Jubelpaar Eva und Hans Hartmann freut sich auf Bischofs-Empfang

Feiern kommenden Freitag ihre Diamantene Hochzeit: Eva und Hans Hartmann.

Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Wenn es ein Rezept für 65 Jahre Verbundenheit gibt, dann könnte das folgendermaßen lauten: Nehmen sie eine große Portion Vertrauen, mindestens ebenso viel Akzeptanz, mischen das Ganze ordentlich, schütten noch Aufmerksamkeit dazu und genügend Worte, um miteinander zu reden. Eva und Hans Hartmann jedenfalls haben es angewendet und es hat funktioniert: Am 8. September feiern sie ihre Diamantene Hochzeit. In der katholischen Kirche St. Peter und Paul wird es um 19 Uhr einen Gottesdienst geben, zu dem der Musikverein für das Jubelpaar aufspielt. Vor 65 Jahren haben sie sich dort, in St. Peter und Paul „getraut“. Die beiden waren sich zum ersten Mal bei einer Geburtstagsparty begegnet. „Hans war mein Tischpartner“, erzählt sie. Sie hatten sofort Gefallen aneinander und ein gemeinsames Gesprächsthema gefunden, die Musik. „Ich hatte als Kind Geige gespielt, er spielte Klavier, vor allem aber hatte er viele Schallplatten, die er mir zeigen wollte. Für mich als Flüchtlingskind war das etwas ganz Besonderes. Bald danach führte Hans seine fünf Jahre ältere Eva in die Oper nach Frankfurt in den „Freischütz“ aus. Das passierte alles im Jahr 1952. Bis zur Heirat mussten sie sich dann noch etwas Zeit lassen. Denn Hans war blutjung. Und so warteten sie fünf Jahre, bis er mit 21 Jahren alt genug war, um seine Eva zu heiraten. Eva hatte als Flüchtingskind eine Odyssee hinter sich. Schon vor der Ausweisung aus dem Sudetenland verlor sie ihre Mutter. Wildfremde Frauen kümmerten sich auf dem ungewissen Transport nach Deutschland nach der Ausweisung um sie, denn ihr Vater war im Krieg. Gemeinsam mit anderen Ausgewiesenen landete sie zunächst im Westerwald. Dort fand sich ein Bauer, der ihr gegen Arbeit Kost und Logis anbot. Wenn eine Tasse zu Bruch ging, musste sie länger arbeiten, erinnert sie sich an diese harte Zeit zurück. Herzenswärme gab es nicht, aber trotzdem war sie dankbar, ein Dach über dem Kopf zu haben. Später kam sie über Umwege zu einer Familie in Schönberg, die sie im Haushalt unterstützte. Bald darauf lernte sie ihren späteren Mann kennen. „Die Familie meines Mannes nahm mich damals herzlich auf. Sie haben mich behandelt wie ihr eigenes Kind“, blickt sie auf diese schöne Zeit zurück. Das war für die junge Frau, die lange auf sich selbst gestellt war und in dieser schwierigen Zeit immer wieder über die katholische Kirche Hilfe erfahren hatte, keine Selbstverständlichkeit. So fand sie in Kronberg ihre zweite Heimat. Und auch, wenn sie ihr Geigenspiel nicht wieder aufnehmen sollte, bei ihrem Mann spielte sie immer die erste Geige. Während er sich 27 Jahre lang als Vorsitzender um die Geschicke des Musikvereins kümmerte und eine Zeit lang auch als Organist in der katholischen Kirche St. Peter und Paul wirkte, hat sie sich bei der katholischen Frauengemeinschaft im Vorstand engagiert. Was mit einer Handbewegung abgetan wird – anderen zu helfen, ist für Eva Hartmann eine Selbstverständlichkeit – hat ihr seinerzeit den städtischen Frauenpreis eingebracht, wie ihre Tochter, Angelika Hartmann, verrät. „Meine Schwester Regina und ich mussten damals immer die ganzen Sachen für den Flohmarkt schleppen, das weiß ich noch und damit wurden Projekte in Indien und Afrika unterstützt. Ihre Mutter habe sich auch um die Spendensammlung gekümmert. Später, als ihre Töchter schon älter waren, hat Eva Hartmann einige Jahre als Pfarrsekretärin in der Gemeinde gearbeitet, danach ältere Frauen in der Nachbarschaft betreut.

Hans Hartmann arbeitete nach seiner Lehre zum Maschinenschlosser bei den Adlerwerken in Frankfurt in der Julius Bock-Schuhfabrik in Kronberg. Nach acht Jahren wechselte er zur Firma Braun und arbeitete dort bis zu seiner Pensionierung als Qualitätsinspektor. In seiner Freizeit verbrachte der inzwischen 81-Jährige am allerliebsten Zeit in seinem Schrebergarten, nur wenige Gehminuten von der Wohnung entfernt. Diese Zeit und die der Reisen, die sie gerne unternahmen, sind vorbei. Beide sind körperlich stark eingeschränkt und heute auf die Hilfe ihrer Töchter angewiesen, die täglich bei ihren Eltern vorbeischauen. Sich nicht mehr so frei bewegen zu können, ist nicht einfach, gesteht Eva. Doch die beiden haben auch damit umzugehen gelernt. Man ist nun mehr aufeinander angewiesen und hilft sich gerne – lautet die Devise, auch wenn mal der eine oder andere Streit vom Zaun gebrochen wird, wenn es der 86-jährigen Eva mit dem Kartoffelschälen von Hans nicht schnell genug geht oder er lieber seinen Freunden eine whats-app verschickt. Sie wissen doch ganz genau, was sie aneinander haben und genießen das Aufgehobensein mit ihren Kindern und ihrer erwachsenen Enkeltochter, der sie ebenso herzlich verbunden sind.

Eine große Feier, die es zur Goldenen Hochzeit gab, wird es am 8. September dieses Mal nicht geben, da das Jubelpaar gemeinsam mit allen Jubelpaaren aus 2017 (ab 50 Jahre Ehe aufwärts) am 9. September vom Bischof in den Limburger Dom zum Lateinischen Hochamt eingeladen ist. „Da wir der katholischen Kirche sehr verbunden sind, haben wir uns entschieden, dorthin zu fahren.“

Und sie sind sich sicher: „Das wird aufregend genug.“

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