Früher Wahrzeichen auf dem Burgberg, heute Bürgerburg

Vorstandssprecherin Martha Ried bringt sich zum Wohle der Burg seit 15 Jahren aktiv in Stiftung und Verein ein. Schatzmeister Uwe Wittstock überraschte „unsere Chefin“ mit Blumen. Fotos: S. Puck

Kronberg (pu) – Nachdem vor zwei Monaten anlässlich der offiziellen Einweihung des sanierten Terracottasaals ausschließlich geladene Gäste die in diesem Jahr anstehenden besonderen Geburtstage „25 Jahre Burgverein und 20 Jahre Stiftung Burg Kronberg“ gewürdigt hatten, gingen die Feierlichkeiten unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am letzten Sonntag für alle Burgfreunde und solche, die es werden wollen, in die nächste Runde.

Langer Atem und viele Spenden

Die Veranstalter hatten für diesen Tag ein buntes Unterhaltungsprogramm für alle Altersklassen zusammengestellt, doch zunächst galt es dem feierlichen Anlass entsprechend einen kurzen Blick zurück zu werfen. „Im Vergleich zu anderen Kronberger Vereinen sind wir ein sehr junger Verein, aber was wir in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit geleistet haben, kann sich sehen lassen“, brachte es Vorstandssprecherin Martha Ried auf den Punkt. Selbst die kühnsten Optimisten hätten nach den ersten beunruhigenden Meldungen im Winter/Frühjahr 1989 mit einer solchen Erfolgsgeschichte niemals gerechnet, galt es doch zunächst, das Wahrzeichen Kronbergs vor der drohenden Schließung zu retten. Acht engagierte Kronberger fassten sich ein Herz. „Am Anfang war die Tat“, erinnerte mit Erwin Stämmler einer der Wackeren der ersten Stunde an die Geburtsstunde des Burgvereins in einem Keller im Tal. Ein erster Meilenstein war erreicht, als die Stadt sich entschloss von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen und die Burg samt Wehranlage und Freigelände 1992 erwarb. Die Renovierungs- und Sanierungskosten des Neuerwerbs wurden seinerzeit auf 2,35 Millionen D-Mark geschätzt. „Da liegen wir geringfügig drüber“, bemerkte Vorstandssprecherin Ried schmunzelnd. In der Tat, es bedurfte sowohl erheblicher finanzieller Investitionen als auch jede Menge ehrenamtlich geleisteter Arbeitsstunden, die längst einen Gegenwert in Millionenhöhe erreicht haben, um die Burg und das umliegende Gelände so herzurichten. Allein Spendengelder von über 4 Millionen Euro sowie rund 6 Millionen Euro aus der Stadtkasse schlugen zu Buche.

„Es waren nicht nur Investitionen in die Zukunft der Burg, sondern ebenso für die Zukunft der Stadt“, unterstrich Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) den hohen Stellenwert dieses Langzeitprojekts. Da diese Mammutaufgabe unmöglich von der Stadt oder dem Burgverein allein hätte gestemmt werden können, wurde am 11. Juli 1994 von beiden Partnern die Urkunde zur Gründung der Stiftung Burg Kronberg unterzeichnet, in deren Satzung als Aufgaben und Ziele die Pflege und Erhaltung der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, die Durchführung und Organisation von Veranstaltungen sowie die Einrichtung eines Museums verankert ist.

Im Laufe des letzten Vierteljahrhunderts haben sich unzählige Menschen eingebracht in dem gemeinsamen Bestreben das Großprojekt voranzubringen. Über die Ergebnisse dieser Bemühungen wurde in jüngster Zeit ausreichend berichtet, das Fest für die Bürger sollte daher ein Dankeschön für das geleistete Engagement und den Rückhalt sein, um weitere Menschen für die Burg zu begeistern. „Wie prognostiziert war langer Atem und viel Geld vonnöten, doch es lohnte sich, denn früher war die Burg ein Wahrzeichen auf dem Burgberg, heute gilt sie als Bürgerburg“, bemerkte Stadtverordnetenvorsteherin Blanka Haselmannn treffend.

Erhabener Veranstaltungsort

Bedauerlicherweise machte das wechselhafte Sonntags-Wetter den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung, es kamen längst nicht so viele Menschen zum Doppel-Geburtstag wie erhofft. All jene, die von der Wetterprognose unbeeindruckt den Burghügel erklommen, genossen das unterhaltsame Programm, ließen sich vom Jazz der „J.D. The Band“ mitreißen, bestaunten das kleinste Marionettentheater der Welt, besuchten die Sketche der Theatergruppe „die hannemanns“, die mittelalterlichen Tänze der Rittergarde, hörten Prof. Dr. Wolfgang Jaeschkes mundartliche Rede in der Montur des Ritter Hartmuths von Cronberg zur Historie und zu den Aktivitäten des Burgvereins, nahmen an Führungen teil oder ließen sich kulinarisch vom Round Table, dem Altstadtkreis und den Partnerschaftsvereinen verwöhnen und lauschten den Märchenerzählern samt musikalischer Begleitung. Auf dem Programm stand auch die Versteigerung einer Skulptur und zwei kleiner Reliefs des Holzkünstlers Alexander Heil sowie ein Gemälde von Georgi Takev, schließlich wartet mit der Restaurierung des Wappensaals eine weitere Herausforderung. Hierbei hofft man ebenso auf breite Unterstützung wie bei dem Anliegen, junge Menschen für den inzwischen rund 600 Mitglieder zählenden Verein zu begeistern, um weiterhin alle Aufgaben stemmen zu können.

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