Ehrenplakette für Dr. Ursula Philippi im Rahmen der Partnerschaftsfeier

Bürgermeister Klaus Temmen (links) und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (Mitte) bei der Überreichung der städtischen Ehrenplakette an Dr. Ursula Philippi.
Fotos: S. Puck

Kronberg (pu) – Anfangs waren die Politiker der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik und der Kommunen ausschlaggebend, um die inzwischen drei Jahrzehnte dauernde Städtepartnerschaft zwischen Ballenstedt im Harz und Kronberg auf die Schiene zu setzen (wir berichteten). Die sich anschließende erfolgreiche Entwicklung der richtungsweisenden und teils auch mutigen Bereitschaft von Bürgern auf beiden Seiten ist es zu verdanken, dass dieser deutsch-deutschen Partnerschaft aller anfänglichen Schwierigkeiten zum Trotz Leben eingehaucht wurde:

Zu den Antriebsmotoren der ersten Zeit seit Unterzeichnung der Verschwisterungsurkunden im Oktober 1988 zählt auf Kronberger Seite Dr. Ursula Philippi. Schon gut vier Wochen vor der Gründung des hiesigen Partnerschaftsvereins am 7. Dezember 1989, brachte sie gemeinsam mit ihrem Mann Hans Robert die ersten aus dem Harz angereisten Gäste in ihrem Haus unter. Im folgenden Jahr hatte sie über 200 Übernachtungen von Besuchern aus Ballenstedt! 1991 übernahm sie das Amt der Schatzmeisterin, bis sie vier Jahre später zur ersten Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Kronberg-Ballenstedt gewählt wurde, an dessen Spitze sie seitdem steht.

Hoher persönlicher Einsatz

Nach Überzeugung des Ältestenrats der Stadtverordnetenversammlung und des Magistrats der Stadt Kronberg war nunmehr der Zeitpunkt gekommen, dieses beispielhafte und mit oftmaligem Hintanstellen persönlicher Belange verknüpfte Wirken mit der Verleihung der städtischen Ehrenplakette zu würdigen und welcher Rahmen hätte für die bis zuletzt geheim gehaltene Überraschung geeigneter sein können, als die Sonntags-Matinee zum runden Partnerschaftsgeburtstag im mit Herbstfrüchten geschmückten Festsaal der Stadthalle mit rund 300 geladenen Gästen. Während Dr. Ursula Philippi völlig perplex und sichtlich um Fassung ringend von Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos)und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU) nach vorne gebeten wurde, lenkte der Rathauschef das Augenmerk auf die lange Liste des besonderen persönlichen ehrenamtlichen Einsatzes der zu Ehrenden.

In ihre Amtszeit fallen bedeutende Feierlichkeiten, unter anderem zum zehnjährigen und 25-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft. Vor fünf Jahren entstand unter anderem das von ihr verfasste und gestaltete Buch „25 Jahre Kronberg-Ballenstedt“. Besonderes Augenmerk legt Dr. Ursula Philippi, die im Jahr 2010 bereits mit dem Kronberger Frauenpreis ausgezeichnet wurde, in ihrer Arbeit auf den sozialen-, kulturgeschichtlichen Aspekt, den Jugendaustausch, sowie die Förderung gezielter Projekte in Ballenstedt. Sie trägt ganz entscheidend dazu bei, Förderkurse für Kinder in Ballenstedt anzubieten, Jugendliche mit besonderer Begabung beispielsweise musikalisch zu fördern und Unterstützung beim Berufseintritt anzubieten und hilft dem Ballenstedter Frauenhaus sowie der Senioren- und Behindertenarbeit und dem Haus am Teich mit Rat und Tat.

Dies vor Augen bedankte sich Doris Haußen, Vorsitzende des Vereins Soziale Dienste Ballenstedt, für die langjährige Kronberger Unterstützung mit einem Kalender und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, die Hilfe und die Freundschaften mögen noch lange Fortsetzung finden und das hehre Ziel gelingen, zunehmend die nachfolgenden Generationen für die deutsch-deutsche Partnerschaft zu begeistern. In diesem Zusammenhang nicht zu vergessen, dass seit Jahren in der Vorweihnachtszeit Päckchen an etwa 30 sozialbedürftige Familien in Ballenstedt verschickt werden.

Reisen und Veranstaltungen

Wie Klaus Temmen weiter ausführte, hat Dr. Ursula Philippi mit ihrer Wegbegleiterin Brigitte Möller, übrigens der Dienstältesten im Verein, und zusammen mit dem Vorstand des Partnerschaftsvereins Kronberg-Ballenstedt seit 1991 unzählige Fahrten ins In- und Ausland organisiert. „Die Reisen haben neben den Begegnungen in Ballenstedt insgesamt zum Ziel, die deutsch-deutsche Geschichte lebendig zu halten und historische Verbindungen zwischen den Ländern in Europa zu veranschaulichen“, unterstrich der Rathauschef. Allein in den letzten zehn Jahren standen unter anderem eine Masuren-Rundreise, Hirschberg, Krakau, Breslau, Südböhmen und Prag, Dresden, Berlin, Baltikum, die von vielen Seiten gelobte letztjährige „Lutherreise“ und zuletzt Leipzig und Ballenstedt anlässlich des ersten Teils der 30-jährigen Feierlichkeiten im August auf der Agenda.

Zudem engagiert sich die neue Trägerin der städtischen Ehrenplakette im Rahmen des Kronberger Kunst- und Weinmarkts, des Internationalen Kronberger Straßentheaterfestivals „Da Capo“ des Kronberger Kulturkreises, als Gründungsmitglied des Aktionskreises Lebenswerte Altstadt sowie bei weiteren Märkten und Veranstaltungen in Kronberg und Ballenstedt. Schmunzelnd berichtete der Bürgermeister von der legendären Gestaltung der Weihnachtsmarkthütte vor der Receptur und die Plätzchen am Stand der Museumsgesellschaft auf dem Kronberger Weihnachtsmarkt – aus der Plätzchenmanufaktur Philippi in der Oberen Höllgasse. Unvergessen seien auch die Weihnachtskranzaktionen im Hause Philippi, deren Verkaufserlös Ballenstedter Familien und Institutionen zu Gute kam. Und, wie könnte es anders sein, ist sie mit dem Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt seit nunmehr 16 Jahren auch beim Weihnachtsmarkt in Ballenstedt aktiv.

„Der besondere persönliche Einsatz von Dr. Ursula Philippi und ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement leisten einen wesentlichen Beitrag zur gelungenen Städtepartnerschaft zwischen Kronberg im Taunus und Ballenstedt im Harz. Unterstützung findet sie dabei natürlich im Vorstand des Partnerschaftsvereins Kronberg-Ballenstedt und von ihrem Mann Hans Robert Philippi und durch ihre Mutter Mechtild Westedt“, beendete Temmen die Laudatio, bevor er – gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche – die silberne Plakette, die silberne Ehrennadel und eine Urkunde überreichte.

Dieser Höhepunkt krönte die Feierlichkeiten in familiär-fröhlicher Atmosphäre, doch damit nicht genug der besonderen Momente und Gesten an diesem sonnigen, warmen Sonntag, die ein Lächeln in die Gesichter zauberte und die Herzen wärmte.

Noch ganz unter dem Eindruck des am Vortag gemeinsamen Frankfurt-Aufenthalts stand Ballenstedts Bürgermeister Dr. Michael Knoppik (CDU), der von einem „unvergesslichen Tag“ sprach mit „menschenüberfluteten Straßen in der neuen Frankfurter Altstadt“, einer für Kleinstädter ungewohnten Erfahrung und von seiner ersten Nacht bei Familie Jodlauk und deren herzlicher Aufnahme vor etlichen Jahren. Mit Blick auf die innige Verbundenheit teilte er mit den Gästen seine Auffassung, der übliche förmliche Einstieg ins Grußwort „Sehr geehrte …“ sei völlig fehl am Platz, vielmehr rief er der Festgemeinde „Liebe Freunde und guten Morgen liebe Ballenstedter!“ zu. Es sei an der Zeit Dank zu sagen, nicht nur den Verwaltungen, sondern „auch allen Menschen, die dafür sorgten und sorgen, dass alles so wunderbar funktioniert, die Freundschaft Jahr für Jahr vorangetrieben wird, Kontakte über den offiziellen Charakter hinaus gepflegt werden und Netzwerke geknüpft werden.“ In diesem Zusammenhang freute er sich, dass die beiden Gymnasien Wolterstorff und Altkönigschule wieder näher zusammengebracht werden konnten.

Mobile Präsente

Nachdem im August während der Feier im Harz eine vier Meter hohe Metallskulptur des Ballenstedter Künstlers Marcus Brockhaus eingeweiht worden war, die mit dem Titel „Connection“ auf die 30-jährige herzliche Beziehung zwischen Kronberg und Ballenstedt hinweist, hatten die Gäste aus der Kleinstadt im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt nun neben typisch regionalen Spezialitäten eine etwa 50 Zentimeter große Nachbildung im Gepäck. Der Vorteil lag für den Ballenstedter Bürgermeister auf der Hand: „Sie ist mobil!“, erklärte er mit einem schelmischen Grinsen in Anspielung auf die langatmige Diskussion um den Standort für die Berliner Mauerteile und einigen Entscheidungen mehr, für die es in der Burgstadt mitunter eines langen Atems benötigt. Die Kronberger revanchierten sich unter anderem mit Jubiläums-Bembeln des Thäler-Kerbe-Vereins und dem passenden hessischen Getränk.

Während der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Ballenstedt-Kronberg, Hans-Joachim Schulze vor allem die „vielen persönlichen Beziehungen, die interessanten Gespräche und das gute Miteinander“ heraushob, erinnerte Kronbergs Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU) an die Anfänge dieser ersten Verschwisterung einer kreisangehörigen Kommune in Hessen mit einer kreisangehörigen Stadt in der DDR.

„Wenn wir uns in das Jahr 1988 zurückversetzen, als die Städtepartnerschaft zwischen Ballenstedt und Kronberg im Taunus offiziell gegründet wurde, dann konnte damals wohl niemand voraussehen, wie sich diese Beziehung entwickeln würde, denn unser Land war damals noch durch Stacheldraht und Mauer getrennt“, blickte Knoche zurück. Die drei Teile der Berliner Mauer, „die wir hier am Berliner Platz im Herzen Kronbergs aufgestellt haben, erinnern uns dauerhaft an das Ende der deutschen Teilung und an die deutsche Wiedervereinigung, eines der bedeutsamsten historischen Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts, das die Welt verändert hat.“

Zukunft

Auch die an diesem Festtag besonders im Mittelpunkt stehende Dr. Ursula Philippi machte noch einmal deutlich, dass der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende Wilhelm Kreß

es mit seiner Aussage: „Wir sprechen zwar eine Sprache, aber wir können uns nicht verstehen“ auf den Punkt gebracht habe. Doch dadurch, dass „Menschen zu Motoren der Städtepartnerschaften“ geworden seien, hätten die aufregenden Jahre des Umbruchs sowie sämtliche Herausforderungen gemeistert werden können. Ihr herzlicher Dank galt ihren Wegbegleitern, ohne die das nie möglich gewesen wäre.

Nun sei das Gebot der Stunde, das Ganze mitnichten als selbstverständlich anzusehen. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft meistern!“, gab sie den Gästen und den Menschen beider Kommunen mit auf den Weg. Als Versprechen für diese Zukunft unterzeichneten die offiziellen Vertreter der Kommunen und der Partnerschaftsvereine eine Erneuerungsurkunde im Goldenen Buch.

In kultureller Hinsicht stützen und bereichern von Beginn an die Sängervereinigung Opperode, der Männergesangverein 1860 Kronberg und die Theatergruppe „die hannemanns“ die Partnerschaft, die dementsprechend auch am Sonntag für das Rahmenprogramm sorgten.

Der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Ballenstedt-Kronberg, Hans-Joachim Schulze Eintrag ins Goldene Buch.

Die Sängervereinigung Opperode und der Männergesangverein 1860 Kronberg gaben ein gemeinsames Ständchen.

Weitere Artikelbilder



X