Leserbrief

Aktuell

Unser Leser, Hanspeter Borsch, Heinrich-Winter-Straße, Kronberg, schreibt zum Thema „Kronberg und seine Kulturlandschaft Folgendes: In Kronberg genießt Kultur ganz allgemein großen Stellenwert, nicht jedoch die Kulturlandschaft. Ob öffentliche Grünanlagen wie der Schulgarten, der Alte Friedhof, der Victoriapark oder der Quellenpark Kronthal machen einen ungepflegten Eindruck.

Vorbildfunktion

Obwohl Themen wie Bienensterben und Biodiversität in aller Munde sind, sollten die Obstgrundstücke im städtischen Eigentum eigentlich vorbildlich gepflegt sein, um mit gutem Beispiel der Verwilderung unserer Obstkulturlandschaft entgegenzuwirken. Das Gegenteil ist der Fall. Das städtische Grundstück oberhalb des Quellenparks Kronthal neben dem Ferdinand-Küster-Weg war mit Schlehenhecken bewachsen, bis zur größten Bestürzung vieler Kronberger im Frühjahr 2005 alles Gehölz gerodet und so ein wertvolles Vogelschutzgebiet vernichtet wurde, dessen Blütenpracht frühen Wildinsekten, Schmetterlingen und Bienen als Nahrung dient. Mit Schreiben vom 12. Juli 2005 haben mehrere Gartenbesitzer und Vogelschutzbeauftragte erreicht, dass die Hecken durch Stockausschlag wieder aufwachsen konnten. Die Stadt sicherte zu, die Hecken künftig zu schonen. Mit größter Betroffenheit war im Februar 2013 festzustellen, dass die wieder aufgewachsenen Hecken erneut restlos abgeholzt wurden. Heute finden sich dort nur noch Brennnesseln und Brombeerhecken. Die früher dort heimischen Singvögel sind verdrängt. Kein Gelbspötter, keine Nachtigall singt dort mehr, kein Neuntöter kann seine Beute an den Dornen der Schlehe aufspießen. Das Grundstück gehört zum Bereich des denkmalgeschützten Quellenparks. Dieser Park steht wie der Victoriapark seit 2013 unter Denkmalschutz. Jedoch wurde versäumt, die Gesamtfläche des Parks zu erfassen. Die Bereiche Ziegelhütte und Bouleplatz liegen auf Mammolshainer Gemarkung. So geschah das Unfassbare. Die Ziegelhütte, 1986 in gepflegtem Zustand von der Stadt Kronberg übernommen, wurde zu einem Spottpreis veräußert, das heruntergekommene, aber unbedingt zu erhaltende Fachwerkensemble teils vernichtet, teils mit Wärmedämmung und Prägetapete verkleidet. Ein unwiederbringlicher Verlust von erhaltenswertem Kulturgut. Im Victoriapark informieren mehrere 1,20 x 1,20 Meter große Tafeln an den Eingängen den Besucher über diesen Park. Im Quellenpark Kronthal findet sich dagegen kein einziger Hinweis, dass der Besucher auf der Route des Regionalparks von der Nidda zum Opel-Zoo einen wichtigen Anlaufpunkt erreicht hat. Lediglich die Jahreszahl 1562 in einer Wetterfahne verkündet die Ersterwähnung der Brunnenanlage. Das Errichten einer Hinweistafel wird von der Stadt abgelehnt. Die Begründung im Schreiben vom 27. Januar 2017 lautet, „…da wir im Kronthal als beschaulichen Park ganz bewusst auf die Möblierung der Landschaft durch Tafeln verzichten“.

Feldwege und Fußpfade

Feldwege und Fußpfade in der Obstlandschaft sind öffentliche Verkehrswege, deren Verkehrssicherheit gewährleistet sein muss. In besonders schlechtem Zustand ist der Wirtschaftsweg, der vom Ferdinand-Küster-Weg abzweigt und zum Friedhof Thalerfeld führt. Der Fahrzeugverkehr ist erheblich. Neben dem PKW-Verkehr wird er auch von Containerfahrzeugen und LKWs benutzt. Die wassergebundene Deckschicht des Weges ist nicht für Schwerlastverkehr geeignet. Die Oberfläche des geschotterten Belags kann das Regenwasser nicht seitlich abführen, sodass das längs des Weges ablaufende Wasser eine bis zu 30 Zentimeter tiefe Längsfurche entstehen ließ. Die Verkehrssicherheit des Weges ist nicht gegeben. Seit Jahren wird von vielen Anliegern, deren Fahrzeuge beschädigt wurden, gefordert, den Weg mit einem befestigten Belag zu versehen oder ihn für den Durchgangsverkehr zu sperren. Ein schmaler Fußweg führt vom Quellenpark Kronthal in Richtung Opel-Zoo. Er ist schräg und schlammig. Am regnerischen Sonntagnachmittag muss die junge Familie einen Ausweg suchen. Die Mutter schultert das Kind, der Vater schultert den Kinderwagen. So stapfen sie durch die sumpfige Wiese, ein beklagenswerter Anblick. Fehlt es an öffentlichen Mitteln, den Weg instand zu setzen? Wohl kaum! Sie stehen doch wohl reichlich zur Verfügung, sonst könnte man nicht so aufwendige Projekte wie den Stahlrahmen am Malerblick ins Auge fassen.

Bachläufe

Noch in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts fanden regelmäßig Bachbegehungen statt, an denen auch Stadtverordnete teilnahmen. Es wurde erfasst, was an Pflege- und Instandsetzungsmaßnahmen der Bachläufe erforderlich wurde. Zum Beispiel mussten zu flache Bachprofile vertieft, überhängender Bewuchs zurückgeschnitten oder fehlerhafte Uferbefestigungen instand gesetzt werden, was dann in Handarbeit von städtischen Mitarbeitern durchgeführt wurde. Seit Jahrzehnten erfolgen solche Maßnahmen nicht mehr, die flachen Bachläufe nehmen die Wassermassen nach heftigen Regenfällen nicht mehr auf. Durch Überflutung wird der Belag des Fußpfades neben dem Rentbach ins Bachbett gespült, was es nun noch flacher macht. Im Stadtentwicklungsplan wird 2017 dazu festgestellt, dass es sich um den „eingeengten Rentbach mit improvisierter Uferbefestigung“ handelt. Das ist so nicht richtig. Die Uferbefestigung war immer in Ordnung, ist aber durch unterlassene Pflegemaßnahmen so heruntergewirtschaftet worden. Völlig daneben ist auch die Feststellung im Stadtentwicklungsplan, es fehle eine öffentliche Bachparzelle. Der Bach ist ein öffentliches Gewässer und keine Privatangelegenheit. Auch der Bachpfad ist von der Stadt instand zu setzen und instand zu halten. Wann endlich begreifen verantwortliche Politiker nur, dass es so nicht weitergehen kann und etwas getan werden muss, um dem schleichenden Verfall unserer zu schützenden Kulturlandschaft entgegenzuwirken. Niemand begreift, dass nicht der gesamte Quellenpark unter Denkmalschutz gestellt wurde. Niemand begreift die Untätigkeit der Stadt in Sachen Landschaftspflege und niemand begreift, dass städtische Gartengrundstücke verwildern und veröden. Kronberg und seine so oft gepriesene Kulturlandschaft – ein trauriges Kapitel.



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