Pianist Julius F. Asal mit „Büchner trifft Ravel“ zu Gast auf der Burg

Kronberg (kb) – Der junge, bereits vielfach ausgezeichnete Pianist Julius F. Asal stellt sich in den „Texten und Tönen zur Teezeit“ Sonntag, 22. Juli um 17 Uhr auf der Burg im Wappensaal einer Herausforderung.

„Nachdem er doch allzu lange im Mutterleib war, kommt ‚Gaspard de la nuit‘ jetzt endlich ans Tageslicht. Es hat teuflisch lange gedauert, aber da die Gedichte vom Teufel sind, ist das nur logisch.“ Das schrieb der Komponist Maurice Ravel im Juli 1908 in einem Brief an seine Freundin Ida Godebska zum Entstehungsprozess seiner dämonisch-düsteren Klaviervertonung dreier Gedichte des von ihm verehrten Aloysius Bertrand aus dem Zyklus „Gaspard de la nuit“ – frei übersetzt etwa „Schatzhüter der Nacht“. „Ondine“ erzählt vom Erscheinen und Schwinden der unheimlichen Wassernixe Undine. In „Le Gibet“ (Der Galgen) vernimmt man die Glocke, die neben dem Kadaver eines Gehängten ertönt, dazu Insektengezirpe und das Ächzen des Galgens. „Scarbo“ ist ein tobender, boshafter Gnom, der dem Dichter vorschreibt, wie sein Leichnam eingehüllt und gelagert werden soll: aufrecht gebettet an den Mauern der Kirche St. Beningnus. Es war Ravels Absicht, eine Virtuosenmusik zu schreiben – und dies ist ihm gelungen. Nur wenige Werke der Klavierliteratur sind schwieriger zu spielen. Im „Gaspard“ schuf Ravel zu Tongemälden von geradezu teuflisch fingerbrecherischer Kniffligkeit und fulminantem Klangreichtum. Diese Stücke aufzuführen, dazu bedarf es großen Mutes und noch größerer Virtuosität. Julius F. Asal stellt sich dieser Herausforderung. Mehr noch: Asal, dem die Verbindung von Literatur und Musik ein Anliegen ist, wird überdies die Novelle „Lenz“ von Georg Büchner lesen, diese erste literarische Beschreibung einer Psychose mit all ihren Schrecknissen. Mit Dämonen kämpft der junge Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz auf seiner Reise zum elsässischen Pfarrer Oberlin: „den 20. ging Lenz durch’s Gebirg“ und „als er auf dem höchsten Gipfel steht, ist es ihm, als jage der Wahnsinn auf Rossen hinter ihm her.“ Schauerliche Spukgestalten erscheinen bei Büchner ebenso wie bei Ravel; das wird eine spannende musikliterarische Begegnung.



X