Frank Franke ist unermüdlich im Einsatz für Menschen in Not

Im Rahmen des Kronberger Lesefestivals Gast in der Stadtbücherei: Frank Franke, Präsident der Hilfsorganisation „Luftfahrt ohne Grenzen“ (links), im Gespräch mit Michael Heinz (rechts). Foto: Böttcher

Kronberg (bö) – Im Rahmen des Kronberger Lesefestivals „Lesen und lesen lassen“, das seit 2012 in der Kronberger Stadtbücherei veranstaltet wird, war der Präsident der Hilfsorganisation „Luftfahrt ohne Grenzen/Wings of help“ Frank Franke zu Gast.

Bei der Kinderhilfsorganisation handelt es sich um einen 2003 gegründeten Verein, dessen Entstehung durch eine französische Hilfsorganisation animiert wurde. Zu den anfänglichen Tätigkeiten gehörte vor allem der Transport operationsbedürftiger Kinder aus Krisengebieten, dank internationaler Aufmerksamkeit und Unterstützung weiteten sich die Hilfseinsätze weiter aus. Mittlerweile umfasst gibt die Organisation zusätzlich effektive und anhaltende Hilfestellungen in von Katastrophen betroffenen Gebieten.

In dem von Michael Heinz geführten Interview ging es sowohl um die berufliche als auch persönliche Entwicklung des Oberhöchstädters Franke. Diesen führte sein beruflicher Weg zunächst zum Hessischen Rundfunk. Erste Auftritte im Radio hatte er allerdings bereits im Alter von 14 Jahren, als er dank seines Deutschlehrers an der Aufnahme eines Hörspieles teilnehmen durfte. Und dem Rat einer alten Dame folgend („Lass den später mal was reden, sonst wird das nix mit dem!“), begann Frank Franke später als Moderator beim Kinderfunk. Das sei die beste Schule gewesen, weil man dort unvorbereitet auf jede Situation reagieren müsse. Und das sei eine echte Herausforderung. Jetzt grinst er: „Kinder sind einfach klasse.“

Als es am 26. April 1986 zur Nuklearkatastrophe von Tschernobyl kommt, ergreift Frank Franke angesichts der Hilflosigkeit, ein innerer Drang, etwas zu verändern. Schließlich fliegt er selbst an den Unglücksort. Seine Schilderungen sind erschreckend: Kinderheime, in denen verstümmelte Hinterbliebene fortan ohne Eltern aufwachsen müssen. Gravierende Änderungen des Erbguts, sei es das der Überlebenden oder das der Pflanzen und Tiere im betroffenen Gebiet.

Später wird er sich – einem Déjà-vu gleich - in Fukushima an diese Tage zurückerinnern. Er wundert sich, wie gut die Menschen lügen können. Immer wieder. Heute sagt er: „Das Abschalten der Atomkraftwerke ist die beste Entscheidung, die je getroffen wurde.“

Als es dann 1988 in Armenien zu einem Erdbeben kommt, dem viele Menschen zum Opfer fallen, ist ein Gespräch mit einem Lufthansa-Kapitän, der während seines Berichtes in Tränen ausbricht, das Schlüsselerlebnis für Franke. Daraufhin beschließt er, mithilfe von Geldern, die über „Wunschtitel“ eingenommen wurden, jedem Kind ein Weihnachtsgeschenk zu überreichen, erfahren die gespannt lauschenden Zuhörer. 50 DM kostete ein Lieblingslied und seine Strategie ging – überraschenderweise – erstaunlich gut auf. Statt der geplanten 10.000 DM wurden es 4,6 Millionen und anstelle von „ein paar“ Wunschtiteln gab es so viele, dass sogar die Nächte hindurch Musik abgespielt wurde.

Dank dieses humanitären Engagements kommt es 2003 zur bereits erwähnten Gründung von „Luftfahrt ohne Grenzen – LOG“.

Gerade ein Jahr später fordert der Tsunami Aufmerksamkeit und Hilfen. Der erste Großeinsatz folgt in Südost-Asien, erneut in Zusammenarbeit von Lufthansa und Frank Franke. Der Luftfahrtkonzern hatte zuvor bereits Flüge für deutsche Urlauber durchgeführt, diese Idee wurde dann in Kombination mit Lieferungen von Medikamenten und überlebenswichtigen Grundgütern optimiert und zur erfolgreichen Hilfsstrategie. Die Cholera-bedingte Kindersterblichkeit auf Haiti etwa konnte mit Hilfe von Luftfahrt ohne Grenzen von 18, 8 auf 0,08 Prozent reduziert werden, zeigt Franke die Erfolge auf.

Diese Aufeinanderfolge intensiver Unterstützungen bei Krisen dauert weltweit bis heute an. Und so kam die Sprache, an diesem Abend natürlich auch auf die aktuelle Flüchtlingskrise: Frank Franke berichtete hierzu von seinem Aufenthalt im griechischen Flüchtlingslager Idomeni. Die Zustände seien inakzeptabel und das global-politische Vorgehen gegen die Ursachen viel zu gering. Sein Standpunkt zu den Lösungsversuchen des Problems innerhalb Europas: „Flüchtende Menschen darf man nicht aufhalten. Das geht sogar gegen die Genfer Konventionen. Und trotzdem schotten die Länder Europas sich immer weiter ab.“

Allem politischen Ärger und der zunehmenden Krisenherde zum Trotz gibt er nicht auf, er erklärt vielmehr: „Viele Menschen fragen sich im Laufe ihres Lebens immer wieder: Was habe ich erreicht? Und sie verzweifeln, weil sie keine Antwort haben.“ Er aber könne seine Erfolge sehen. An dieser Stelle erzählt der Oberhöchstädter von einem Spruch, der seine Bürowände ziert: Hummeln sind demnach wissenschaftlich nicht dazu in der Lage, zu fliegen. Und sie täten es doch, weil sie nichts von ihrem anatomischen Pech wüssten und sich den physikalischen Gesetzten der Natur einfach widersetzten. So einfach geht das als Hummel! Als ein Frank Franke sei es nicht immer ganz so einfach, denn das Helfen wird schwierig, wenn betroffene Staaten etwa Zölle auf Hilfsgüter erheben, wie es in Nepal der Fall war.

Aber woher nimmt ein Mensch die Kraft, so vieles zu stemmen, fragt Moderator Heinz zum Abschluss: „Vielleicht liegt die Antwort im Ergebnis“, sagt der Oberhöchstädter und meint damit, dass er aus Erfolgen neue Kraft schöpft, um die Niederlagen einstecken zu können. Er sei kein Sportler, kein Politiker. Vielleicht nur eine „Hummel, die humanitäre Ziele verfolgt“.



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