu einem vielleicht doch noch konstruktiven Dialog mit dem Vorstand zu entwickeln. „Querdenken muss in einem Verein gestattet sein“, sagte er.



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