Charta zur Betreuung sterbender Menschen – KSA soll abstimmen

Kronberg (mw) – Bürgermeister Klaus Temmen hatte den Kronberger Arzt Dr. Gerhard Clasen und Cornelia Jung, die Koordinatorin der ambulanten Hospizgruppe Betesda zur Sitzung des Kultur- und Sozialauschusses (KFA) dazugebeten, und bezog selbst Stellung zum Antrag des Magistrats, die Kommunalpolitiker zu bitten, über „die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen“ abzustimmen. Für die Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, die in Kronberg in der Palliativ- und Hospizbetreuung tätig sind, bedeute dies eine große Wertschätzung. „Deshalb will die Stadt die Ziele der Charta mittragen“, so Temmen. „Wir wollen dazu beitragen, dass die Begleitung sterbender Menschen und die Rechte sterbender Menschen in die Mitte der Gesellschaft rücken.“ Die bundesweite Aktion werde derzeit vom Hochtaunuskreis vorangetrieben mit der Aufforderung der Kommunen, die Charta zu unterstützen. Den Abschluss dieser Aktion soll eine Unterzeichnung der Charta in einem feierlichen Rahmen bilden.

Cornelia Jung betonte, dass es für die Einrichtungen zur hospizlichen und palliativen Hilfe wichtig sei, auch Unterstützung seitens der Politik zu erfahren. Gerade bei der palliativen Betreuung sterbender Menschen in Pflegeeinrichtungen gebe es noch viel zu tun, und auch wenn es in Kronberg ein großes und ausgefeiltes Netzwerk an Betreuung, bestehend aus dem ambulanten Palliativ-Team, aus Ärzten, der Seelsorge und den Apotheken gebe, ein Blick in den Hintertaunus genüge um aufzuzeigen, dass diese Art der Versorgung sterbender Menschen noch lange nicht überall gut ist. „Wir Ärzte sind dankbar, dass es die Hospizbewegung gibt“, machte Dr. Clasen deutlich. Noch vor wenigen Jahren habe es im Studium dazu keinen Lehrplan gegeben. „Es geht darum, dass die Menschen, die zuhause bleiben wollen und können dort sterben können, und dass ihnen ein würdiges Leben im Sterbeprozess erlaubt wird.“ Das solle nicht mit der Diskussion um Sterbehilfe verwechselt werden“, meinten sie. Im KSA entwickelte sich eine emotionsgeladene Diskussion um die Abstimmung zu der Charta. „Kann man in dieser Frage so abstimmen wie bei einem Bauantrag? Die Vorsitzende des KSA, Petra Fischer-Thöns ist sich sicher: „Nein, geht nicht“. Dazu sei das Thema viel zu persönlich. Der Fraktionsvorsitzende der FDP, Volker Stumm, verweigerte vehement die Unterstützung der Charta, da sie für ihn persönlich das Gegenteil von dem fordert, was er sich als freiheitlich und selbstbestimmter Mensch wünschen würde, nämlich durchaus das Recht zu haben, sterben zu dürfen. Dem widerspricht folgender Passus, der bereits in der Kurzfassung der Charta steht: „Wir werden uns dafür einsetzen, ein Sterben unter würdigen Bedingungen zu ermöglichen und insbesondere den Bestrebungen nach einer Legalisierung der Tötung auf Verlangen durch eine Perspektive der Fürsorge und des menschlichen Miteinanders entgegenzuwirken.“

Es sei falsch, dass die Charta hier ein politisches Zeichen gegen Sterbehilfe eingebaut habe. Während die KfB das Thema bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen sieht und es nicht für die Aufgabe der lokalen Politik hält, hierzu Stellung zu beziehen, will die CDU zu der Charta Stellung beziehen und darüber abstimmen, jedoch den Fraktionszwang in diesem Punkt aufheben. Außerdem plädiert die CDU dafür, der Formulierung zur Unterstützung der Charta ein „grundsätzlich“ hinzuzufügen, das es möglich mache, dass man vielleicht zu einzelnen Teilen der Charta eine andere Auffassung haben könne, ihre Ausrichtung, dem Sterben als Teil des Lebens gebührend Aufmerksamkeit zu schenken, jedoch würdigt und Unterstützung signalisiert, statt die Charta abzulehnen oder sie zu ignorieren. Die SPD, vertreten mit Dieter Temmen im KSA, signalisierte die Unterstützung für die Charta. Bürgermeister Klaus Temmen hatte eingangs betont, dass mit der Stimme für die Charta keinerlei rechtliche Verpflichtunge oder große finanzielle Kosten verbunden seien, es gehe hier allein um den symbolischen Akt.

Heute, Donnerstag, 23. Juli will der Ausschuss über die Charta in einer gemeinsamen Sitzung vom KSA und dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt vor der Stadtverordnetenversammlung abstimmen.



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