„Perspektiven für Kronberg“ will Hotel mit allen Mitteln verhindern

Kronberg. – „Wieso legt die Stadt Pläne mit eskalierenden Entwicklungskosten auf, ohne überhaupt zu wissen, ob und zu welchem Preis das notwendige DB-Gelände in ihren Besitz gelangen kann? Das ganze Projekt ist nicht nur auf der Kostenseite, sondern bezüglich der bloßen Realisierbarkeit auf Sand gebaut“, so die provokante These der Interessengemeinschaft „Perspektiven für Kronberg“ zum geplanten Großbauprojekt mit Hotel und Kammermusiksaal am Bahnhof.

Die Perspektiven für Kronberg sprechen von „eskalierende Kosten, die vorher weder aufgeschlüsselt noch bekannt waren und die möglichen Erlöse aufzufressen drohen. Die Ausgaben der Stadt könnten sich konservativ geschätzt auf über 3 Millionen Euro belaufen, darunter über 1,3 Millionen Euro alleine für Planung und Rückbau der noch im Besitz der Deutschen Bahn befindlichen Flächen, den Kaufpreis noch nicht eingerechnet, oder die Verlegung des Winkelbachs für 1,4 Millionen Euro, für die die Stadt keine sichere Aussicht auf Kompensation hat“, behauptet der Sprecher der Interessengemeinschaft, Berthold Hackl. „Außerdem wissen wir jetzt, dass die Verhandlungen mit der DB über den Bahnhofvorplatz noch gar nicht aufgenommen wurden. Die Verhandlungen über den Kauf des Bahnhofsgebäudes stützen die Vermutung, dass die DB ein sehr schwieriger Vertragspartner ist, und je mehr die Stadt sich für die Projekte engagiert, desto besser wird die Verhandlungsposition der Bahn.“

Auch die heute, Donnerstag, 13. Oktober, im Stadtparlament zu treffende Entscheidung der Stadtverordneten, den Hotelbau durch Reduktion um zwölf Zimmer und damit in der Höhe um 3 Meter zu verkleinern, und damit der Kritik vieler Hotelgegner entsprechend den Hotelbau in seiner Masse zu verringern, nimmt die Interessengemeinschaft zum Anlass für wiederholte Kritik am Gesamtkonzept: „Wir sind überzeugt, dass diese Verkleinerung das Grundübel – die massive Zubetonierung des Kronberger Entrees – in keiner Weise löst, sondern eine rein kosmetische und weitere kostspielige Maßnahme ist, mit der die Bürger beruhigt werden sollen“, formulieren sie und mutmaßen: „Für die Flächen des geplanten Hotels und des Bahnhofs gibt es weder einen Betreiber für das Hotel noch einen finanzierten Plan für den Bahnhof selbst.“ Nur die Kosten für die Stadt Kronberg würden steigen und das Park&Ride-Problem sei ebenfalls „völlig ungelöst“, behaupten sie.

Wäre es nicht an der Zeit, über Alternativen nachzudenken?, fragt die Interessengemeinschaft. „Sollten wir nicht überlegen, wie der Bauplatz des geplanten Hotels und der Bahnhof mit seinem Gelände zu einem wirklich attraktiven Entree der Stadt Kronberg gestaltet werden könnten? Wie wäre es mit einem Gesamtplan, wie wir uns diesen Teil Kronbergs in ein paar Jahren vorstellen? Angefangen mit einer Neunutzung des Bahnhofsgebäudes, so wie es Nachbarstädte schon vorgemacht haben, und neuen Ideen, wie wir den Platz zwischen Bahnhof, Konzertsaal und Bahnübergang nutzen können, damit dieser Bereich Kronbergs wirklich zu einem ins Stadtbild passenden und gleichzeitig finanziell tragbaren Entree Kronbergs wird.“

Nachdem die Stadt den Stand der Planungen und Kosten gerade erst detailliert erläutert hatte (in Reaktion auf Kritik der KfB, wir berichteten), reagiert Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) auf die erneute Infragestellung der Gesamtplanung am Bahnhof, bei der Hotel und Kammermusiksaal sich gegenseitig bedingen, und dessen Bebauungsplan „Bahnhofsquartier Baufeld II“ von den Stadtverordneten bereits vor gut einem halben Jahr abgesegnet worden ist, nicht noch einmal.

Dafür bezieht der Rathauschef Stellung zu den Verhandlungen zu den Bahnbrachen: „Für das Quartier Bahnhof Kronberg liegt die geforderte Gesamtplanung bereits seit dem Jahr 2011 vor, der Rahmenplan Bahnhof Kronberg. Durch diesen Rahmenplan, der seitdem breit kommuniziert und diskutiert wurde, konnte das seit 1999 bestehende Projekt zur Entwicklung dieser innerstädtischen Brache endlich neu angestoßen werden. In diesem Rahmenplan war auch immer vorgesehen, Teile der bahntechnischen Anlagen für eine ansprechende, räumliche Gestaltung des neuen Bahnhofsvorplatzes freizustellen, das Projekt wird auch als Baufeld III bezeichnet“, erläutert Temmen. Das nun vorliegende Angebot der Deutschen Bahn, hierfür eine Entwurfsplanung zu machen, die gleichzeitig auch die Grundlage für eine Genehmigung darstellt, sei keinesfalls der Anfang des Verhandlungsprozesses, sondern ein wichtiger Schritt, den man in jahrelanger Abstimmung und Verhandlung mit der Bahn erreicht habe. „Das Quartier Bahnhof Kronberg zu einer attraktiven Visitenkarte zu entwickeln und dort technische Anlagen vorzufinden, die benutzerfreundlich, zeitgemäß und effektiv sind, ist nun in greifbare Nähe gerückt“, betont er. Dazu bedürfe es nur noch des Beschlusses der Stadtverordneten heute Abend. Zu dem Vorschlag der Interessengemeinschaft, sich mit der Gesamtplanung des Bahnhofsareals zu beschäftigen, bemerkt Temmen, dass dies längt der Fall sei: „Die Stadtverwaltung begrüßt das Engagement und die Bereitschaft der Interessengemeinschaft ,Perspektiven für Kronberg‘, neue Ideen in die Stadtentwicklung einzubringen und Gesamtplanungen für städtische Teilbereiche zu fordern. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass dies derzeit bereits in Form des Stadtentwicklungskonzepts geschieht. Dort bringen sich seit dem Jahr 2015 und unter Federführung des Planungsdezernats viele engagierte Bürger ein. Zur Präsentation der Ergebnisse im Rahmen des dritten Forums lädt die Stadt schon jetzt für Samstag, 19. November ab 14 Uhr, alle interessierten Bürger in die Stadthalle ein.“ (mw)



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