Kronberg hat einen Burgwächter: Ein Ritter thront über dem Friedensweg

Zur feierlichen Enthüllung des Geburtstagsgeschenks, das Gerhard Müller den Kronbergern und sich selbst gemacht hat, standen die Kronberger Ritter und die Paradetrommler Spalier. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Gerhard Müller, Kronberger mit Leib und Seele, hat seiner Familie und sich, aber auch den Kronbergern zu seinem 75. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk gemacht, das sogar die Presse angelockt hat: Der Pflanzenliebhaber und Gartenfreund hat aus einer exponierten Thuja in seinem Garten in der Doppesstraße 19, eine Baumskulptur werden lassen. „Ich habe da einen Baum und eine Idee.“ So lautete der erste Satz seiner E-Mail-Anfrage an den Oberurseler Holzkünstler Hendrik Docken, genannt Hendoc. „Beigefügt war ein Foto von besagtem Baum, der an sehr exponierter Stelle direkt am Friedensweg, einem ausgewiesenen Aufgang zur Burg steht“, erzählt Müller. „Tatsächlich hat er mir eine Zusage gegeben, allerdings ging er dann erst mal zwei Monate auf Weltreise.“ Trotzdem sollte Zeit und Muße genug bleiben, die Überraschung rechtzeitig zum 75. Geburtstag perfekt zu machen.

Vergangenes Wochenende wurde nun im Beisein seiner drei Kinder nebst Familien die fertige Skulptur enthüllt. Unter dem Trommelwirbel zweier Paradetrommler des Fanfarenzugs Kronberg und im Beisein einer kleinen Abordnung der Kronberger Rittter und natürlich des Oberurseler Künstlers, wurde das Geheimnis für alle Feiernden im Garten, aber auch für alle Vorbeispazierenden außerhalb, endlich gelüftet. Zutage befördert wurde ein stattlicher Kronberger Ritter, dessen Blick sich vom Burgberg aus zum Frankfurter Fernsehturm richtet. Eine Auftragsarbeit für den Künstler, dem die Arbeit, wie er vor Ort erzählte, große Freude bereitet hat. „Es hat mir Spaß gemacht, in diesem malerischen Ambiente zu sägen, zu meißeln und zu feilen, verrät er. In den insgesamt zwölf vollen Tagen, die er an dem übermannsgroßen Ritter arbeitete, der von jetzt an nicht nur die Müllers, sondern den gesamten Burgberg bewacht, sei er nicht einen Tag von oben nass geworden. Vor allem aber habe er die freundliche Bewirtung seiner Auftraggeber sowie die mitunter lächelnden Gesichter der vorbeieilenden Menschen genossen. „Es hat einfach Spaß gemacht, auch mal etwas Humorvolles zu gestalten“, stellte er fest. An einem solch idyllischen Auftragsort hat ihn nichts aus der Ruhe bringen können. So gestaltete er das Rittergesicht, weil es ihm nicht gefiel, ein zweites Mal, bis er ausgesprochen zufrieden war. Die Wegbenutzer sehen die Skulptur übrigens von vorne, mitsamt den Besonderheiten, die der Künstler ihr verliehen hat. Hendoc arbeitet immer mit vergoldeten Elementen. „Einen vergoldeten Helm trugen die wohlhabenden Kronberger Ritter nicht, ebenso wenig wie vergoldete Beinschienen“, weiß Müller, dem es die Kronberger Ritter schon als Kind angetan hatten, was daran liegen mag, dass die Burgmauer nicht weit weg vom eigenen Haus verläuft. „Als Kompromiss mit Hendoc wurden die jeweils vier Eisenhüte in den Wappenfeldern schließlich mit Weißgold belegt“, verrät er nach der Enthüllung. In der rechten Hand des Ritters hingegen funkelt es anders: „Der Mann hält ein geripptes Glas mit goldfarbenem Stöffche! Das war nicht meine Idee, sondern seine“, so Müller lachend. Doch ihm gefällt sie als weiterer Heimatbezug äußerst gut und so erhoben die Gäste ihr Glas mit Appelwoi – aus Kronberger sortenreiner Goldparmäne versteht sich – auf den neuen Ritter in der Stadt neben Ritter Hartmut XII., der bekanntlich über dem Schulgarten thront.

Die 18 Meter hohe Thuja hatte über die Jahre beträchtlichen Schaden an der kleinen Toranlage des Anwesens angerichtet und durfte mit städtischer Genehmigung gefällt werden. Auf die Zusage von Künstler Hendoc hin blieb ein drei Meter hohes Stammstück stehen, das Ende April schließlich eingerüstet wurde und eine massive Arbeitsplattform erhielt, die das Arbeiten hoch über dem Weg absicherte. „Es soll ein Geschenk an all jene sein, die von der Hainstraße aus hinauf zur Burg steigen. Ihnen gilt die Vorderseite und der wachsame Blick des Ritters. Und die geliebte Heimatstadt kann mit einer neuen Besonderheit aufwarten“, freut sich der Jubiliar über seinen Holzritter, der auch von ser Hainstraße aus gut zu sehen ist und gerade zum Mittelalterlichen Markt bereits vielen Kronberg-Gästen ein Schmunzeln aufs Gesicht gezaubert haben wird.

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