Kirche gemeinsam gestalten: Neue Chancen für die Laien

Kronberg (kb) – Zum 1. Januar 2014 entsteht aus den neun Kirchengemeinden im Pastoralen Raum Königstein-Kronberg-Schloßborn eine neue große Pfarrei mit zirka 12.000 Mitgliedern. Der Prozess sowie Ziele, Folgen und Hintergründe dieser Umstrukturierung werden aus Sicht der vorbereitenden Gremien der Pfarrgemeinde im Folgenden vorgestellt. Teil 2: Gestaltungsmöglichkeiten der Laien in der neuen Pfarrei

Am 14. und 15. Dezember diesen Jahres, am dritten Adventswochenende, sind Katholiken in den Kirchengemeinden Königsteins und Kronbergs sowie in Schloßborn und Glashütten dazu aufgerufen, einen Pfarrgemeinderat (PGR) für die neue große Pfarrei „Maria Himmelfahrt im Taunus“ zu wählen. Gewählt werden insgesamt 18 Mitglieder, und zwar aus jeder der neun bisherigen Kirchengemeinden zwei. Damit ist sichergestellt, dass keine Kirchengemeinde „abgehängt“ wird und überall ein guter und fruchtbarer Austausch zwischen der örtlichen Ebene und der Gesamtpfarrei erfolgt.

Die Wahl findet als allgemeine Briefwahl statt. Die Wahlunterlagen werden im Laufe dieser Woche ausgeteilt. Darin wird das Wahlverfahren im Einzelnen erläutert. Wer will, kann also auch jetzt schon seine Stimme abgeben. Die Briefwahl macht es besonders einfach zu zeigen, dass die Christen vor Ort noch Interesse an der Kirche und an deren Möglichkeiten haben. Dass der Glaube und seine sinngebende Bedeutung für das Leben in dieser Welt nicht verdrängt werden, sondern mit Recht einen Platz im gesellschaftlichen Leben haben. Natürlich gibt es manche, die sagen, Gott und Glaube: vielleicht, aber die heutige Kirche: nein. Manche neueren Ereignisse fühlen sich so an, als könnten sie diese Haltung verständlich erscheinen lassen. Dennoch gilt es festzuhalten, nach dem 2. Vatikanischen Konzil noch mehr als in den Jahrhunderten davor: „Wir sind Kirche.“ Alle Katholiken sind dazu berufen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten mitzubauen an der Gestalt der Kirche und damit daran, wie Glaube heute gelebt wird. Das schließt Veränderungen an dem mit ein, was Anstoß erregt und Widerspruch hervorruft.

In diesem Geist hatte sich kurz nach dem Konzil der Limburger Bischof Kempf in den 60er-Jahren an die Spitze einer Bewegung gestellt, die letztlich weitgehende Mitspracherechte der Gläubigen in den Pfarrgemeinden gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt hat. Dazu gehören auch die Mitwirkungs- und Mitgestaltungsrechte der Laien in den sogenannten synodalen Gremien Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat. Dieses wertvolle Erbe sollten die Katholiken heute nicht resignierend und mutlos aufs Spiel setzen. Wer sich nicht selbst auf örtlicher Ebene engagieren will, kann zumindest mit seiner Stimmabgabe die demokratische Legitimierung des Pfarrgemeinderats stärken. Das gibt Rückenwind für die Bewältigung der Aufgaben, die gerade in der gegenwärtigen Umbruchphase vor den gewählten Ehrenamtlichen liegen. Über die Zusammensetzung der Gremien und ihre Aufgaben geben die Informationen Aufschluss, die im Rahmen des Pfarreiwerdungsprozesses inzwischen auf der gemeinsamen Internetseite der beteiligten Kirchengemeinden www.kkkk4u.de unter der Überschrift „Auf dem Weg“ eingestellt worden sind. Neben dem kompletten Text der Gründungsvereinbarung der neuen Pfarrei seien dem interessierten Leser hierzu besonders die Zusammenfassung der wesentlichsten Leitgedanken der Gründungsvereinbarung in dem Dokument „Stellwände Text Juli“ und die Schaubilder in dem Dokument „Foliensatz auf dem Weg zur neuen Pfarrei“ ans Herz gelegt.

Über die Aufgaben des neuen PGR ist schon im ersten Artikel dieser Serie etwas gesagt. Das PGR-Mandat ist auf die Erfüllung des Auftrages gerichtet, „lebendige Kirche“ in der Gesamtpfarrei zu verwirklichen und dabei in Kenntnis der jeweiligen örtlichen Gegebenheiten die Errungenschaften und Perspektiven mit einzubringen, die sich aus dem Gemeindeleben vor Ort ergeben. In der Vorbereitung des Pfarreiwerdungsprozesses sind dazu praktikable Strukturen für den neuen PGR entwickelt worden, die sich in den nächsten beiden Jahren bewähren müssen. Das gilt auch für die Arbeit in den verschiedenen Sachausschüssen, zu denen u.a. Jugend, Caritas, Liturgie und Öffentlichkeitsarbeit gehören. Der neuen Pfarrei und damit auch dem neuen PGR stehen gegenüber der bisherigen Struktur der neun Kirchengemeinden verbesserte Möglichkeiten offen, wichtige Aufgaben der Kirche in der Welt wahrzunehmen. Dazu gehören das aktive Zugehen auf Gemeindemitglieder, die nicht zu den regelmäßigen Kirchgängern gehören, und das Beziehen von Positionen in Wort und Tat im Hinblick auf gesellschaftliche Entwicklungen. Davon wird die interessierte Öffentlichkeit hören.

Auf Ebene der Gemeinden werden sogenannte Ortsausschüsse eingerichtet, die das lebendige Gemeindeleben vor Ort bewahren, fördern und intensivieren sollen. „In dieser Arbeitsteilung zwischen PGR, Sach- und Ortsauschüssen steckt eine große Chance“, sagt Anka Cordes-Leick, Mitglied der Steuerungsgruppe für den Pfarreiwerdungsprozess. „Wir können auf Pfarreiebene Projekte realisieren, die für eine einzelne Gemeinde zu groß wären. Dazu gehören zum Beispiel Vortragsabende, Musikprojekte, Weiterbildungen oder Familienwochenenden. Und die Struktur der Ortsausschüsse schafft ganz neue Möglichkeiten, weil sie besser als der alte PGR eine Plattform für engagierte Mit-Christen bietet, sich projektbezogen und in begrenzten Teilbereichen in die Kirchengemeinde vor Ort einzubringen. Dies wirkt dem entgegen, dass immer alles auf denselben Schultern lastet, und ermöglicht ein Gemeindeleben, das von vielfältiger Lebendigkeit geprägt ist.“

In der „neuen Welt“ soll Engagement interessierter Gemeindemitglieder stärker auf Neigungen und zeitliche Verfügbarkeiten Rücksicht nehmen als dies in der alten Struktur häufig der Fall war. „Ich rechne damit,“ so Pfarrer Olaf Lindenberg, „dass sich in der neuen Struktur mehr Menschen zum Engagement entscheiden, weil es sowohl auf der Pfarreiebene mit ihren spannenden übergreifenden Themen als auch vor Ort mehr Möglichkeiten für Menschen gibt, die etwas bewegen wollen, sich aber nicht für eine ganze Wahlperiode in ein Gremium wie den PGR einbinden lassen wollen. Das ist ein Gewinn für die ganze Pfarrgemeinde.“

Bei konkreten Fragen können Interessierte jederzeit auf die Ansprechpartner in Ihren Gemeinden zugehen. Weitere Informationen finden Sie auch im Internet unter www.kkkk4u.de. In der nächsten Woche wird an dieser Stelle der Frage nachgegangen, wie sich das Gemeindeleben konkret vor Ort praktisch abspielt.

Schönberg



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