Kunst und Wein – nach wie vor die perfekte Sommermischung

Kronberg (pu) – 1986 verwirklichte der „Vater der Kronberger Märkte“ Horst Neugebauer mit der Premiere des ersten Bilder- und Weinmarktes eine weitere seiner zahlreichen Ideen. Den Daheimgebliebenen sollte damit die eher veranstaltungsärmere Sommerzeit versüßend überbrückt werden. Vor Kreativität sprühende Künstler mit ihrer bunten Vielfalt und korrespondierende Gaumengenüsse durch kulinarische Spezialitäten und edle Tröpfchen und das alles Open-Air schienen dem früheren Verkehrsamtsleiter die perfekte Mischung zu sein.

Die Tragweite und Nachhaltigkeit dieser damaligen Prognose ist auch 31 Jahre später noch eindrucksvoll belegbar. Denn auch am letzten Wochenende füllten sich bei nahezu perfektem Wetter die Altstadtgassen mit Kronbergern und Interessierten aus der Region. Einzig am Samstag gab es zum Veranstaltungsauftakt ein wenig Abkühlung von oben, die die gute Laune von Standbesuchern und Besuchern jedoch in keinster Weise schmälerte.

70 Künstler aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland, darunter 20, die erstmals in der Burgstadt gastierten, setzten bei der vom Magistrat der Stadt sowie den beiden Vereinen Tourismusförderung in Kronberg (TiK) und Altstadtkreis organisierten jüngsten Auflage des Kunst- und Weinmarkts‚ Akzente. So gab es sowohl ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten, als auch reichlich Gelegenheit Neues zu entdecken.

Nach seiner überwältigenden letztjährigen Premiere im letzten Jahr stand für Willi Schropp aus den Niederlanden, der mit seinen Holz-Skulpturen im Innenhof der Zehntscheune die Besucher in den Bann zog, eine neuerliche Teilnahme am Marktgeschehen außer Frage. Nach dem Abitur hatte er seine täglich getragene Jeans als geschnitzte Erinnerung verewigt und erkannte: „Holz ist mein Material.“ Beim Verarbeiten von ausschließlich Gehölz von Bäumen aus seiner Gegend, gibt er seinem roten Leitfaden „Leben“ Gestalt, lässt überdies Märchen, Mythologien und Träume einfließen und schafft Werke mit Hinguckereffekt, die zum Nachdenken anregen. Wann immer man an seinem Standplatz vorbeikam, um den niederländischen Künstler stand eine interessierte Besucher-“traube“ herum.

Apropos Trauben und Reben: Für Horst Neugebauer verstand es sich seinerzeit von selbst, dass er seine „Guldis“, wie er die Guldentaler aus der befreundeten Gemeinde an der Nahe liebevoll bezeichnet, mit ins Boot holte. Elf Winzer reisten zur Premiere aus der befreundeten Gemeinde an, um ihren Wein vorzustellen, doch an jenem Wochenende zeigte das Thermometer schweißtreibende 37 Grad und die Besucher verlangten zur Erfrischung weitaus mehr Wasser als Wein. Eine Anekdote, die immer wieder gerne erzählt wird.

Die diesmal angereisten Winzer verwöhnten die Gaumen der Freunde und ihrer Marktgäste aus nah und fern wiederum teils mit Gängigem wie den jüngsten Jahrgängen von Dornfelder, Spätburgunder oder Riesling, teils mit sommerlichen Ideen und der eine oder andere nutzte allzugerne die Möglichkeit, die ausgiebige Testphase in erste Weihnachtsbestellungen münden zu lassen. Was sich aus Obst außerdem kreieren lässt, konnte außerdem am Stand des Obsthofs Krieger verkostet werden.

Schmückendes für Ohren, Hals und Armen gab es in Hülle und Fülle, dazu mit dem Malerpinsel oder Fotoapparat festgehaltene, völlig unterschiedliche Motive. Darüber hinaus war es vor allem Praktisches, das, ob als Bereicherung für den eigenen Haushalt oder als Geschenk, nachgefragt war. Die Palette reichte vom Geschirrhandtuch über Seifen, Porzellan, selbst genähten oder gestrickten Unikaten wie Taschen, Mützen, Schals, Windeltaschen, Sommerponchos, Dreiecktüchern und vieles mehr. So manche finale Entscheidung bereitete Kopfzerbrechen und wurde erst nach einem oder mehreren Gläschen Rebensaft und gemeinsamer Beratung getroffen.

Wein und Gesang

Neben der örtlichen Gastronomie und den grillenden „Jochmännern“ gelten die teilnehmenden Partnerschaftsvereine mit internationalen Spezialitäten von deftig bis süß seit Jahren zu den festen Größen des Kunst- und Weinmarktes. Sprachenmix und durch Wiedersehensfreude geprägtes fröhlich-buntes Bild sind beim Länder-Eck Ballenstedt – Le Lavandou – Porto Recanati auf dem Tanzhaus obligatorisch. Voller Herzlichkeit und Begeisterung wurde auch mitreißende Aberystwyth Youth Brass Ensemble aus der walisischen Partnerstadt empfangen, das zum Mitwippen und -klatschen animierte. Ein gutes Händchen hatten die Veranstalter auch mit dem Bad Homburger Jazzprojekt „Schrägsekunde“ bewiesen, das Sonntagmorgen zum Jazz-Frühschoppen aufspielte. Der Männergesangverein 1860 Kronberg gab im Rahmen der Veranstaltung ebenfalls seine Visitenkarte ab.

Pünktlich um 12 Uhr öffneten am zweiten Markttag Einzelhändler ihre Türen zum Verkaufsoffenen Sonntag und es hat Tradition, dass der eine oder andere Gewerbetreibende neben zahlreichen Sonderangeboten zum ausklingenden Sommer etwas vorbereitet hatte, um den gemütlichen Einkaufsbummel mit einem besonderen Schmankerl zu versüßen.

Kein Kunst- und Weinmarkt ohne Gewinnspiel und davon gab es in diesem Jahr sogar zwei. Neben dem bewährten Quiz der Veranstalter samt Tombola und Gewinner-Ziehung

durch den Vorsitzenden des Vereinsrings Kronberg, Hans Willi Schmidt, lud der Kamera-Klub-Kronberg (KKK) dazu ein, „Kronberger Fenster“ zu finden. Eine diffizile Aufgabe. Nicht zu vergessen Tangoabend und Lesung im Hof der Kronberger Bücherstube, die ein Übriges zum Gelingen des zweitägigen Festes taten.



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