Weitere Geschäftsaufgaben in der Innenstadt und in Oberhöchstadt

Die Metzgerei Weber wird die Filiale in der Frankfurter Straße 7 nach über zehn Jahren aufgeben. Foto: Westenberger

Oberhöchstadt (mw) – Einen florierenden Einzelhandel in der Innenstadt, wer wünscht sich das nicht in Kronberg. Immer wieder wird darüber diskutiert, wie mit neuen Ideen und größerer Kundenorientierung vor allem dem Online-Handel die Stirn geboten werden kann. Erst kürzlich zu Gast in der Burgstadt mit guten Ideen und „Hausaufgaben“ für die Einzelhändler war auf Einladung der städtischen Wirtschaftsförderung der Geschäftsführer der Wiesbadener Firma SinkaCom AG, Andreas Köninger, der sich seit Jahren mit den Herausforderungen und Auswirkungen des Strukturwandels befasst.

„Begreifen Sie Ihre Innenstadt wie ein Einkaufscenter. Sie sind ein Marktplatz und müssen sich als Kollektiv verstehen!“ Außerordentlich wichtig für Kronberg ist, dass Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung, Bildung, Kultur, Wohnen und Verwaltung an einem Strang ziehen (wir berichteten).

Doch Köningers Tipps und Tricks, sich der modernen digitalen Welt mit Mut zu stellen, sie als Chance zu sehen und mit einzubeziehen, kommt für den einen oder anderen Einzelhändler in Kronberg bereits zu spät. Insgesamt sind es fünf Geschäfte, die sich nach Abwägung aller Gesichtspunkte aus verschiedenen Gründen in den nächsten Monaten aus der Innenstadt verabschieden werden. Dr. Hans Georg Deckert, Geschäftsführer von Blumenauer Immobilien, hofft allerdings, dass die Veränderungen nicht nur Verschlechterungen für die Bürger mit sich bringen. Mit dem Weggang der Metzgerei Weber, eines 20-jährigen Familienbetriebs aus der Frankfurter Straße 7, in zentraler Lage gegenüber des Schulgartens gelegen allerdings, gibt es für die Kronberger Bürger ganz klar eine Verschlechterung des Warenangebots. „Herr Weber geht der Job gesundheitlich auf die Knochen, vor allem aber macht ihm die Personalfindung zu schaffen und so möchte er die Filiale in Kronberg relativ zügig schließen“, so Deckert.

Beauftragt von Oliver Weber selbst und dem Hauseigentümer, sich um einen Nachfolger für die Metzgerfamilie, deren Kerngeschäft in Sulzbach ist, zu suchen, musste er feststellen, dass es nicht ohne Weiteres möglich ist, für das moderne Ladengeschäft, das vor über zehn Jahren mit dem Neubau in Kronberg heimisch wurde, einen branchengleichen Nachfolger zu finden. „Wir haben jetzt eine Reservierung für einen Nachfolger“, so Deckert, der zuversichtlich ist, dass hier ein Abschluss zustande kommt. „Ein Metzger wird das allerdings nicht sein.“ Es sei ein sehr branchenfremdes Geschäft, das in Kronberg bereits Fuß gefasst habe und nun mit seinem Geschäft in zentralere Lage umziehen möchte.

Deckert sind drei weitere Geschäfte rund um den Berliner Platz bekannt, die ihre Geschäftsaufgabe angekündigt haben.

Außerdem haben die Schwestern Petra Lauterwald und Andrea Knott die Schließung ihrer Postpartnerfiliale im Stadtteil Oberhöchstadt zum 25. April angekündigt. Wie auch Oliver Weber gegenüber Deckert als einen Grund für die Entscheidung, die Metzgerei-Filiale zu schließen, die zunehmende Schwierigkeit, „bezahlbares und verlässliches Personal“ zu finden genannt hatte, beschreibt auch die Geschäftsführerin der Kronberger Postfiliale am Berliner Platz, Andrea Knott, die schwierige Personalfrage als einen der triftigen Gründe für die Entscheidung, ihre Postfiliale in Oberhöchstadt aufzugeben. (Nicht betroffen ist davon die Kronberger Postfiliale am Berliner Platz.) Andrea Knott kann davon ein Lied singen: „Gerade haben wir wieder zwei unsere guten Mitarbeiter verloren, weil wir nicht mehr Geld zahlen konnten“, berichtet sie. „Aber wenn wir eine 80-Stunden-Woche fahren und am Ende des Monats nur für unsere Mitarbeiter arbeiten, dann macht das auch keinen Sinn.“ Oftmals vermuteten die Bürger, weil in den Postfilialen viele Menschen anzutreffen sind, die Gewinne der Postpartnerfilialen müssten ausgesprochen hoch sein. „Dem ist leider nicht so, auch wenn die Kronberger Filiale die deutlich stärkere von beiden ist“, klärt sie auf. Zum besseren Verständnis: Verkaufen Frau Knott oder Frau Lauterwald eine nassklebende Briefmarke für 60 Cent, sind es laut Vertrag mit der Deutschen Post gerade einmal 5 Cent, die davon in ihrer eigenen Kasse landen.

„Meine Schwester hat bei der Metzgerei in Oberhöchstadt eine Anstellung gefunden, was für sie nach 30-jähriger Selbstständigkeit auch im Hinblick auf das Rentenalter eine Chance darstellt“, teilt sie mit, nachdem ihre Schwester dort, ein paar Häuser weiter in Oberhöchstadt, natürlich längst von den Kundinnen und Kunden, die sie sonst aus der Postfiliale kennen, verwundert begrüßt wurde. Andrea Knott will ihre Kräfte, auch weiterhin an einem bis zwei Tagen von ihrer Schwester Petra Lauterwald unterstützt, in ihrer Kronberger Postpartnerfiliale bündeln. „Zurzeit kümmert sich mein Sohn, der kurz vor einem Lehrantritt steht, zu etwas verkürzten Öffnungszeiten in Oberhöchstadt um unsere Kundschaft. „Wir haben uns auch sofort um einen Nachfolger für Oberhöchstadt bemüht, damit die Partnerfiliale der Deutschen Post AG möglichst an Ort und Stelle erhalten bleibt“, erzählt sie. „Leider ist dieser jedoch mit der Deutschen Post AG nicht einig geworden und abgesprungen.“ Noch hofft Andrea Knott, dass die Post AG sich vielleicht selbst um einen Nachfolger bemüht. Wer Interesse hat, die Partnerpostfiliale weiterzuführen, kann sich auch gerne für Informationen unter der Telefonnummer 06173-3259991 an Frau Knott wenden.

Dr. Hans Georg Deckert hat derweil immerhin eine positive Nachricht in puncto Attraktivitätssteigerung der Kronberger Innenstadt zu vermelden: „Unser Vermieter in der Hainstraße 2 hat sich entschieden, das Gebäude optisch zu verschönern.“ Die Fassade samt Fenstern soll neu gestaltet und auch der Hauseingang zu den Arztpraxen soll modernisiert werden.

Es gilt, die Einzelhändler durch Bündelung der Stärken dieser Stadt (Tourismus) mit zu unterstützen und bei aller Veränderung nicht sogleich wieder in Hoffnungslosigkeit zu verfallen: Denn Geschäftsaufgaben, sei es aus Altersgründen oder aufgrund fehlender Gewinne, geben immer auch die Chance für eine neue Geschäftsidee. Leerstand bedeutet das noch lange nicht. Die Miete jedenfalls für das Oberhöchstädter Geschäft ist laut Knott fair, sprich bezahlbar, und das gelte auch für das Geschäft in der Frankfurter Straße, betont Deckert.



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