Kinder aus Olmany erkunden die Burg

13 Jugendliche und ihre zwei Dolmetscher aus Weißrussland waren zu Gast auf der Burg. Im Burgmuseum stand Inge Freise vom Burgverein für die zahlreichen Fragen zur Verfügung und vermittelte interessante Details. Foto: Pfeifer

Kronberg (pit) – Die Initiative, des Caritas-Ausschusses der St. Vitus Gemeinde in Oberhöchstadt gehört zu den Lichtblicken für die Tschernobyl-Kinder. Die Kinder aus dem Dorf Olmany, nahe der ukrainischen Grenze, kommen seit vielen Jahren einmal jährlich aus der betroffenen Region nach Kronberg, damit sie eine gewisse „Aus-Zeit“ genießen können. „Es ist bekannt, dass die Gegend in und um Tschernobyl noch heute derart verstrahlt ist, dass die Kinder regelmäßig raus müssen, um nicht krank zu werden“, weiß Christiane Pless, Vorsitzende des Caritas-Auschusses St. Vitus. Wenigstens drei bis vier Wochen sollte dies pro Jahr der Fall sein, damit die schlimmsten aller anzunehmenden Folgekrankheiten ausbleiben.

Ein reichhaltiges Programm hatten sich die Oberhöchstädter einfallen lassen, um den Gästen aus Weißrussland die Zeit so kurzweilig wie möglich zu gestalten. Eine Visite zog die 13 Jugendlichen und ihre zwei Dolmetscher schließlich auch auf die historische Burg. Hier stand Inge Freise vom Burgverein für die zahlreichen Fragen zur Verfügung und vermittelte obendrein viel Wissenswertes über die Kronberger Feste. Erste Station war der noch erhaltene Turm, bei der die jungen Besucher wissen wollten, wo denn eigentlich die Ritter geschlafen hätten. „Dort nicht!“, verriet Inge Freise mit Blick auf den benachbarten Turm, der eigentlich als Domizil gedient habe. Gleichzeitig machte sie auf die erhöhten Zugänge aufmerksam, wegen derer die Ritter stets eine Leiter benötigt hätten, um ihr Lager zu erreichen. Gleichzeitig hätten sie es damit den Räubern schwer gemacht, dort einzudringen.

Der gegenüberliegende Turm wiederum sei deswegen so klein, weil Kronberger Bürger sich der Steine bedient hätten, um ihre eigenen Häuser zu bauen. Ein weiterer Turm sei einst als Kirche genutzt worden: „Er signalisierte: Gott ist auf unserer Seite.“ Damit habe man den angreifenden Feinden moralisch Angst gemacht.

Endlos scheint diese Wissensflut – und die jungen Besucher bekommen offenbar auch gar nicht genug. Mit leuchtenden Augen besuchen sie nicht nur Prinzengarten oder Ritterzimmer, probieren Ritterhelm und -Gewand an, sondern inspizieren auch die Küche des Anwesens, die damals wohl schon Geschichte geschrieben hat: „Ein Brunnen in der Küche war damals noch nicht selbstverständlich“, versicherte Inge Freise. Wie gut das allerdings schon im Mittelalter funktionierte, konnten die Kinder anhand eines Flaschenzugs ausprobieren. Wie gefährlich es sein konnte, stellten sie aber auch fest, als sie nachahmten, wie heiße Töpfe über der Herdstelle hoch- und hinabgelassen wurden und sich vorstellten, wie schnell ein Funke das umliegende Stroh anzünden konnte.



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