Digna tanzt

Digna macht Hausaufgaben – im Sitzen! Foto: privat

Kronberg. – „We has taken bus to Frankfurt”. Digna schaute mich an. „War richtig?“

„Fine, Digna, but ,we has taken…‘?”

Digna und ich saßen beim wöchentlichen Englischunterricht im Haus der Heilig-Geist Frauengemeinschaft des Ordens Opus Spiritus Sancti in Mammolshain.

Digna kommt aus Himo in Tansania, einem Ort, dessen Schule nach dem verstorbenen Kronberger Pfarrer Paul Albert Simon benannt wurde und die durch eben diese Frauengemeinschaft und einen hiesigen Förderverein unterstützt wird, d.h. die Lehrergehälter werden bezahlt und den Kindern dadurch der Schulbesuch samt Schuluniform und einer täglichen warmen Mahlzeit ermöglicht.

Digna, die schon mehrfach aus Tansania nach Mammolshain gekommen war und inzwischen ganz gut deutsch spricht, benötigt für ihre zukünftigen Aufgaben als „Matron“ in der Schule von Himo neben Computer - noch bessere Englischkenntnisse.

Bei der ersten Begrüßung im Sommer strahlte sie mich an und sagte: „Good morning, sister!“

Ich freute mich über die familiäre Aufnahme; wir setzten uns an den großen Tisch, auf dem schon das grammatische Übungsbuch, Heft und Stifte bereit lagen, und los ging‘s.

Dignas Antworten auf meine Fragen brachten uns oft zum Lachen, waren sie doch anfangs oft eine Mischung aus Englisch und Deutsch; beide Sprachen sind ihr letztlich fremd, und zuweilen musste ich sie erst darauf hinweisen, dass „Heute is Tuesday the fünfte Juni“ nicht nur aus englischen Worten bestehe.

Dann schlug sie sich mit komischer Verzweiflung gegen die Stirn und seufzte:

„Ah, yes, difficult für mich!“

Ich ließ sie viel erzählen, von ihrer Familie, ihrem Land Tansania oder auch dem Tagesablauf hier in der Frauengemeinschaft, wo neben viel Kirche auch Küche, Kochen, Computer und „knowledge of English“ ihre Zeit beanspruchen.

Nach einer dieser auch für mich höchst unterhaltsamen Englischstunden schlug ich Digna vor, sie solle doch zum nächsten Mal einen kleinen Aufsatz schreiben: „My first weeks in Germany.“

Ich schaute sie an, ob ihr der Vorschlag wohl gefiele. Da sprang sie auf, lachte, klatschte in die Hände und fing an zu tanzen!

„I love homework like that!“ rief sie, nahm mich bei den Händen und wir drehten uns beide im Kreise!

Lernen = ansteckende Freude = Tanzen:

Das ist überzeugende Missionsarbeit!

Hallo Ihr Lehrer! Wollt Ihr bitte diese afrikanische Gleichung ins Curriculum aufnehmen!
Ursula Uhde

Schreibstube Kronberg



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