Vom höchsten Geigen – bis zum tiefsten Kontrabasston

Das kleinste und das größte Streichinstrument mit der Geigerin Anne Luisa Kramb und dem Kontrabassisten Dominik Wagner waren die Stars beim „Classic for Kids“-Konzert mit Musikerzähler Christoph Gotthardt.
Foto: Andreas Malkmus

Kronberg (pf) – Eine ungewöhnliche Begegnung, die von Geige und Kontrabass, erlebten Sonntagnachmittag die Besucher beim ersten Konzert dieses Jahres der Reihe „Classic for Kids“. Zwei junge Ausnahmekünstler hatte die Kronberg Academy dazu in die Stadthalle eingeladen: die im Jahr 2000 geborene Geigerin Anne Luisa Kramb, seit Oktober vergangenen Jahres Studentin von Antje Weithaas an der Kronberg Academy, und den 1997 geborenen österreichischen Kontrabassisten Dominik Wagner, Preisträger zahlreicher Wettbewerbe, unter anderem des ARD-Wettbewerbs, und 2017 als Nachwuchskünstler mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet. In diesem Jahr wird er nicht nur eine Solo-CD aufnehmen, sondern auch ein Rezital in der New Yorker Carnegie Hall spielen.

Den Mädchen und Jungen, die mit ihren Eltern, Großeltern, Geschwistern und Verwandten zum Konzert gekommen waren, stellte sich der junge Kontrabassist mit einem Werk des finnischen Komponisten und Kontrabassisten Teppo Hauta-aho vor, bei dem er mit teils akrobatisch anmutenden Griffen auf dem mächtigen Instrument sein ganzes Können unter Beweis stellen konnte. Aber auch Anne Luisa Kramb hatte sich mit einem Werk des als Teufelsgeiger berühmt gewordenen Niccolò Paganini ein Stück aus seinen 24 Capricen für Violine solo ausgesucht, bei dem sie die ganze Bandbreite ihrer Virtuosität zeigen konnte, musste sie doch fast durchgehend jeweils zwei Töne gleichzeitig spielen.

Musikerzähler Christoph Gotthardt, der wieder mit seinem Buntringel-Ohrwurm Theophil und dem kleinen, scheuen Gelbschwanzohrwurmmädchen Theolina durchs Konzert führte, ließ die beiden mit ihren so unterschiedlich großen Streichinstrumenten von einem gemeinsamen Ton aus Tonleitern spielen, Anne Luisa mit ihrer Geige nach oben, Dominik mit seinem Kontrabass bis ganz tief hinunter. Und dann maß er mit dem Zollstock nach, ob es stimmt, dass eine Geige 60 Zentimeter groß ist, der Kontrabass dagegen mit 180 Zentimetern dreimal so groß, wohlgemerkt ohne Stachel.

Auf zwei Saiten gleichzeitig spielen, das kann aber auch Dominik. „Man muss üben, aber man gewöhnt sich daran“, meinte er und spielte ein Stück, das sein Vater Wolfram Wagner eigens für ihn komponiert hatte. „Möglichst schwierig und spannend sollte es sein“, erzählte Dominik, mit Doppelgriffen und großen Tonintervallen, bei denen seine Finger auf den Saiten Sprünge von bis zu einem Meter machen müssen. Das Stück spielt er inzwischen im Konzert gerne als Zugabe. „So einen Papa hätte ich mir auch gewünscht, der mir Musik schreibt“, beneidete ihn Christoph Gotthardt. „Ja, das ist ganz praktisch“, stimmte ihm Dominik lachend zu.

Anne Luisa demonstrierte, dass die Geige schöne runde süße Töne und weitgespannte friedliche Melodien spielen kann. „Zum Beispiel in einer Filmmusik, wenn sich zwei Menschen besonders mögen,“ erläuterte der Musikerzähler, der die Geigerin bei einem solchen Stück am Flügel begleitete.

Während es für Geige und Klavier ganze Berge von Kompositionen gibt, sind Werke für Geige und Kontrabass dünn gesät. Anne Luisa zeigte mit Daumen und Zeigefinger etwa drei Zentimeter an, mehr Noten gibt es nicht. Der russische Komponist mit dem deutschen Vornamen Reinhold und dem französisch klingenden Nachnamen Glière gehört zu den Wenigen, die für das ungewöhnliche Instrumentenduo Stücke geschrieben haben. Drei von ihnen spielten Anne Luisa und Dominik, zunächst ein eher schwermütiges Stück, danach eine Gavotte, in der im Mittelteil einen Dudelsack imitiert wird, und zum Schluss eine Berceuse, ein Wiegenlied, bei dem die Geigentöne das Kind streicheln und der Kontrabass es in den Schlaf wiegt.

Angesichts des Schnees und der klirrenden Kälte Sonntagnachmittag sang Christoph Gotthardt zum Konzertausklang gemeinsam mit den Kindern das Lied „Jetzt treiben wir den Winter aus“. Dazu hatte er sich einen neuen Refrain ausgedacht: „Winter dunkel und kalt, mit dir reicht es uns bald, Frühling, du kommst ins Haus, Winter, du fliegst jetzt raus!“ Diesen letzten Reim mussten die Kinder richtig laut singen, um den Winter wie einen bösen Geist zu vertreiben. Ob der Zauber hilft, werden die nächsten Tage zeigen.

Wie jedes Mal gab es anschließend für die Kinder ein Rätsel mit Fragen zu den Instrumenten Geige und Kontrabass, bei dem mit etwas Glück Eintrittskarten für das nächste „Classic for Kids“-Konzert zu gewinnen sind.



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