Galerie Kerstner: Wasserlandschaften von Wulf Winckelmann in vier Zyklen

„The Last Snow“ aus Wulf Winckelmanns Zyklus „Coastline“, Mischtechnik auf Leinwand. Foto: privat

Kronberg (kb) – „Oft ist der Anfang unscharf, wie durch Milchglas betrachtet. Zunächst ahne ich vielleicht etwas wie das Meer; doch dann, nach und nach, werden Einzelheiten sichtbar“, schreibt Wulf Winckelmann über den Entstehungsprozess seiner Landschaftsbilder. „Weit oben, fast am Dünenrand haben die heftigen Brecher des Vorabends den Geruch zerschlagener Krebse zurückgelassen und lange Knäuel von Seegras und braunem Tang, der wie verheddertes Tonband über den Sand weht.“ Doch nur halb so gut könne er mit Worten beschreiben, was er mit Farbe auszudrücken vermag, sagt der gebürtige Freiburger, der sein Atelier in Wiesbaden hat, und der mit seinen Ausstellungen und Kunst-am Bau-Projekten weit im In- und Ausland unterwegs ist. „Ich stehe dort, auf dieser Tafel aus Sand, Feuchtigkeit atmend, zögernd; und dann, mit einem Mal, gehe ich los, mache einfach einen Schritt mitten hinein in dieses Bild.“

Was Wulf Winckelmann mit Spachtel und Farbe nach diesem Moment des Eintauchens in seine Erinnerung, beispielsweise an das Meer, auf die Leinwand bringt, zeigt die Galerie Kerstner in der Friedrich-Ebert-Straße 7 vom 28. März bis zum 3. Mai unter dem Motto „4x4 Wasserlandschaften“. Sie widmet sich ganz den großen Formaten des Malers Wulf Winckelmann, zeigt in vier Zyklen insgesamt 16 großformatige Landschaftsmalereien von ihm.

Allen gezeigten Bildern liegt das Thema „Wasser“ zugrunde, jedoch widmen sich die vier Bilderzyklen in unterschiedlichen Abstraktionsgraden jeweils einem anderen Aspekt: Beginnend mit Variationen über Küstenlandschaften folgen Zyklen zum Meer und der offenen See, zu Flussmündungen und Lagunenlandschaften; und schließlich die sehr abstrakte Serie „Fondamenta“, in der sich Winckelmann der Spiegelung von Architektur auf Wasserflächen widmet.

Winckelmanns Malerei lebt von der Reduktion auf das Wesentliche, auf Licht, Farbe und Struktur. Eine Horizontlinie reicht, damit sich der Betrachter seine ganz eigene Landschaft webt, indem sich das Sichtbare mit dem Unsichtbaren zusammensetzt. „In meiner Malerei bin ich mit meinen Händen mitten in der Farbe, im Geiste jedoch immer da, wo ich gerade nicht bin, aber sein möchte“, sinniert der 46-jährige Künstler. Was Winckelmann denkt, fühlt, sieht, erinnert, setzt er mit kreidigen Spachtelmassen, Acrylfarben, Pigmenten und Tuschen – mal weniger mal sehr abstrahiert in großformatige Landschaften um.

Bei dieser Fokussierung auf die menschenleere Natur, stellt sich die Frage: Ist ihm die Auseinandersetzung mit dem Menschen nicht wichtig? Das Gegenteil ist der Fall. Der Mensch ist das eigentliche Thema seiner Auseinandersetzung im Bild. „Das Sujet und Wiedererkennbare auf meinen Bildern ist nicht ihr eigentlicher Inhalt, sondern eher der Hintergrund und Katalysator für die Reflektion meines Seins – und das des Betrachters“, erklärt er.

Zu erleben sind seine großformatigen Arbeiten, zu denen die Galerie Kerstner thematisch passend auch mittlere und kleinere Gemälde des Künstlers zeigen wird, ab Freitag, den 28. März von 18 bis 20 Uhr. In Anwesenheit des Künstlers wird der erste Bildzyklus unter dem Titel „Coastline“ im Rahmen einer Vernissage vorgestellt. Immer in Anwesenheit des Künstlers Wulf Winckelmann folgen unter dem Titel „Sea“ der zweite Zyklus, Freitag, 4. April von 18 bis 20 Uhr, ein dritter Zyklus „Estuary“, Freitag, 11. April von 18 bis 20 Uhr sowie der vierte und letzte Zyklus der Ausstellung unter dem Titel „Fondamenta“, Freitag, 25. April von 18 bis 20 Uhr.

Zwischen den Vernissagen sind die Landschaftsbilder rund um das Thema „Wasser“ donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter der Telefonnummer 0171-4709465 in den Galerieräumen zu sehen.

Weitere Informationen finden sich unter www.galerie-kerstner.de.



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