Klarinettenduo begeistert mit Tango, Walzer und Percussionsdialog

Harmonierten im Duo und boten eine halbe Stunde echten Musikgenuss in der Johanniskirche: Leonel Fernandez Ortega (links) und Milo Marinkovic (rechts). Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Wunderschöne Klänge waren am Samstagabend vor dem Gottesdienst aus der Johanniskirche zu vernehmen. Aber dieses Mal waren es keine Orgeltöne, sondern Klarinetten- und Akkordeonklänge, die zu hören waren. Leonel Fernandez Ortega (Klarinette, Congas) und Milo Marinkovic (Akkordeon, Piano, Cajon) verwöhnten die Besucher eine halbe Stunde: Zunächst mit dem Tango „Oblivion“ des Komponisten Astor Piazzolla, danach mit einer Eigenkomposition von Leonel Fernandez Ortega, einem Walzer mit dem Titel „Das Versprechen“ und anschließend mit „Libertango“ von Piazzolla. Mit den ersten Tönen der Klarinette und des Akkordeons, das ihre Sprache fortzuführen scheint, sind die Zuhörer im Bann dieser musikalischen Darbietung auf höchstem Niveau – lassen sich von den melancholischen Klängen hinwegtragen in die stark emotionale Welt des Tangos. Die beiden Musiker harmonieren, als hätten sie schon als Kinder zusammen gespielt. „Wir haben uns gesucht und gefunden“, freut sich Ortega, gebürtiger Kubaner, der im Rahmen seiner Musikschule „Music Academy Ortega“ unter anderem auch Klarinettenunterricht anbietet, und sein Hauptinstrument (neben dem Saxofon im Studium), virtuos beherrscht. Als er dem Musiker Milo Marinkovic nach 23 Jahren, die er bereits im Taunus zu Hause ist, begegnet, lernt er ihn zunächst als Pianisten kennen, Milo Marinkovic seinerseits kennt ihn als Saxofonisten und Percussionisten. Später erst entdeckt Ortega, dass er mit „Milo“ einen bekannten Akkordeonspieler vor sich hat und damit den lange gesuchten Partner fürs Klarinettenspiel. „Milo hat mit dem Sohn von Piazzolla, Pablo Piazzolla, gespielt und ebenso mehrfach mit dem weltbekannten Akkordeonisten Richard Galliano, mit dem er gerade eine CD eingespielt hat“, verrät er den Zuhörern. „Er ist dreimaliger Weltmeister auf dem Akkordeon und zwölfmaliger Europameister. Den ersten Weltmeistertitel erhielt er als 13-Jähriger bei den Wettkämpfen der Erwachsenen.“ 1998 hat er auf der Piazza San Marco im Vatikan für den Papst gespielt.

Was anderes als wunderschöne Klänge war also von diesem Duo, das den Funken ihrer Spielfreude vom ersten Moment an auf ihr Publikum überspringen ließ, zu erwarten?

Die halbe Stunde jedenfalls verging im Flug, die beiden Musiker hätten gut und gerne ein abendfüllendes Programm bieten können. Auch die Eigenkomposition von Leonel Fernandes Ortega – Walzer gibt es in Kuba natürlich überhaupt gar nicht, verriet er schmunzelnd – war außergewöhnlich und mitreißend. Der „Libertango“ der absolute Höhepunkt des Duetts – Ortega weiß seiner Klarinette die schönsten Töne zu entlocken, lässt sie zwitschern, erzählen und heiter singen und das Akkordeon antwortet, fröhlich wie melancholisch. Bravorufe folgen.

Zum Abschluss der „halben Stunde Tango“ wechselten die beiden Vollblutmusiker ihre Instrumente und boten eine groovige Improvisation in Anlehnung an das kubanische Stück „Chanchullo“ in der Besetzung Piano, Congas, Cajon (ein Percussionsdialog zwischen Congas und Cajon).

Bleibt zu hoffen, dass das Duo in Kronberg noch öfter zu hören sein wird.



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