Neue Heimat für den Wurzelstock, der 326 Jahre alten Edelkastanie

Vorne: Athanasiou Christos, Peter Illert, Jörg Mehlhorn, hinten: Sascha Rupp, Gerhard Wiesinger, Gwendolyn E. Wiesinger und Heide-Margaret Esen-Baur Fotos: privat

Kronberg. – Am 19. und 20. Oktober wurde der Wurzelstock der im Januar auf dem Kronberger Bahnhofsareal gefällten alten Edelkastanie im Auftrag einer Bürgerinitiative von den Firmen Contraco und Schiesser Gartenbau ausgegraben und auf ein speziell Edelkastanien gewidmeten Gelände des Obst- und Gartenbauvereins in Mammolshain verpflanzt. Die Fällung der 326 Jahre alten, als Naturdenkmal gekennzeichneten Edelkastanie im Rahmen des Bauprojektes auf dem Kronberger Bahnhofsareal hatte im Januar unter vielen Bürgerinnen und Bürgern großes Entsetzen ausgelöst. „Als im Frühling jedoch der verbliebene Wurzelstock einen unbändigen Lebenswillen zeigte und durch unzählige neue Triebe zu einem riesigen Busch heranwuchs, entstand die große Hoffnung, diesem einmaligen Baum durch Verpflanzung des Wurzelstocks ein Weiterleben zu ermöglichen“, berichtet Gwendolyn E. Wiesinger, Initiatorin dieser Idee. In ihrer Antwort auf einen Offenen Brief mit fast 40 Unterschriften hatten Bürgermeister Klaus Temmen und Erster Stadtrat Robert Siedler eine Beteiligung der Stadt und den benachbarten Viktoriapark als neuen Standort abgelehnt, betonten aber die Bereitschaft der Firma Contraco für eine Übergabe des Wurzelstocks, erklärt Wiesinger. Aus dem Kreis der Unterzeichner bildete sich mit Dr. Heide-Margaret Esen-Baur, Peter Illert, Prof. Dr. Jörg Mehlhorn, Herbert Pons, Dr. Gerhard Wiesinger und Gwendolyn E. Wiesinger ein Team, das nun nach langen Vorbereitungsarbeiten für eine Verpflanzung gesorgt hat und hofft, die Kosten von zirka 1.750 Euro durch Spenden abdecken zu können (Informationen zum noch einzurichtenden Spendenkonto zu erfahren bei Gwendolyn E. Wiesinger: G.Wiesinger[at]t-online[dot]de).

Am letzten Donnerstag und Freitag wurde der Wurzelstock, der zirka 15 Tonnen wiegt, im Auftrag des Teams von den Mitarbeitern der Firmen Contraco und Schiesser Gartenbau in enger Zusammenarbeit so schonend und mit so viel Wurzelwerk wie möglich ausgegraben und an seinen neuen Standort transportiert. „Da eine Verpflanzung auf ein städtisches Gelände nicht erlaubt wurde und private Gärten, die von zahlreichen engagierten Kronberger Bürgerinnen und Bürger angeboten worden waren, aber keine ausreichend guten Bedingungen boten, blieb nichts anderes übrig, als jenseits der Stadtgrenze einen idealen Standort auf dem Gelände des Obst- und Gartenbauvereins in Mammolshain zu wählen“, erklärt das Ehepaar Wiesinger. „Dieses ist speziell den heimischen Edelkastanien gewidmet, wo neben vielen jungen und alten Edelkastanien in einer Baumschule von Fachleuten des Arbeitskreises Edelkastanien innerhalb des Vereins Forschungen an frisch gepflanzten Setzlingen durchgeführt werden.“ Auch werden öffentliche Führungen zur Biologie der Edelkastanie und deren Rolle in der Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Umgebung angeboten. „Der verpflanzte Wurzelstock erhält dank der optimalen Bodenverhältnisse und der ehrenamtlichen fachgerechten Pflege durch den Edelkastanienexperten Johannes Schiesser und seinen Arbeitskreis eine Chance weiterzuleben und einem pädagogischen Zweck zu dienen“, freut sich das „Aktionsteam“ (siehe Foto oben). Am neuen Standort verdecke nur eine Reihe jüngerer Edelkastanien den Blick auf die alte Heimat Kronberg, wo das Leben der vielgeliebten Edelkastanie im Jahr 1691 begann, fast zeitgleich mit der Geburt von Leonardo da Vinci. „Das Schicksal dieses einzigartigen Baumes sollte alle Kronberger Bürgerinnen und Bürger nachdenklich stimmen“, finden sie. (mw)

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