Junger Syrer ist glücklich über Ausbildungsmöglichkeit im Schloss

Salem Trabzouney und Hoteldirektor Franz Zimmermann auf der Terrasse des Schlosshotels Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Infolge der sich zuletzt häufenden Negativ-Schlagzeilen über Flüchtlinge scheinen die ernsten Bemühungen der Zufluchtsuchenden, die in Deutschland Fuß fassen und sich integrieren wollen, fast in Vergessenheit zu geraten.

Dabei bedürfen die hier gestrandeten Menschen der fürsorgenden Hilfe, um ihr Leben in fremder Umgebung wieder ordnen und ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Dass dies mit gutem Willen von allen Seiten gelingen kann, zeigt aktuell Salem Trabzouney.

Der in Damaskus geborene und aufgewachsene 25-jährige Syrer hat nach einem vielversprechenden dreimonatigem Praktikum im September letzten Jahres im Schlosshotel Kronberg eine dreijährige Küchenausbildung begonnen, die verschiedenste Bereiche von der kalten und warmen Küche, Patisserie und zusätzlich im Servicebereich umfasst und beeindruckt seitdem nicht nur den Direktor des renommierten Hauses, Franz Zimmermann. „Wir haben ihn gleich zu Beginn erst einmal ganz bewusst im Frühstücksservice am Buffet eingesetzt und er begeisterte vom ersten Tag an Gäste und Team durch Herzlichkeit, Offenheit, Zuverlässigkeit, Zurückhaltung, Lernbereitschaft und Wissbegierigkeit.“

Der Hoteldirektor ist der Ansicht, sofern „die Rahmenbedingungen erfüllt sind, sollte man allen die gleiche Chance bieten in einer solchen Situation.“ Deshalb war es für ihn auch eine „klare Sache“, als die Flüchtlingsbetreuung mit einer entsprechenden Anfrage auf ihn zukam. „Wir arbeiten ja eh mit vielen Nationalitäten und sahen daher kein Problem, bei vorhandenen Kapazitäten einem anerkannten Flüchtling eine Perspektive durch Ausbildung zu ermöglichen.“

Wie so viele seiner Landsleute veranlasste die Perspektivlosigkeit Salem Trabzouney dazu, seiner geliebten Heimat den Rücken zu kehren. Seinen Broterwerb verdiente er zum Zeitpunkt seines Entschlusses aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mehr schlecht als recht als Verkäufer in dem vom Bürgerkrieg geschüttelten Land. Im Libanon hoffte er auf Verbleib, doch dort gab es weder Arbeit noch Arbeitserlaubnis ebenso wie in Saudi Arabien. „Deshalb wollte ich schließlich unbedingt nach Europa!“ Mit dem Flugzeug reiste er deshalb weiter in die Türkei, per Boot nach Griechenland, um letztendlich über Ungarn, Österreich nach München zu gelangen. Nach zehn Tagen hieß es wiederum die wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken, per Bus erfolgte die Weiterbeförderung nach Gießen. Seine Flucht endete mit der Ankunft im ehemaligen Bettenhaus des Relgionspädagogischen Zentrums in Schönberg vor nunmehr knapp zwei Jahren. Nach seiner Anerkennung als Flüchtling konnte er, unterstützt durch die Hilfe zur Selbsthilfe der Flüchtlingsbetreuung, sowohl auf die Suche nach Wohnraum als auch nach einem Job gehen. Beides gelang.

Nach Angaben von Franz Zimmermann ist Salem Trabzouney rasch im Team integriert gewesen, darüber hinaus habe sich mit dem Sternekoch des Schlosshotels, Jörg Lawerenz, ein Mentor gefunden, dem es Freude bereite, den jungen Mann unter seine Fittiche zu nehmen. Auch von den Gästen gäbe es, abgesehen von kleinen Missverständnissen, die im Alltag immer mal vorkommen können, durchweg positive Resonanz. „Einen so zuvorkommenden und im Umgang mit den Gästen herzlichen Auszubildenden kann man sich nur wünschen“, unterstreicht Zimmermann. Aktuell sei das Ausbildungsplatz-Kontingent zwar voll, prinzipiell „würden wir jedoch wieder anerkannte Flüchtlingte mit Arbeitserlaubnis und passenden Rahmenbedingungen nehmen.“

Salem Trabzouney indes ist die Freude über seine Tätigkeit anzumerken. „Ich koche alles gerne, es macht mir großen Spaß“, beantwortet er die Frage nach seinem Lieblingsgericht in sehr gutem Deutsch. Auch das eine oder andere typisch deutsche Gericht schmecke ihm, ans private Nachkochen wage er sich allerdings noch nicht. Aber beispielsweise Spargel bereite er gerne vor zur Weiterverarbeitung.

In seiner Freizeit liebt er es mit Freunden in den Park oder in Clubs zu gehen und fühlt sich hier sehr wohl, auch weil ihm die Menschen hier mit Freundlichkeit begegnen.

Und welche Träume hat er? „Eine Tages ein eigenes Restaurant in Dubai oder in Damaskus zu eröffnen“, antwortet er mit leuchtenden Augen. Natürlich vermisse er seine Heimat und hoffe, irgendwann zurückkehren zu können.

Doch vorerst ist die Burgstadt zur zweiten Heimat geworden, gerade im Hotelgewerbe stehen Salem Trabzouney viele Möglichkeiten für seinen weiteren Lebensweg offen. Darüber ist der junge Syrer glücklich.

Bleibt zu hoffen, dass die Zahl der Neubürger aus den Kriegsgebieten, die geregelte Beschäftigung und Wohnraum finden, nunmehr kontinuierlich wächst. Zweifellos besteht noch Optimierungsbedarf zur Bewältigung dieser hehren Aufgabe, die teilweise noch stockt, sei es durch zu hohe bürokratische Hürden, zu wenig Personal für die sorgfältige Prüfung von Asylanträgen, zu lange Wartezeiten auf die Intensiv-Deutschkurse, zu wenig zur Verfügung stehenden Wohnraum oder mangelnde Bereitschaft von Arbeitgebern, anerkannten Flüchtlingen eine Chance auf Praktika oder Ausbildung anzubieten. Doch wenn alle an einem Strang ziehen, bestehen gute Aussichten auf Erfolg.



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