Landrat macht sich schlau über Bienen und die Ernte

Hochtaunuskreis. Die erste Station der Sommertour führte Landrat Ulrich Krebs zu Herrn Prof. Dr. Grünewald vom Institut für Bienenkunde der Universität Frankfurt am Main. Das Institut verbindet universitärische Grundlagenforschung mit praktischer Bienenhaltung: Sowohl Hochschulabsolventen als auch ausgebildete Imker kümmern sich um rund 200 Bienenvölker, die auf 20 Standorte zwischen dem Frankfurter Lohrberg und Usingen-Kransberg verteilt sind. „Die Lage der Insekten ist kritisch, die Population geht zurück: In Deutschland gibt es rund 500 Bienenarten, wovon 80 Prozent auf der roten Liste stehen“, erläuterte Institutsleiter Prof. Dr. Bernd Grünewald. Für die Honigbiene sieht er jedoch momentan keine große Gefahr, da diese von den Imker gezüchtet werden. „Wir müssen aktiv etwas für die Insekten tun, da sonst unsere Lebensgrundlage ruiniert wird. Mehr heimische Pflanzen, mehr Grünsteifen. Kein einseitiger Anbau von wenigen, meist nicht blühenden Kulturpflanzen“, betonte Grünewald. Das Institut für Bienenkunde steht für Besuche von Schulklassen, Vereinen usw. offen. Die Mitarbeiter selbst halten auch Vorträge, um ein besseres Bewusstsein für den Erhalt unserer Biodiversität zu schaffen.

Eine weitere Station auf der diesjährigen Sommertour war die Kartoffelernte bei Familie Trapp. Auf dem Acker wurde gemeinsam bei der Ernte der Hochtaunus-Kartoffeln geholfen und man konnte erfahren, wie es bei der anhaltenden Trockenheit um die Ernte bestellt ist. „Die Landwirte aus dem Hochtaunuskreis erwarten wegen der Trockenheit unterdurchschnittliche Erträge. Die Ernte der Hauptgetreidearten sowie des Rapses ist bereits beendet. Hinsichtlich der erzielten Erträge und Qualitäten ist sowohl der Vordertaunus mit vergleichsweise ertragreichen Böden als auch das Usinger Land mit eher schwächeren Bodenqualitäten trotz des kritischen Witterungsverlaufs noch mit einem blauen Auge davongekommen,“ sagte Dr. Bretschneider-Hermann, Leiter für das Amt des ländlichen Raumes beim Hochtaunuskreis. Von Feld zu Feld ergebe sich für die allermeisten Betriebe über alle Kulturarten und Flächen hinweg ein etwas unterdurchschnittlicher Ertragswert bei noch zufriedenstellenden Qualitäten.

Erntebericht 2018 für den Hochtaunuskreis:

Rapsernte

Die in einigen Regionen festzustellende „physiologische Knospenwelke“, die durch ein frühzeitiges Abwerfen von Blütenknospen (aufgrund zuerst kalter, nasser Witterung und unmittelbar anschließend rapide ansteigenden Temperaturen und wüchsigem Wetter ausgelöst) gekennzeichnet ist, hatte zum Teil erhebliche Ertragseinbußen zur Folge, die im Hochtaunuskreis weitgehend ausblieben.

Hier erreichten die Erträge von einigen Ausnahmen im nördlichen Kreisgebiet abgesehen, noch durchschnittliche bis gute Erträge von 30 bis 45 dt/ha. Insgesamt dürften die Rapserträge um ca. 20 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt liegen. Die trockene Witterung erlaubte immerhin einen Drusch des Rapses mit deutlich unter 9 Prozent Restfeuchte (beste Lagereignung, keine Trocknungskosten).

Winterweizen

Die üblicherweise in jedem Jahr festzustellenden Unterschiede zwischen „Stoppelweizen“ (Weizen, der nach Weizen angebaut wurde) und „Raps-“ bzw. „Rübenweizen“ (nach Raps oder Rüben als Vorfrucht angebauter Weizen) sind auch in diesem Jahr gut zu beobachten. Der Stoppelweizen erreichte generell einen etwas geringeren Ertrag. In diesem Jahr litt der Weizen jedoch unter früh einsetzender Trockenheit bis zur Ernte, die nur durch örtlich sehr begrenzte Gewitterschauer unterbrochen wurde. So wurden nur auf einzelnen Flächen Mengen bis 10 t je ha und darüber geerntet, was einer sehr guten durchschnittlichen Ernte entspricht. Auf schwächeren („leichten“) Standorten (Böden mit einem höheren Sandanteil) und solchen mit ausbleibenden Niederschlägen waren demgegenüber die Erträge deutlich unter dem langjährigen Mittel, sodass die Landwirte bei Weizen und Gerste einen insgesamt um 15 bis 20 Prozent niedrigeren Ertrag als in Normaljahren hinnehmen mussten. Bei der Winterweizenernte herrschte gutes Wetter, sodass die Ernte ohne Verzögerungen bei guten Bedingungen eingebracht werden konnte.

Grünland

Nachdem ein erster Schnitt im Mai noch eine gute Futterernte beschert hatte, fielen die Ernten der folgenden Schnitte eher dürftig aus. Die derzeit weiterhin anhaltende Trockenheit lässt eine deutliche Futterknappheit im Winter für die im Kreis gehaltenen Tiere befürchten. Einige Betriebe beginnen vor dem Hintergrund knapper Futtervorräte für den Winter bereits, ihre Viehbestände sukzessive zu verringern. Als erste Sofortmaßnahme wurde von der Landesregierung inzwischen die Möglichkeit eröffnet, den Aufwuchs auf stillgelegten Flächen, der normalerweise landwirtschaftlich nicht geerntet und verwertet werden darf, offiziell zur Futterwerbung zu nutzen.

Sommerungen

Die noch auf den Feldern stehenden Sommerungen wie Rüben, Mais und Kartoffeln leiden sehr unter den derzeit herrschenden Witterungsbedingungen. Es drohen bei Fortdauer der Dürre entsprechende Einbußen von 20 bis 30 Prozent und mehr, in der Menge und vor allem auch in der Qualität, wenn nicht bald ergiebiger Regen fällt. Die bis zu 50 Prozent zu erwartenden geringeren Erträge beim Silomais verschärfen die ohnehin angespannte Situation bei den Winterfuttervorräten zusätzlich. Bei weiter angespannter Lage könnte es notwendig werden, als Körnermais vorgesehene Bestände vorzeitig als Viehfutter zu häckseln und zu silieren.



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