Probebetrieb für Fußgängerzone in der Altstadt in Sichtweite

Von der Einrichtung einer Fußgängerzone verspricht man sich eine Attraktivitätssteigerung Fotos S. Puck

Kronberg (pu) – In der jüngsten gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt und dem Ortsbeirat Kronberg stieß die von der Leiterin des Fachbereichs Bauleitplanung und städtebauliche Planung, Eleni Mayer-Kalentzi vorgestellte Präsentation „Verkehrsführung Altstadt“ auf großes Interesse. Denn in die seit Jahrzehnten geführte Diskussion bezüglich Reduzierung des Durchgangsverkehrs in der Altstadt und Aufwertung der Aufenthaltsqualität kommt Bewegung.

Bereits vor zwei Jahren nahm sich das von Wirtschaftsförderer Andreas Bloching moderierte Beratungsteam Einzelhandel Kernstadt Kronberg (BEKK) der Angelegenheit an, überprüfte hinsichtlich einer probeweisen Einführung einer Fußgängerzone in der Friedrich-Ebert-Straße beziehungsweise alternativen Änderungen der Verkehrsführung alte vorliegende Varianten, ließ neue Ideen in die Überlegungen einfließen und erstellte einen Vorschlagskatalog, der in einem im Mai 2015 stattgefundenen Workshop ausführlich betrachtet wurde, mit dem Ziel drei Favoriten zu erarbeiten.

In Ergänzung dazu wurde seitens der Stadt eine Verkehrserhebung in Auftrag gegeben zum Erhalt eines fundierten Überblicks über welche Zahlen man in Sachen Durchgangsverkehr spricht. Die Verkehrszählungen fanden an drei aufeinander-folgenden Juni-Tagen jeweils von 7 bis 9, 12 bis 14 und 16 bis 18 Uhr statt mit dem Ergebnis, dass bei Zusammenfassung aller Zeiträume der Durchgangsverkehrsanteil in der Altstadt bei 65 bis 70 Prozent liegt, präzisiert an einem typischen Tag rund 1.600 Fahrzeuge am Frankfurter Tor in die Fußgängerzone hineinfahren, davon 27 Lkws.

In Relation gesetzt wurde dazu die Zahl des Durchgangsverkehrs in der Hainstraße, die bei 6.700 Fahrzeugen liegt. Wider Erwarten kam aus unterschiedlichen Gründen in der Folge eine Magistratsvorlage zur Prüfung der drei favorisierten Varianten durch einen Verkehrsplaner nicht zustande, vielmehr fand am 22. August letzten Jahres ein Magistratsworkshop mit Ziel- und Variantendiskussion statt.

Unterschiedliche Interessenlagen

Die Aufgabe, eine für alle Interessengruppen tragbare Lösung zu finden, ist, so wurde im Verlauf der Präsentation deutlich, alles andere als einfach. Zu berücksichtigen sind dabei sowohl die Belange von Einzelhandel und Gewerbe, Tourismus, Gastronomie und Kultur sowie die der Anwohner und Anlieger. Die Punkte Akzeptanz und Durchsetzbarkeit sind ebenfalls von großer Bedeutung. Daher gab es im Vorfeld eine Reihe begleitender Vorbereitungsmaßnahmen. Zum einen suchte Wirtschaftsförderer Andreas Bloching das direkte Gespräch mit einigen Einzelhändlern und Gastronomen und führte darüber hinaus eine schriftliche Umfrageaktion bei 50 im Bereich Friedrich-Ebert-Straße/Tanzhausstraße liegenden Einzelhändlern und Gastronomen durch.

Zwei Drittel für Veränderung

Bis zum Stichtag lagen von 15 Einzelhändlern und 3 Gastronomen Rückmeldungen vor. Dabei kristallisierte sich zwar insgesamt gesehen kein klares Meinungsbild heraus, nichtsdestotrotz sprachen sich zwei Drittel für eine Veränderung aus. Eine Fifty-Fifty-Situation“ ergab sich bei der Beantwortung der Frage nach Entwicklung Kundenfrequenz/Umsätze durch eine Fußgängerzone. Die Verhinderung des Durchgangsverkehrs wurde von den einen als förderlich beurteilt, andere sahen sie eher schädlich. Auffallend: Die drei antwortenden Gastronomen sprachen sich einheitlich pro Fußgängerzone aus. Bei den Einzelhändlern herrscht dagegen weder Einigkeit darüber noch ist eine Tendenz für eine Variante zu erkennen. Das Resultat spiegelt insgesamt Ergebnisse wider, die dem Altstadtkreis und BDS durch eigene Erhebungen vorliegen. Der Bund der Selbstständigen hatte in den letzten Wochen sämtliche seiner Mitglieder zur Situation und ihrer Meinung befragt. Der stellvertretende BDS-Vorsitzende Hans-Jörg Hofmann fasste zusammen, für eine Veränderung hätten sich im Prinzip 90 Prozent der Befragten ausgesprochen, allerdings welcher Art die sein soll, das werde nicht deutlich.

Mehrere Varianten

Insgesamt liegen mehrere Varianten mit unterschiedlichen Schwerpunkten als Grundlage für die weitere Diskussion vor: eine mit einem Poller auf Höhe Streitkirche, eine mit Fahrbahnverengung, eine mit gegenläufigen Einbahnstraßen und zwei Varianten für den Fußgängerbereich beziehungsweise den erweiterten Fußgängerbereich und – als jüngste die sogenannte „Variante 11 neu Bypass“, die man von Seiten Stadtverwaltung und BEKK als charmante Mischung und unter Umständen praktikabelste bezeichnet. In diesem Fall gäbe es einen Fußgängerbereich vom Frankfurter Tor bis zur Schirn, die Tanzhausstraße wäre weiterhin Einrichtungsverkehr mit Rechtsabbiegung in die Friedrich-Ebert-Straße. Die Vorteile gegenüber anderen Varianten: eine bessere Erreichbarkeit der Geschäfte und Anwohner der westlichen Friedrich-Ebert-Straße wäre gegeben, Parkplätze in der Tanzhausstraße müssten keine wegfallen. Das Ganze wäre attraktiv für Fußgänger, im Gegensatz dazu unattraktiv für den Durchgangsverkehr.

Weitere Info- und Diskussionsveranstaltung

Die Entscheidung über einen Probebetrieb und mit welcher Variante liegt letztendlich bei Bürgermeister Klaus Temmen als Leiter der Straßenverkehrsbehörde. Der Rathauschef will sowohl das Meinungsbild der Fraktionen abwarten, die am Dienstagabend in der Sitzung von ASU und Ortsbeirat sämtlich noch Beratungsbedarf anmeldeten, als auch eine für Mittwoch, 3. Mai um 19 Uhr in der Stadthalle terminierte Informations- und Diskussionsveranstaltung.

Ein Probebetrieb könnte theoretisch ab Mai/Juni beginnen. Als Zeitraum sind drei bis sechs Monate angedacht, wobei am Dienstagabend schon Stimmen laut wurden, die in jedem Fall für eine halbjährige Dauer plädieren, nicht nur vor dem Hintergrund der Kosten, die nach den Worten des Bürgermeisters im unteren vierstelligen Bereich liegen.

Auch nach Aussage von Wirtschaftsförderer Andreas Bloching macht ein Probebetrieb am meisten Sinn, wenn er über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten angelegt ist, um einen Überblick über die Entwicklung der Verkehrsströme zu erhalten.



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