FDP sieht Handlungsbedarf, damit Integration gelingt

Kronberg (mw) – Nach ihrem Kernthema Haushalt wartete die FDP im Rahmen einer Pressekonferenz im Kronberger Hof mit zwei weiteren Themen auf, die sie vorantreiben möchte. Die Stichworte sind „bezahlbarer Wohnraum“ und „Flüchtlinge“.

Bezahlbarer Wohnraum

Die Begriffe „bezahlbarer Wohnraum“ und „sozialer Wohnungsbau“ würden innerhalb der politischen Diskussion immer wieder bemüht, und doch seien sie bis heute „schwammig“ geblieben. „Es ist nämlich in keiner Weise definiert, was das für den Raum Kronberg genau bedeuten soll“, erklärt Holger Grupe im Rahmen der Pressekonferenz. Es sei wichtig, hier gemeinschaftlich politisch an einer Definition zu arbeiten, gerade im Hinblick auf die weiteren Wohnungsbaugebiete in Oberhöchstadt und im Grünen Weg und festzulegen, wie viel Prozent Wohnungen beispielsweise für Geringverdiener die Stadt einplanen will. „Wir wollen in Kronberg eine vernünftig strukturierte Gemeinschaft mit Sozialvermischung entwickeln“, fügt Walther Kiep hinzu.

Die Zielgruppe sei per se im Wohnraumförderungsgesetz beschrieben. „Haushalte mit geringem Einkommen, die sich aus eigener Kraft die am Markt angebotenen, ihren Wohnbedürfnissen entsprechenden Wohnungen, finanziell nicht leisten können.“ Hierzu zählten insbesondere Familien sowie andere Haushalte mit Kindern, Alleinerziehende, ältere und behinderte Menschen. „Wichtig ist uns jedoch die Trennung zwischen sozial gefördertem Wohnraum und bezahlbarem Wohnraum. Der sozial geförderte Wohnraum soll Bedürftigen helfen, die es auch in Kronberg gibt. Der sogenannte bezahlbare Wohnraum soll zum Beispiel den Zuzug junger Familien ermöglichen, aber auch verhindern, dass Menschen aus Kronberg fortziehen müssen. In Kronberg fehle es an preisgünstigen Wohnungen „Dennoch ist bezahlbar in den Kronberger Kontext zu stellen“, finden die Liberalen. „10 Euro pro Quadratmeter kann eine realistische Richtgröße sein.“ Derzeit habe Kronberg eine „gute Durchmischung“, bei hoher Wohnqualität zu bieten. Die vorhandene Sozialstruktur soll gehalten werden, da sie „als sozialer Klebstoff auch der Garant für ein aktives Gemeindeleben ist“. Der Werterhalt oder die Wertsteigerung von Eigenheimen müsse ebenso Rechnung getragen werden. Aber Kronberg dürfe nicht zum „Altenheim“ und zur „Schlafstadt“ werden, dem müsse mit Wohnraum für „Zuzug und frischem Blut“ begegnet werden.

Neben einer genauen Definition des Richtwertes, was für Kronberg „bezahlbarer Wohnraum“ heißt, wollen sich die Liberalen für eine Bedarfsanalyse für Sozialwohnungen, inklusive der zu erwartenden anerkannten Flüchtlinge einsetzen. „Um Sozialwohnungsbestände dezentral aufzubauen, kann die Stadt Belegungsrechte ankaufen“, erläutern sie. Nach Empfehlungen des Deutschen Städtetags seien 20 Prozent des Wohnungsbestandes zur Versorgung geringererer Einkommen anzustreben. „Diesen Richtwert sollten wir politisch diskutieren.“ Danach – unter möglicher Einbindung ins Stadtentwicklungskonzept könne bei größeren Neubauprojekten, wie der Neugestaltung des Sportplatzgeländes in Oberhöchstadt dieser Richtwert angelegt werden.

Flüchtlinge – Erfolgreiche Integration

Die Flüchtlingshilfe Kronberg sieht die FDP als „Beispiel einer funktionierenden Bürgergesellschaft“. Doch FDP-Stadtverordnete Kristina Fröhlich, auch Mitglied im Kultur- und Sozialausschuss, erinnert daran, dass trotz dieser Eigeninitiative letztendlich die Stadtverordneten die Verantwortung für die Integration der Flüchtlinge tragen. Und da sehen die Liberalen akuten Handlungsbedarf. „Wir müssen jetzt Lösungsansätze entwickeln, damit der Zug der Integration nicht abfährt“, fügt Dietrich Kube hinzu. Warum? Weil es an Kitaplätzen für die Drei- bis Sechsjährigen mangelt, wie Fröhlich aufzeigt. Auf der Warteliste stehen etwa zehn Kronberger Kinder und zwanzig Flüchtlingskinder.

Den Zahlen zufolge aus dem Integrationsdezernat ergibt sich aus Sicht der FDP-Fraktion insbesondere Handlungsbedarf im Bereich Kita und auch Grundschule. Die Lehrerinnen und Lehrer befinden sich durch die Herausforderungen der Inklusion und der Aufnahme der Flüchtlingskinder ohnehin schon an ihrer Belastungsgrenze, so Fröhlich. Selbst wenn die Stadt Geld in die Hand nehmen würde, sei es nicht einfach, zusätzliche Plätze zu schaffen, weil es hierzu der Einstellung examinierter Erzieherinnen oder Erzieher bedarf. „Wie alle wissen, ist der Markt aber im Moment leergefegt“, berichtet Fröhlich. Was also tun? „Uns allen ist doch bewusst, dass wir jetzt handeln müssen, denn es kommt bei einer erfolgreichen Integration ganz wesentlich auf die nächste Generation an“, sind sich Walther Kiep, Holger Grupe und Kristina Fröhlich einig. Fröhlich sieht hier Lösungansätze im Gespräch mit den Vereinen, aber auch mit pensionierten Erziehern, möglicherweise. „Wir müssen überlegen, wo können wir die Kinder abholen.“ Vielleicht gibt es die Möglichkeit, eine Kindergruppe an die Frauengruppe „Mama lernt Deutsch“ anzugliedern oder etwas Ähnliches über die Schülerhilfe an der AKS zu initiieren. Auf keinen Fall dürfe die Zeit, in der die Kinder am besten integriert werden könnten, ungenutzt bleiben. „Hier müssen wir schnell handeln kommen“, erklären die Drei abschließend.



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