Koalition bringt Baufeld V des Bahnhofquartiers Kronberg auf den Weg – Mietwohnungen im unteren Preissegment sollen entstehen

Kronberg (mw) – Die Koalition aus CDU, SPD und UBG hat in die laufende Sitzungsrunde einen Antrag für das Baufeld V am Bahnhof eingebracht, der vorsieht, den städtebaulichen Entwurf zu überarbeiten und anschließend einen Realisierungswettbewerb durchzuführen. „In Kronberg existiert eine historisch gewachsene Bebauung mit einem Mix aus freistehenden Häusern, Reihenhäusern und Geschosswohnungsbau“, erläutern die Koalitionäre dazu. Das Angebot an Wohnraum im Kaufmarkt dominiere durch Häuser und dieser in erster Linie durch freistehende Einfamilienhäuser. „Die Angebotspreise haben sich hier seit langem gesteigert, besonders im Segment der Einfamlienhäuser“, stellen sie fest. Im Bereich des Geschosswohnungsbaus ist eine preisliche Abkopplung zwischen hochpreisigen Eigentumswohnungen und preisgünstigen Angeboten festzustellen. Vor allem die Nachkriegsbestände an günstigen Kleinwohnungen seien durch Renovierung und Verkauf potentiell im Bestand gefährdet. „Insgesamt zeigt der Kronberger Wohnungsmarkt sowohl im Kauf- als auch im Mietbereich deutliche Zeichen einer Marktanspannung.“ Die Mehrzahl der Eigentums- und Mietwohnungen würden sich im hochpreisigen Segment bewegen, sofern sie nicht aus den Altbeständen einer Wohnungsbaugenossenschaft oder dem letztmals in den 1990er-Jahren von der Stadt geförderten Wohnraum stammen.

Diese Situation hatte dazu geführt, dass die damalige Koalition aus CDU und SPD bei der Aufstellung des Bebauungsplans für die „Schillergärten“ eine „politische Verknüpfung“ zum Baufeld V hergestellt und für dieses als Eckwert „ca. 40 Prozent geförderten Wohnraum“ festgelegt hatte. Auch die Koalition aus CDU, SPD und UBG bekenne sich nun zum Erhalt einer ausgeglichenen Bevölkerungsstruktur und damit einhergehend zur Sicherung für das Stadtleben wesentlicher sozialer Strukturen. Deshalb sei es zwingend notwendig, Wohnraum auch für Menschen und Familien mit unteren und mittleren Einkommen zu bauen. Für Familien sollten vor allem günstige Angebote im Eigenheimsegment wie Reihen- und Doppelhäuser sowie kleinere 3-4-Zimmer-Wohnungen vermehrt angeboten werden. Für Senioren bestehe darüber hinaus ein Bedarf an Kleinwohnungen in guter Versorgungslage. Die Koalitionäre sind sich einig: „Nachdem in den vergangenen Jahren mit den Baugebieten Haide Süd und Henker und aktuell mit den Schillergärten Bebauungen umgesetzt wurden und werden, die sich primär an Eigentümer im mittleren und gehobenen Einkommensbereich wenden, haben wir uns vorgenommen, im Baufeld V Mietwohnungen im unteren Preissegment zu schaffen.“ Ein besonderer Schwerpunkt soll dabei auf dem sozialen, sprich dem geförderten Wohnraum, für den im „Baufeld V“ ca. 24 Wohneinheiten geplant sind, liegen.

Die im „Baufeld V“ zur Entwicklung vorgesehene Fläche entspricht im Übrigen den regionalplanerischen Vorgaben in besonderem Maße, nach denen Flächen bevorzugt zu entwickeln sind, die über eine regionale ÖPNV-Anbindung verfügen.

Überarbeitung städtebaulicher Entwurf zum Baufeld V

So fordert die Koalition in ihrem Antrag die Stadtverordnetenversammlung auf, den Magistrat zu beauftragen, den städtebaulichen Entwurf für das Baufeld V unter Berücksichtigung der geänderten Rahmenbedingen, sprich der Neuordnung der Gleis- und Bahnsteigsituation, zu überarbeiten. Als Basis dient die am 11. Juni 2015 beschlossene Vorlage 5230/2015. „Über den überarbeiteten städtebaulichen Entwurf für Baufeld V sollen die städtischen Gremien spätestens in der Sitzungsrunde vor den Sommerferien 2018 entscheiden“, geben die Unterzeichner des Antrags, der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Becker, der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Haas und der Fraktionsvorsitzende der UBG, Erich Geisel als Zeitraum vor.

Realisierungswettbewerb

Im Anschluss an die Überarbeitung des städtebaulichen Entwurfs soll ein mit der Architektenkammer abgestimmter Realisierungswettbewerb durchgeführt werden. Mit der Ausschreibung und Begleitung des Wettbewerbs soll ein geeignetes Planungsbüro beauftragt werden, mit dem zu vereinbaren ist, dass im Jahr 2019 mit dem Bauleitplanungsverfahren mit dem Ziel begonnen wird, den Satzungsbeschluss im Jahr 2020 herbeizuführen.

Eckpunkte für das Wettbewerbsverfahren und die Bauleitplanung

Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung „Quartier am Bahnhof“ sind den am Wettbewerb teilnehmenden Architekturbüros zur Verfügung zu stellen und sollen – soweit diese im Kontext der übrigen Vorgaben stehen – im weiteren Verfahren Berücksichtigung finden.

Entwicklung des Baufeldes

Vorgesehen ist eine Gewerbeeinheit als Kopfbau mit drei bis vier Einheiten Mehrgeschosswohnungsbau, keine Riegelbebauung, maximal dreigeschossig plus Dachgeschoss bei Wahrung der Proportionalität zwischen Bahnhof- und Ludwig-Sauer-Straße, gestalterische Orientierung der Architektur in Qualität und Material an Hotel und Kammermusiksaal, um eine Quartierseinheit zu schaffen, erklären CDU, SPD und UBG die Vorgaben.

Wohnungskonzepte

40 bis 50 Wohneinheiten sollen entstehen, überwiegend bezahlbarer Wohnraum, davon 40 Prozent sozialer, also geförderter Wohnraum und 60 Prozent frei vermietbar im unteren Preissegment. Als Zielgröße nennt die Koalition weniger als 10 Euro je Quadratmeter. Als Aufteilung schwebt ihr ein ausgewogener Wohnungsmix für Alleinstehende, Familien und Senioren in Einheiten von 50 bis 120 Quadratmeter für Ein- bis Sechs-Personen-Haushalte vor. Außerdem sei die „Vorhaltung von Teilflächen im Plangebiet für ein Wohnprojekt durch eine Bauherrengemeinschaft oder andere Gemeinschaftswohnprojekte zu prüfen. Als Orientierungsraum für die Wohnflächenverteilung gibt sie 40 Prozent für Ein- bis Zwei-Personen-Wohnungen vor, 50 Prozent für Wohnung mit drei- bis vier Personen und für Großfamilien mit mehr als vier Personen 10 Prozent.

Weiter informiert die Koalition auch über eine tiefergelegte Parkebene beziehungweise Tiefgarage, die vorzusehen ist, die neben den erforderlichen Stellplätzen für die Wohnbebauung optional auch eine bedarfsgerechte Anzahl an öffentlichen Stellplätzen vorsieht. Über deren Umsetzung nach Evaluierung der Parkplatzsituation am Bahnhof Kronberg beziehungsweise am Haltepunkt Kronberg-Süd soll im Laufe des weiteren Verfahrens entschieden werden, heißt es in dem detaillierten Antrag. Für die öffentlich nutzbaren Stellplätze sollen die Zuschüsse des Landes und des RMV für P&R-Parkplätze ausgeschöpft werden.

Überarbeitung der verkehrlichen Erschließung nach folgenden Eckpunkten

Es soll keine Erschließungsstraße geben, sondern oberirdische Anlieferung und maximal fünf Besucherparkplätze maximal 5 im Anschluss an den Gewerbebau, die Anzahl der Stellplätze soll auf der Basis einer neuen Stellplatzsatzung festgelegt werden, die die optimale Anbindung des Planungsgebietes an den ÖPNV berücksichtigt. Außerdem will das Koalitionsbündnis eine fußläufige Erschließung über Gehwege, Schaffung einer durchgehenden Fuß- und Radwegverbindung bis zur Oberhöchstädter Straße sowie Schaffung der Voraussetzungen für Car-Sharing-Angebote sowie E-Ladestationen für Autos und Fahrrädern.

Nach Vorstellung des Mehrheitsbündnisses soll das Projekt mit einer Baugenossenschaft umgesetzt werden. „Die Möglichkeit der Vergabe des Grundstückes im Rahmen des Erbbaurechts ist zu prüfen“, so die Bündnispartner abschließend.



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