Klassische Erfrischung mit alter Musik

Alte Musik auf der Burg stimmungsvoll umgesetzt vom Flöten-Sextett mit Sina Bayer, Yelim Moon, Jasmin Röder, Sonja Radzun, Dongjy Seo, Seohyeon Yu
Foto: Sura

Kronberg (aks) – Ein besonderes Musik-Fest, das Barockfest 2018, erwartetete die vielen Besucher, die bei schönstem Sonnenschein, den Burghügel erklommen, um den Klängen alter Musik zu lauschen. Im Vorhof zum Terracottasaal ging es sogleich los mit sechs Flötistinnen, die alle sehr alte Instrumente dabei hatten und die lieblich als Hommage an die Flöten, „Flauto dolce“, zum Einlass bliesen. Sie gaben Kompositionen von englischen, französischen, italienischen und deutschen Musikern zum Besten. Das älteste Stück stammte aus dem 14. Jahrhundert, zu dieser Zeit wurde auch das „Große Haus“ auf der Burg gebaut. Als Zuhörer fühlte man sich mühelos zurückversetzt in die „gute alte Zeit“ – vor allem das Trinklied „Sauff aus und machs nit lang“ machte Stimmung – und Durst. Dafür gab es herzlichen Applaus. Das „Einlass“-Sextett bestand aus Sina Bayer, Yelim Moon, Jasmin Röder, Sonja Radzun, Dongjy Seo und Seohyeon Yu.

Wie bei Hofe üblich, waren viele Damen sommerlich elegant und bunt gekleidet und gut „behütet“. Professor Michael Schneider, Leiter des Instituts für „Historische Interpretationspraxis“ an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, wirkte mit seinen Studierenden, die man übrigens an der schwarzen Kleidung erkannte, aus aller Herren Länder sehr zufrieden, die vor historischer Kulisse im Einklang miteinander alle begeisterten: viele davon treue Fans dieser Veranstaltung des Kronberger Kulturkreises, aber auch Neugierige, die zum ersten Mal dabei waren und es als durchaus spirituelle Alternative zum Schwimmbadbesuch schätzten. Weiter ging es im Sauseschritt im voll besetzten Terracottasaal mit Musik „quer durch Europa“ und im Wappensaal eine Etage höher mit Jean-Philippe Rameau (18. Jahrhundert) und einem Terzett: Won Ki Kim (Violine), Martin Jantzen (Viola da Gamba) und Satoko Okitsu-Boessenecker am Cembalo. Mit dem Titel „Querelle des bouffons“, Streit der Hofnarren, erfüllten zarte Klänge den wunderschön renovierten Saal mit vielen bunten Wappen an der Wand. Die Cembalo-Komposition ist die einzige Kammermusik von Rameau, die man in dieser Besetzung mit den Violin-Sonaten von Johann Sebastian Bach (1720) vergleichen kann. Im Rondeau wurde die Musik dann etwas schwungvoller und fröhlicher, die drei Kammermusiker spielten voller Freude. Alle Konzerte waren für alle Besucher frei zugänglich, umso angenehmer war man überrascht, mit welcher Ruhe die eine halbstündige Veranstaltung in die nächste überging und und das an verschiedenen Orten auf der Burg. Sogar bis in den Prinzengarten konnte man den Flötenklängen folgen und war dann wie verzaubert von einer Zeitreise, in der die monumentale Burg als Bühne diente.

Wer sich dieser besonderen musikalischen Reise noch zu späterer Stunde hingeben wollte, der fand sich um 20 Uhr in St. Johann ein, wo die Krönung des Tages mit „Der Krönung der Poppea“ von Monteverdi (17. Jahrhundert) aufgeführt wurde. Diese Produktion mit Sängern und Sängerinnen der renommierten Einrichtung „BAROCK-VOKAL“, der Hochschule für Musik Mainz, und Instrumentalisten des Instituts für Historische Interpretationspraxis vertont das Liebesdrama von Nero und Poppea, in dem am Schluss die Liebe über Tugend und Schicksal siegt.



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