Pfingsturnier im Reitclub – Sieger waren sie eigentlich alle

Die glückliche Siegerin des „schweren Springens“ Carolin H. auf Sunshine.

Foto: Cedric Sehrt

Kronberg (mw) – Über 30 Starterinnen wurden beim Pfingsturnier des Reitclub Kronberg, Vereinigung für Kinder- und Jugendreiten, gezählt. Einen ganzen Tag lang zeigten die Reiterinnen, was sie die vergangenen Monaten geübt hatten. In folgenden Kategorien lockten mehrere dritte, zweite und jeweils ein erster Preis mit Pokal: Bodenarbeit, Dressurreiten leicht und Dressurreiten schwer, Mehrgang als neue Disziplin, Natur-Trail, Springen leicht und Springen schwer sowie als weitere neue Disziplin der Speed-Trail. „Unser Pfingstturnier ist zwar organisatorisch jedes Mal eine echte Herausforderung“, berichtet Marina Wroblowski, Leiterin des Reitbetriebs, „aber auch eine fantastische Möglichkeit für unsere jungen Reiterinnen, die Prüfungssituation auszutesten. Beim Turnier erst zeige sich, wie tief verankert das Geübte wirklich ist. Viele Situationen könnten eben nur im Turnier erprobt und gemeistert werden. Vor allem aber zeige sich hier, wie eng Pferde und Reiterin (Reiter gibt es im Reitclub auch, aber unter den Turnierteilnehmerinnen waren keine Jungen) miteinander verbunden sind. Deshalb gab es auch dieses Mal wieder zusätzlich einen Harmoniepreis, der an die Reiterin verliehen wurde, die mit ihrem Pferd die beste Einheit bildete. Ziel und Aufgabe der Reitlehrer sei es, so stellt Marina Wroblowski fest, dass Reiter und Pferd zu dieser Einheit verschmelzen, dass der Reiter sein Pferd beinahe allein über seine Gedanken lenkt, sodass der Zuschauer gar keine Hilfe wie den Schenkeldruck, Gewichtsverlagerung, Zügel oder Stimme wahrnimmt. Bereits bei der zweiten Disziplin bei diesem spannenden Pfingstturnier waren die Unterschiede auch für Laien gut zu beobachten: Das gleiche Pferd, das eben beim leichten Dressurparkours bestimmte Bahnfiguren genau gelaufen, getrabt und galoppiert ist und genau in die Richtung schaut, in die es reitet, zeigt mit einer anderen Reiterin auf dem Rücken eine halbe Stunde später nur einen Bruchteil des einstudierten Programms und bedient sich lieber bei den Karotten und Äpfeln. Am Ende sind es Verena mit „Gordon“, die bei der leichten Dressur mit der Nase vorn liegen. Bei den Sprungdarbietungen waren es vor allem die Eltern, die den Atem anhielten, während ihre Schösslinge mit Konzentration den Parcours bewältigten. In den Pausen konnten sich Jury, Eltern und die jungen Reiterinnen an dem großen Buffet, das dank vieler helfender Hände zusammengekommen war, stärken, bevor es eine Wiese weiter zu dem Hindernis-Trail ging. Hier konnten die jungen Reiterinnen ihre Geschicklichkeit im Umgang mit den Pferden zeigen. Diese wurden von ihnen über Baumstämme geritten, über kreuz und quer liegendes Geäst geführt, über einen Hügel, im Slalom, über eine wippendes Brett gehen und durch einen Flattervorhang. Dabei ist Letzteres oder ein Müllsack, den sie bei der Bodenarbeit mitführen mussten, eine besonders schwierige Aufgabe für Reiter und Pferd, da Pferde als Fluchttiere vor allem scheuen, was sie nicht kennen. Doch die jungen Reiterinnen stellten sich allesamt den schwierigen Aufgaben mit Konzentration und Mut. Die meisten von ihnen kümmern sich im normalen Reitbetrieb selbst schon verantwortungsvoll um ihr eigenes Pflegepferd (ein Pferd hat zwei bis drei Pfleger). Außerdem führen die Älteren unter ihnen täglich bereits den Nachwuchs an das Reiten heran. „Trotz der neuen Reitgruppen, die wir gerade aufmachen konnten, stehen noch 150 Kinder auf der Warteliste“, erzählt Gabi Wandjo. Auch die Ferienkurse sind so gut wie ausgebucht. „Es ist einfach toll, zu beobachten, wie selbstverständlich sich die Kinder hier unterstützen“, sagt eine der Mütter, Ursula Martin. Das Konzept, dass die Großen den Kleinen ihr Wissen weitervermitteln, helfe den Kindern nicht nur selbstständig zu werden, sondern ermögliche auch altersübergreifend eine tolle Gemeinschaft. Auch Sabine Krämer, als Kassiererin im Vorstand, schätzt diesen Zusammenhalt in der Gruppe. „Wenn meine Mädels hier sind, weiß ich immer, dass sie gut aufgehoben sind“, sagt sie. „Sie passen hier alle aufeinander auf.“ Sogar Geburtstagsfeiern organisieren sie komplett alleine für ganze Gruppen und haben großen Spaß dabei, wie auch eine der älteren Pflegerinnen, Ronja Krenzer, bestätigt. Wo sie zuhause zur Mitarbeit im Haushalt drei Mal angesprochen werden müssen und mit einem „Murren“ reagieren, sind sie hier zur Stelle: Pünktlich frühmorgens zum Füttern oder Stall ausmisten beispielsweise. Der 152 Mitglieder zählende Verein hofft auch weiterhin, an dem für die Kinder zentral liegenden Ort bleiben zu können, den sie ohne Weiteres zu Fuß und mit dem Fahrrad allein gut auch in frühen Morgen- oder Abendstunden erreichen können. Natürlich schaue man sich auch weiter nach einer möglichen Alternative um, erklären sie. So groß ist die Anzahl derer aber bis jetzt nicht. Die Idee, sie beispielsweise in der Lindenstruth unterzubringen, musste schnell wieder verworfen werden, da Reiten, unter anderem auch Therapiereiten und der Schießlärm vom nahegelegenen Schützenverein sich allein schon beißen.

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