Direkte Einblicke in die Arbeit der offenen Tafel zum Zehnjährigen

Johannes Baron mit Tafel-Helferin Birte Hoffmann bei der Lebensmittelabgabe

Foto: privat

Main-Taunus. – Vor zehn Jahren wurde die Schwalbacher Tafel gegründet. Dies nimmt die Evangelische Familienbildung Main-Taunus als Trägerin der Einrichtung zum Anlass, mit verschiedenen Veranstaltungen auf die Arbeit der Tafel aufmerksam zu machen.

Im Rahmen der „Woche der offenen Tafel“ etwa war der Tafelladen in der Spechtstraße in Schwalbach für alle Interessierten geöffnet. Besucher hatten vergangene Woche während der regulären Lebensmittel-Ausgabe-Zeiten die Gelegenheit, sich selbst ein Bild von der Arbeit der Tafel zu machen und mit den Helfenden und Tafelkunden ins Gespräch zu kommen.

„Prominenz“ aus Politik und Kirche waren zudem zum Helfen eingeladen – sie packten selbst mit an und unterstützten die ehrenamtlichen Tafelhelfer bei der Lebensmittel-Ausgabe. Auf diese Weise kamen auch sie einmal mit Menschen am Rande der Gesellschaft in Berührung. Cornelia Zimmermann-Müller, Leiterin der Evangelischen Familienbildung Main-Taunus und der Schwalbacher Tafel, wies im Rahmen der Aktion noch einmal auf die Bedeutung des Ehrenamtes hin, da der immense logistische Aufwand, der hinter der Tafel steht, ohne die 140 ehrenamtlich Helfenden gar nicht möglich sei, die mehr als 10.000 Arbeitsstunden im Jahr leisten. Ebenso betonte sie, dass die Tafel nur mithilfe von Spenden aufrechterhalten bleiben könne. Für die Tafel fallen jährlich Kosten in Höhe von 90.000 Euro an, die nur zu einem guten Drittel durch Zuschüsse des Main-Taunus-Kreises und der Kommunen finanziert werden. Der Rest müsse durch Spenden aufgebracht werden.

Barbara Blaschek-Bernhardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Stadtverordnetenversammlung Schwalbach, war eine der Helferinnen, die im Rahmen der Aktionswoche in der Tafel mitarbeiteten. „Das war eine sehr interessante Erfahrung für mich. Die Kunden sind sehr freundlich und so dankbar. Sie danken mir so, als ob ich persönlich ihnen die Lebensmittel schenken würde. Schockiert hat mich, dass die meisten helle, weiche Brötchen haben möchten, weil sie so schlechte Zähne haben, und nicht, weil sie ihnen besser schmecken“, erzählt sie.

Johannes Baron, Kreisbeigeordneter des Main-Taunus-Kreises, gibt seine Eindrücke wieder: „Mir ist aufgefallen, dass unter den Tafelkunden viele Menschen mit Migrationshintergrund sind und auch relativ junge Menschen. Ich hatte auch Gelegenheit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Das fand ich gut, denn so man erfährt auch etwas über die Hintergründe. Die Arbeit im Tafelladen ist sehr gut organisiert, alle Abläufe der vielen Mitarbeitenden passen. Da merkt man die inzwischen zehnjährige Erfahrung.“„Man hat sonst eher selten Kontakt mit Armut, daher finde ich es sehr sinnvoll, auch mal diese Erfahrung zu machen. Für viele ist es normal, einfach zum Supermarkt zu fahren, wenn der Kühlschrank leer ist. Das ist für die Tafelkunden ja so nicht möglich. Zumal mir aufgefallen ist, dass viele große Familien mit sechs bis acht Personen darunter sind“, ergänzt Christian Heinz, CDU-Landtagsabgeordneter.

Die Schwalbacher Tafel wurde 2007 von der Evangelischen Familienbildung Main-Taunus gegründet. Seitdem versorgt sie Menschen aus den Gemeinden Eschborn, Bad Soden, Schwalbach und Sulzbach im östlichen Main-Taunus-Kreis mit Lebensmitteln. Denn auch in dieser reichen Region leben viele Menschen, deren Einkommen so niedrig ist, dass sie berechtigt sind, die Hilfe der Tafel anzunehmen. Etwa 300 Familien nehmen dieses Angebot regelmäßig wahr. Im Schwalbacher Tafelladen werden jedes Jahr Lebensmittel im Wert von etwa 250.000 Euro ausgegeben, die von 34 Supermärkten, kleineren Lebensmittelläden und Bäckereien zur Verfügung gestellt werden. Weitere Informationen zur Schwalbacher Tafel und wie man helfen kann, finden sich unter www.tafel-schwalbach.de.



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