Christentum und Islam – Kabarett mit neuen Erkenntnissen

Die „Brüder im Geiste“ Lutz von Rosenberg Lipinsky und Kerim Pamuk beschäftigten sich beim zweiten Abend der vom Kronberger Kulturkreis und den Kronberger Lichtspielen veranstalteten Reihe „Kabarett im Kino“ mit Glaubensfragen und Vorurteilen.

Foto: Wittkopf

Kronberg (pf) – Eine Vorlesung in vergleichenden Religionswissenschaften war es nicht, was die Besucher der Reihe „Kabarett im Kino“ am Mittwoch vergangener Woche erlebten. Aber die beiden Kabarettisten, der Deutsche Lutz von Rosenberg Lipinsky und der gebürtige Türke Kerim Pamuk, machten dem Publikum in Glaubensdingen dennoch einiges klar. Unter dem Motto „Brüder im Geiste – Kabarett zwischen Kirche und Koran“ ging es um das Thema Christentum und Islam, ein höchst aktuelles Thema, wie nicht zuletzt der Bundestagswahlkampf und sein Ergebnis zeigten. Kerim Pamuk, der Muslim und studierte Orientalist vom Schwarzen Meer, brachte es in seinem Dialog mit dem protestantischen Theologen aus dem Münsterland so auf den Punkt: „Ihr habt geglaubt, ihr braucht nicht mehr zu glauben.“

Aber zunächst gab es einen kurzen Schlagabtausch in dem Spiel, wer sticht – Bibel oder Koran? In welchem der Bücher findet man mehr Fanatismus, mehr Tötungen, mehr Heilige, wo gibt es mehr Kultur, mehr Folklore, mehr Sport, welche Religion punktet mit mehr Kostümen, mehr Massenaufmärschen, mehr Toleranz? Diese Fragen konnten Lutz von Rosenberg Lipinsky und Kerim Pamuk relativ schnell beantworten. Bei der Frage nach dem Humor – „hast du da was?“ – mussten jedoch beide passen.

Gehört der Islam zu Deutschland oder ist es schon umgekehrt, wollten sie wissen. Dass ausgerechnet in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen die Angst vor einer Islamisierung des Abendlandes am größten ist, konnte Pamuk überhaupt nicht verstehen. „Dort gibt es 0,1 Prozent Muslime“, sagte er. „Und wenn ich dorthin ziehe, sind es 0,2 Prozent. Die Menschen kennen sie nicht, aber sie hassen sie – da kann es sich nur um Phantom-Hass handeln.“

Ob es denn auch bei den Muslimen Angst vor Minderheiten gebe, wollte Rosenberg von seinem Kollegen wissen. Als sie noch klein waren, hätten sie Angst vor Zigeunern gehabt, erinnerte sich Pamuk. Die würden Kinder stehlen, wenn sie nicht brav seien, hätten ihnen die Großeltern in seiner Heimat am Schwarzen Meer erzählt. Die heißen heute Sinti und Roma, korrigierte ihn Rosenberg. Doch Pamuk wusste es besser: „Heute heißen sie Rotationseuropäer.“ Und er lud seinen Freund ein, nach der Veranstaltung mit ihm ein Rotationseuropäer-Schnitzel zu essen.

Die Christianisierung des Abendlandes sei die indirekte Folge der Völkerwanderung und der Eroberung Roms gewesen, stellten sie fest. Aber mit christlichen Minderheiten und Sekten hätte die Kirche ihre Probleme gehabt und stets kurzen Prozess gemacht. Sie wurden verfolgt und nach Amerika „outgesourct“. Dass ausgerechnet Amerika und die USA heute die wichtigste Macht der Welt sei, kommentierten die beiden Kabarettisten mit der lakonischen Bemerkung: „Dumm gelaufen.“

Einig waren sich die beiden, dass das Christentum älter als der Islam ist. Christus war Single, Mohammed hatte zehn Frauen. Und der Streit zwischen Suniten und Schiiten entstand bereits drei Generationen nach Mohammeds Tod. Die Schiiten wollten die Nachfolge des Propheten in der Verwandtschaft sichern, die Sunniten dagegen setzten auf Eignung für das Amt. „Da hat Mohammed seinen Nachlass nicht sauber geregelt“, stellte der protestantische Christ fest. Die Bibelübersetzung bezeichnete Pamuk als „Update“ und als er später erklärte, der Koran sei in Hocharabisch geschrieben, was kaum einer lesen könne, meinte Rosenberg: „Ihr braucht einen Luther.“

Letzte Fragen wie das Leben nach dem Tod und das Paradies kamen natürlich auch zur Sprache. Ob dort auf Märtyrerinnen auch 72 Jungmänner warteten, diese Frage konnte der Muslim allerdings nicht beantworten, amüsierte sich lieber über die Vorstellung von Bekennervideos in verschiedenen Dialekten, beispielsweise in Norddeutsch, Schwäbisch, Hessisch oder Schwyzerdütsch. „Wir haben die Freiheit, uns nicht nur Bärte wachsen zu lassen, sondern wir dürfen auch unsere Frauen zeigen“, meinte Rosenberg und fragte: „Warum hängt ihr Säcke über eure Alte?“ „Das erleichtert die Partnerwahl“, antwortete Pamuk, „bei uns dürfen Frauen auch kein Geld haben.“ Eine Feststellung, die der Christ mit dem Satz kommentierte: „Es ist doch nicht alles schlecht im Islam.“



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