Landrat Ulrich Krebs lobt Mut und Tatkraft der Ausgezeichneten

Die Geehrten v.l.n.r.: Claudia Neubarth, Jan-Niklas Heimel, Yasmina El Mahaoui, Sönke Krützfeld. Foto: privat

Hochtaunuskreis. – Landrat Ulrich Krebs hat kürzlich, den Preis für Zivilcourage des Hochtaunuskreises an Pfarrer Sönke Krützfeld aus Stadecken-Elsheim für seinen mutigen Einsatz im Juli 2016 auf der A5 am Bad Homburger Kreuz verliehen. Die Förderpreise gingen an Yasmina El Mahaoui (Bad Homburg), Claudia Neubarth (Grävenwiesbach) und Jan-Niklas Heimel (Oberursel). Die Auszeichnungen übergab Landrat Krebs gemeinsam mit dem Staatsekretär des Hessischen Ministeriums des Inneren und für Sport, Werner Koch, der auch die Laudatio auf Pfarrer Krützfeld hielt.

Landrat Krebs lobte den Einsatz aller Ausgezeichneten. „Sie haben im entscheidenden Moment genau das Richtige getan. Sie haben Mut, Tatkraft, aber auch Besonnenheit bewiesen. Menschen wie Sie sind ungeheuer wichtig in unserer zivilen Gesellschaft.“ Das Handeln der Geehrten verdiene Dank und großen Respekt, sagte Krebs. Er hoffe, dass es für andere ein Ansporn sei, nicht wegzuschauen, wenn Mitmenschen Hilfe brauchten.

Preisträger Sönke Krützfeld war am 6. Juli des vergangenen Jahres morgens gegen halb zehn Uhr auf der A5 in Richtung Marburg unterwegs. In Höhe des Bad Homburger Kreuzes fuhr er auf der Überholspur. Vor sich hatte er einen Audi, laut Schätzungen der Polizei mit ungefähr 100 Stundenkilometern. Der Audi krachte vor Krützfeld in die Betonleitplanken und schrammte dann weiter entlang der Mittelleitplanke. Krützfeld bemerkte, dass die Fahrerin den Kopf merkwürdig hielt, als ob sie, mit dem Kopf ans Fenster der Fahrerseite gelehnt, eingenickt wäre. Ihm war klar, dass die Fahrerin ein Problem und wohl deshalb die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren hatte.

Krützfeld schaltete die Warnblinker seines kleinen Citroën ein, setzte sein Auto zuerst neben und dann vor den Audi. Wagen. Er ließ den Audi auf sein Heck auffahren und bremste dann beide Autos herunter. Als Audi und Citroën standen, halfen Krützfeld drei junge Männer und ein Lastwagenfahrer. Die junge Fahrerin kam per Rettungswagen in die Hochtaunuskliniken nach Bad Homburg. Kurze Zeit später war sie wieder wohlauf. Krützfeld selbst trug ein leichtes Schleudertrauma davon. Die A5 blieb für die Bergungsarbeiten zeitweise gesperrt. Im Namen aller Geehrten bedankte sich Pfarrer Krützfeld für die Auszeichnung. Das mediale Interesse an seinem Eingreifen auf der Autobahn habe ihn überrascht, sagte Krützfeld. Dabei habe er „nur selbstverständlich“ geholfen, auch wenn der Fall etwas spektakulärer gewesen sei. Zu helfen sei für ihn eine wesentliche Voraussetzung eines gelingenden Zusammenlebens: „Wir müssen wechselseitig aufeinander achten und einander unterstützen.“

Förderpreisträgerin Yasmina El Mahaoui hatte beherzt eingegriffen, als ein älterer Herr in Bad Homburg von einer Betrügerin um sein Geld gebracht werden sollte. Die mittlerweile verurteilte Täterin hatte zu dem 85-Jährigen eine Bekanntschaft hergestellt und unter Vortäuschung falscher Tatsachen 10.000 Euro in der Postbank von ihrem Opfer erhalten. Dies bekam Yasmina El Mahaoui mit. Ihr kam die Situation verdächtig vor und sie verständigte per Handy die Polizei. Unter ständigem Kontakt mit der Polizei folgte sie dem alten Herrn und der Frau bis zum Bahnhof Bad Homburg. Dort sah sie, wie die Frau alleine in die S-Bahn einstieg. Damit der Zug nicht wegfahren konnte, stellte sich El Mahoui in die offene Tür. Nach langen zehn Minuten erschien die Polizei. Sie nahm die Betrügerin fest, das Geld wurde dem 85-Jährigen zurückgegeben. Der Vater der Preisträgerin, Mouloud El Mahaoui, war 2008 erster Preisträger des Preises für Zivilcourage des Hochtaunuskreises

Am 28. August 2015 sah Claudia Neubarth, selbst mit dem Auto unterwegs, morgens kurz nach acht Uhr einen dunklen Kleinwagen, der an der rechten Leitplanke kurz vor der Ortseingangskurve von Schmitten stand. Sie erkannte sofort, dass der Insassin, deren Kopf vornübergebeugt zur Seite hing, geholfen werden musste. Neubarth hielt an und lief zum PKW. Die Fahrerin litt erkennbar an Atemnot und war bewusstlos. Claudia Neubarth informierte die Polizei, die ihr Instruktionen gab, wie sie die Frau aus dem Auto holen sollte. Neubarth versuchte, andere Fahrer auf die Situation aufmerksam zu machen, aber sie hatte erst einmal keinen Erfolg, sondern erntete Beschimpfungen und unmissverständlichen Gesten Vorbeifahrender. Dann hielt eine junge Fahrerin an. Die zwei Frauen versuchten, die korpulente Frau aus dem Auto zu hieven. Mit Hilfe der mittlerweile eingetroffenen Rettungssanitäter trugen sie die Dame in den Krankenwagen.

Jan-Niklas Heimel, damals 13 Jahre alt und Schüler der Humboldtschule in Bad Homburg, war am Nachmittag des 19. April 2015 beim Kieferorthopäden in der unteren Louisenstraße. Als er gegen 17 Uhr auf sein Fahrrad steigen wollte, sah er eine ältere Frau auf dem Bürgersteig liegen. Ein Mann kniete bereits vor der Verletzten. Jan-Niklas Heimel sprach die Frau, die gestürzt war und eine Platzwunde hatte, an, um zu prüfen, ob sie bewusstlos war. Von einem aus der nahen Apotheke kommenden Mann nahm er Verbandszeug und legte der Dame einen Druckverband an. Als die Rettungskräfte eintrafen, half Jan Niklas Heimel beim Aufrichten der Verletzten und Einladen in das Rettungsfahrzeug. Anschließend säuberte er den blutverschmierten Gehweg.

Der Preis für Zivilcourage ist entsprechend dem Beschluss des Kreistages nicht mit einem Preisgeld dotiert, es gibt eine Urkunde und ein Buchgeschenk. Die überreichten 1.000 Euro an den Preisträger stammen von der Dr.-Christian-Weizmann-Stiftung. Für zwei Anerkennungspreise hat die Druckerei Esser jeweils 250 Euro ausgelobt. Für diese Spende und die damit verbundene Wertschätzung des Preises bedankte sich Ulrich Krebs. Beim dritten und jüngsten Preisträger, Jan- Niklas Heimel, sorgte der Landrat selbst dafür, dass der junge Mann in diesem besonderen Fall einen Betrag aus der Kreisschatulle bekam.



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