Leserbrief

Aktuell

Unser Leser Gerd-Toni Wagner, Am Weißen Berg, Schönberg, schreibt zur Glosse „Stürmisches“, veröffentlicht im Kronberger Bote von Donnerstag, 5. Januar Folgendes: Käuzen sagt man Weisheit nach. Vielleicht führt aber ihre hohe Warte bisweilen dazu, Aspekte der Wirklichkeit am Fuße des Kronberger Elfenbeinturmes auszublenden. So erfährt der Erdgebundene ungläubig staunend vom Kronkauz, dass (Zitat):„Verrückte und Demagogen, Machtmenschen und ewig Gestrige unser Schicksal widerspruchslos bestimmen.“ Wen mag der Kauz wohl meinen? Unsere Kanzlerin etwa? Schließlich bestimmt sie und die von ihr geführte Regierung die Richtlinien der aktuellen Politik und damit unser „Schicksal“.

Aber lieber Kauz, es gibt ihn doch, den Widerspruch gegen das beklagte Schicksal. Es gibt doch Bürger, die sogar offen gestehen, dass sie es nicht so prickelnd finden, Silvester im Hochsicherheitstrakt feiern zu müssen und im Wochentakt die scheußlichsten Horrorzszenarien via TV präsentiert zu bekommen – Bürger, die in all den sogenannten Einzelfällen einen Zusammenhang mit der aktuellen Politik erahnen. Das wiederum ist unserem Kauz auch wieder nicht recht, er hat aber gleich die passende Schublade parat: die so was behaupten, das sind die (Zitat) „Hass-, Wut- und Angst-Keulenschwinger“. Für die hat er nix übrig, schon gar kein Verständnis, die bekommen höchstens mit auf den Weg, dass die IS-Mörder (Zitat) „längst vor den Flüchtlingen da waren“. Als Trost, sozusagen. Dass der Kauz da, bezogen auf Anschläge in Deutschland, gewaltig daneben liegt, ist nicht von Bedeutung, das ist nur kauzig, allzu kauzig.

Global träumt der Kauz von einem umfassenden „Paradigmenwechsel“ – als Reaktion der Völker auf Erscheinungen wie Trump, Erdogan und den unbotmäßigen Brexit. Oh weh, er will oder kann nicht erkennen, dass der Erfolg der beiden kauzigen Herren bereits das Resultat eines massiven Paradigmenwechsels ist – in USA als Protest gegen eine korrupte Elite, personifiziert in Hillary Clinton. Und in der Türkei als ein nationalistisch und religiös fundamentalistischer Wertewandel, der von einer breiten Mehrheit dort getragen wird.

Bleibt dem Kauz die letzte Hoffnung, fernab vom globalen Getümmel (Zitat): „die traditionellen Parteien verzeichnen (hierzulande) erste Zuwächse“. Aha. Ist das schon Galgenhumor? Alle Umfragen, deren normale Schwankungen bei Gefallen medial als Trendwende gefeiert werden, verzeichnen stetige Verluste und eine breite Ablehnung ihrer Politik. Und zwar zugunsten einer anderen Partei, deren Forderungen jetzt peu à peu von den „traditionellen“ Parteien übernommen werden. Spät, sehr spät.

Aber hoffentlich nicht zu spät. Denn hier lieber Kauz, sehe ich einen Hoffnungsschimmer: in der baldigen Rückkehr unserer Regierung zu nachvollziehbaren, verantwortungsvollen Lösungen für eine unhaltbare Situation, die sie zu verantworten hat. In ihrem ehrlichen Bestreben begleitet von ebenso ehrlichen Medien. Wenn das geschafft ist, dann ist auch das Problem mit der „Angst und Wut“ und der (Zitat) „dunklen Seite der Politik“ vom Tisch. Versprochen, lieber Kauz. Und bevor Sie mich fragen, wie diese Lösungen im Detail aussehen sollen: ich bin kein Kauz, ich kann kein Ei legen. Aber ich merke, wenn eins faul ist.

Ein frohes und friedliches neues Jahr vom Erdgebundenen.



X