Großer Andrang beim Fischerfest Angeln mit Musik? – Wunderbar!

V.l.n.r.: Hans-Joachim Otto, Dietlinde Rogowski, Karlheinz Best und Margot Best arbeiten in in ihrem schnuckeligen Vereinsraum, dem ehemaligen Waschhaus am Schillerweiher, um die Mittagszeit im Akkord, um den Hunger der Besucher auf dem Fischerfest zu stillen.

Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Das Fischerfest des Angelsportclubs 1969 Kronberg am Schillerweiher mag den Eindruck erwecken, es dreht sich beim Angeln vorrangig darum, fangfrischen Fisch zu genießen. Die Hobbyfischer wissen diese Annahme jedoch zu widerlegen. Dieser Tag, an dem sie im „alten Waschhaus“ zwischen Schiller- und Bleichweiher sitzen, um im Akkord Matjes- und Lachsbrötchen zu belegen, während sich draußen am Verkaufsstand vor den Räucheröfen lange Schlangen bilden – schließlich möchte fast jeder mindestens eine frisch geräucherte Forelle zum Mittagessen mitnehmen, oder an den idyllisch gelegenen Sitzplätzen am Bleichweiher gleich vor Ort genießen – bildet die Ausnahme zu ihren sonstigen Beschäftigungen im Angelsportclub. Die inzwischen über 400 Forellen vom Forellengut Herzberger in Oberstedten, die die Mitglieder dankenswerterweise in der Küche im Haus Altkönig beim Pächter Ewald Hoyer ausnehmen, nach gut gehüteter geheimer Rezeptur würzen und über Nacht dort aufhängen können, werden natürlich gerne verzehrt und bringen das nötige Geld in die Vereinskasse, damit der Verein den Fischbestand im Schillerweiher wieder auffüllen kann. Die Mitglieder des Angelsportclubs kümmern sich um die Gewässerreinigung der beiden Weiher, um das Gleichgewicht in dem kleinen Biotop, in dem sie dann auch fischen dürfen. Darin tummeln sich unter anderem Karpfen, Schleie, Barsche, Zander und Moderlieschen (als Futter für den Zander), aber nur die Forellen sind es, die teilweise selbst dort laichen, alle anderen Fische müssen als Jungfische gekauft und in den Weiher gesetzt werden. Im Weiher zu finden sind auch Bitterlinge, Stichlinge und Süßwassermuschen. Gewässerwart Joachim Otto erklärt warum: „Sie sind für das Biotop wichtig. Die Süßwassermuscheln filtern das Wasser und die Bitterlinge legen ihre Eier in den Muscheln.“ Aber Angeln ist vielmehr als eine Angel ins Wasser zu werfen und darauf zu warten, dass ein Fisch anbeißt, das wissen der Vorsitzende Karl-Heinz Schäfer sowie die langjährigen Mitglieder und Ehrenmitglied Karl-Heinz Best aus Erfahrung. Und es gibt nicht nur Fische, auf die man mit viel Geduld am Weiher warten muss, dass sie anbeißen. Es gibt viele andere Tiere zu beobachten, zum Beispiel den Graureiher und den Kormoran, die Nilgänse und inzwischen die Nutria als neue Weiher-Bewohner. Mit dem Auge allein kann man an einem Gewässer aber nicht viel erreichen, um möglichst viele Fische an die Angel zu bekommen. Es gibt sehr viele Faktoren, die es zu studieren gilt. Die Außentemperatur, den Luftdruck und die Wassertemperatur beispielsweise. In die Tiefen des Gewässers kann nun einmal keiner hineinschauen. Angeln sei eine Wissenschaft für sich und natürlich geht es am Ende doch darum, wer den größten Fisch an der Angel hat. Die Liste der Geschichten, die die Angler sich in geselliger Runde nach einem Angeltag erzählen, ist groß und die Übertreibungen, die dabei gemacht werden, wohl noch größer. Doch heute geht es allein darum, die Butter, den Fisch und die Zwiebeln in der richtigen Reihenfolge schnell auf die Brötchen zu bekommen, denn die Schlange der Besucher, die in die Fischbrötchen beißen wollen, reißt nicht ab. Deshalb sind an diesem „Großkampftag“ auch die Frauen des etwas 60 Mitglieder starken Vereins mit von der Partie, denn sie sind und bleiben bekanntermaßen die Organisationstalente. Insgesamt sind rund 25 Aktive im Einsatz, um die Fisch-Köstlichkeiten, aber auch Kaffee und Kuchen zu verkaufen, während die Vereinsmitglieder Hans-Georg Kaufmann und Stephan Otten die Räucheröfen bedienen, in denen die Forellen nach einem Garprozess von 20 Minuten in Buchenrauch bei bis zu 100 Grad Celsius weitere 45 Minuten geräuchert werden.

In geselliger Runde an Tischen und Bänken im Grünen wird noch bis in die kühleren Abendstunden hinein, erst bei Kaffee und reichlich Kuchen, für den die Vereinsfrauen gesorgt haben, später bei Bier und Äppler weiter über alles Mögliche philosophiert. Unter den Besuchern wurde auch Raimund Trenkler, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der Kronberg Academy gesichtet, der bei einer Fahrradrunde Pause bei den Anglern und ihrem traditionellen Fischerfest einlegte. Joachim Otto, auf die Zukunft – Angeln am Schillerweiher bei Celloklängen? – befragt, war um eine Antwort nicht verlegen: „Angeln lässt sich wunderbar mit Musik!“, meint er lächelnd. Zwar sei es schwer, sich Hotel und Kammermusiksaal ein paar Meter weiter gegenüber schon in voller Form vor dem geistigen Auge vorzustellen, doch sieht er dem Bauvorhaben und der Veränderung am Bahnhof positiv entgegen. Er erhofft sich mit dem Hotel eine Belebung in der Talsohle. Vielleicht mehr lustwandelnde und joggende Parkbesucher und dafür weniger Randalierende oder bessere Kontrollen im Park, um Vandalismus einen Riegel vorzuschieben, das ist seine Vorstellung der Zukunft für die Angler am Schillerweiher. Denn die Gewässerqualität an dem kleinen Weiher ist gut, was allerdings bereits dieses Jahr vom Technischen Hilfswerk und der Kronberger Feuerwehr aus dem Weiher geborgen werden musste, machte den Anglern keine Freude: Ein bereits 2008 gestohlener Motorroller wurde auf dem Grund des kleinen Sees geborgen als auch ein Papiercontainer (wir berichteten). Wichtig ist den Vereinsaktiven außerdem, dass die Pumpe im Schillerweiher mit ihrer kleinen Fontäne seitens der Stadt möglichst bald repariert wird, da sie für einen konstant hohen Sauerstoffgehalt im Schillerweiher sorgt.

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