Nachts im Park: „Junge Menschen brauchen einen Treffpunkt“

Unabhängig davon, aus einem gänzlich unpolitischen Blickwinkel, aber passend zu den Erlebnissen der Bundestagskandidatin Seewald, meldet sich zu diesem Thema eine Kronberger Bürgerin und Mutter eines Grundschulkindes mit ihren Gedanken zu Wort: „Gestern, Sonntag, bot sich uns ein grauenhaftes Bild vor der Kronthal-Schule: zerbrochene Glasflaschen, Müll überall, der ganze Vorplatz war nicht wiederzuerkennen. Gerade an einem schönen Sonntag, an dem viele Spaziergänger in der Stadt sind, viele Kinder mit Sandalen oder Flip-Flops und natürlich Hunde. Alle mussten aufpassen wegen der Scherben überall. Kaum auszudenken, wenn Montags hunderte Kinder mit offenen Schuhe dadurch laufen müssen zur Schule. So langsam muss doch mal etwas passieren dagegen, das Thema ist lange genug bekannt“, meint Samantha Wynn. Foto: privat

Kronberg. – Die SPD-Bundestagskandidatin Ilja-Kristin Seewald hat eine Nachtschicht bei der Polizei Königstein begleitet und dabei ihre Erlebnisse in folgendem Bericht festgehalten: „,Wir haben keinen Platz, wo wir uns mit Freunden treffen können. Früher waren wir ab und zu im Jugendhaus, aber das gibt es jetzt nicht mehr‘, erzählte mir ein junger Mann aus Steinbach. Ich habe ihn auf meiner Spätschicht-Tour am Wochenende mit der Polizeistreife Königstein kennengelernt. Nach Mitternacht sind wir wiederholt wegen Ruhestörung nach Kronberg gerufen worden, um im Victoriapark, am Berliner Platz (Anmerk. der Red., vor der Kronthal-Schule) und unterhalb des Rathauses Jugendliche anzutreffen, die teilweise Alkohol getrunken hatten, teilweise rumgrölten. Die jungen Polizisten, mit denen ich unterwegs war, sind sehr kooperativ und engagiert mit den Jugendlichen umgegangen. Das wurde auch von den Jugendlichen sehr positiv bemerkt. Als die Jugendlichen mitbekamen, dass ich Politikerin bin, sind wir ins Gespräch gekommen. Und so standen wir längere Zeit bei frischen Temperaturen im Park und unterhalb des Rathauses und diskutierten. Ich wollte wissen, warum sich die Jugendlichen bei den Temperaturen mitten in der Nacht auf der Straße treffen. Ein Jugendlicher aus Kronberg stimmte seinem Freund zu: „Wenn es wärmer wird, gehen wir auf die Sommerfeste oder auf die Kerbe, aber jetzt fehlt uns gerade am Wochenende ein Ort, wo wir uns austauschen können. Das Geld reicht nicht für die Kneipe.“

Es ist nicht das erste Mal, dass die Polizisten zu einem dieser Einsätze gerufen werden. Und es wird bis zu den Sommermonaten auch nicht der letzte gewesen sein. Die Jugendlichen, die wir angetroffen haben, sorgen häufiger für Lärmbelästigung bei den Anwohnern und sind der Polizei daher zum Großteil schon bekannt. Sie kommen aus Steinbach, Oberhöchstadt und weiteren Taunusgemeinden. Aus meiner Sicht, sollte sich die Politik kommunenübergreifend verantwortlich fühlen und schnell aktiv werden. Wir müssen den Jugendlichen Freiräume schaffen und Angebote für die Freizeit, zum Austausch und zur Vernetzung zur Verfügung stellen. Dies kann beispielsweise mit einem Jugendtreff geschehen, in dem ab und zu auch abends eine Party stattfinden kann. Ob es gleich ein Jugendhaus sein muss oder nicht ein Treffpunkt ausreicht, der von Jugendlichen genutzt werden kann, sollte mit den Jugendlichen besprochen werden. Wichtig wäre auf jeden Fall, dass mit dem Treffpunkt auch die soziale Betreuung von Jugendlichen durch Streetworker gestärkt wird. Offene Jugendarbeit wird in den Städten und Gemeinden auch heute gebraucht. Trotz aller Sparmaßnahmen in den Kommunen - einen Treffpunkt für Jugendliche zu schließen, ist keine Option. Das wurde mir durch die Einsätze der Polizei und die Diskussion mit den Jugendlichen deutlich.“ (mw)



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