Kulturkreis bietet zum Geburtstag ein verträumtes Spielefest

Der Victoriapark als Sommertagstraum
Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Nach langer Zeit war die Bühne im Victoriapark mit „The beez“, einer Band, die einen mit ihren vielen verschiedenen musikalischen Stilrichtungen, die sie gekonnt miteinander verwoben haben, mit vor Spiel- und Lebensfreude übersprühenden Persönlichkeiten, Samstagabend mal wieder vortrefflich besetzt und gratulierten dem 50 Jahre jungen Kronberger Kulturkreis musikalisch. Am Sonntag kam es jedoch noch besser, auch wenn an diesem Tag die Holzbühne nicht im Mittelpunkt stand. Dafür war die steppenähnliche Wiese rundherum endlich mal wieder ein Treffpunkt für die ganze Familie und für ein entspanntes, geselliges Zusammensein. Der Kulturkreis hatte anlässlich seines Geburtstages zum Kulturfest für die ganze Familie eingeladen. Bei freiem Eintritt bot die Geschäftsführerin desselben, Dorothée Arden, den kleinen und großen Besuchern eine liebevoll zusammengestellte Auswahl an Inszenierungen, darunter viel Neues aber auch Bekanntes. Die einzelnen Künstler und ihre Theaterinstallationen passten ausgesprochen gut auf die große Wiese in den Victoriapark, sie wurde zu einem eigenem lebendigen Kosmos innerhalb der Natur, in den man ein- und abtauchen konnte, um Komisches, Unglaubliches, Poetisches und Witziges zu erleben. Die Wiese war bestückt mit verrückt anmutenden Spielapparaturen aus recycelten Materialien, die die Familien dazu einluden, sie anzufassen, zu bespielen und zu entdecken. Gar nicht einfach, was Vater und Sohn schließlich gemeinsam nach vielen Versuchen erst gelang: Eine Holzkugel galt es in einen Trichter zu werfen, danach leuchteten plötzlich verschiedene Farben auf – aha, die Tasten des Klaviers sind in der richtigen Farbfolge zu spielen, während die Kugel durch die Kugelbahn läuft. Endlich geschafft! Ein Holztürchen öffnet sich und durchs Guckloch auf der gegenüberliegenden Seite der Installation wird man mit einer kleinen Show – einer tanzenden Ballerina belohnt! Nach der ersten Scheu, die Holzkonstruktionen näher zu beäugen, entdecken nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern ihre Spielfreude wieder und probieren mit großer Freude aus, was die Wiese ihnen hier in ungewohnter Fülle bietet. Denn Toni Tomàs und Sergio Sisques hatten mit „The Strange Travel of Senyor Tonet“ eine ganze Reihe von Spielapparaten dieser Art mitgebracht. Im Gespräch merkte man ihnen ihre eigene Begeisterung an, immer neue Spiele – der eine künstlerisch, der andere elektronisch – zu entwickeln, die von außen einfacheste Mechanik, innen jedoch Robotertechnik bergen, und im künstlerischen Ergebnis: Spiel, Spaß mit Überraschungs-Effekten bieten. Aber auch die verspielten Holzriesen des „Théatre de la Toupine“, von denen die Kronberger Kulturfreunde in der Vergangenheit bereits das Karussell aus Treibholz kennen lernen durften, sind Geschicklichkeits- und Klangspiele, die auf der Wiese im Victoriapark ebenfalls ihren Platz gefunden hatten. Den ganzen Tag über wurden sie von höchst konzentrierten Besuchern bespielt. Doch es gab auch Phasen der Ruhe für die Holzskulpturen und Spielapparaturen, nämlich dann, wenn Eis Ali seine italienische Eisjonglage direkt am Publikum demonstrierte, die Seiltänzer mit „NestErwachen“ vor den dunklen Tannen einen Vogeltanz auf dem Seil darboten, das Theater Tique ihr kleines blaues elastisches Männchen zum Leben erweckte oder „Nagetusch – ein Caféwagen macht Circus“, seine Show ankündigte.

Poetische Akrobatik

Letztere kamen bei den zahlreichen Besuchern besonders gut an: boten sie doch neben mitreißender Akrobatik das ganz normale Leben, indem sie die Geschichte des reisenden Künstlerpaar spielten, dessen Beziehung eingerostet scheint, das sich dann plötzlich trotz aller Alltagswidrigkeiten auf überraschende Weise wieder im Herzen berührt. Es entspinnt sich eine liebevolle poetische Akrobatik, die in einem lustigen Finale endet, bei dem sich einige Zuschauer auf der Wiese Walzer tanzend wiederfanden. Danach gab es für die Kleinen Zuckerwatte und für die Großen Kaffee. Ein Traum für alle Sinne also, den auch die Kronberger Elterninitiative KEK mit Kuchen und Kaffee unterstützte und „Les DéDés“, zwei anlehnungsbedürftige verspielte Tagträumer eindrucksvoll untermalten, indem sie allein durch ihren Bewegungsrhythmus Ruhe stifteten, Kissen und die nötige Entspannung brachten. Zum Einschlafen allerdings brachten sie keinen, dazu war das Programm zu vielseitig und spannend, aber zum Tagräumen eigneten sie sich ganz wunderbar. Es war ein gelungenes Geburtstagsfest für die ganze Familie, das der Kronberger Kulturkreis zum 50. Geburtstag den Kronbergern und allen Kulturfans aus der Umgebung zum Geschenk gemacht hat. Wie schön wäre es, wenn (samt gepflegter Toiletten – die vom Theater Pikante als „WC-Perlen“ bespielt wurden), der Park als Treffpunkt in dieser Weise öfters wiederentdeckt würde. Das jedenfalls wünschten sich einige Besucherinnen und Besucher, die es sich mit ihrem Kaffee und einem Stück Kuchen mitten auf der Wiese mit ihrem Freunden gemütlich gemacht hatten.

Aufgepasst, „Les DéDes“ sind aufgewacht und verzaubern hier gerade eine junge Familie.

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