Quadro Nuevo – Musikalischer Höhenflug ans Ende des Regenbogens

Meister der Instrumente und Klänge v.l.n.r. Andreas Hinterseher (Akkordeon, Vibrandeon, Bandoneon), Mulo Francel (Saxofone, Klarinetten), D.D.Lowka (Kontrabass, Percussion), Evelyn Huber (Harfe, Salterio)

Foto: Sura

Kronberg (aks) – Der Publikumsliebling Quadro Nuevo mit den charismatischen vier Meistern der Klänge und Instrumente sorgte für Gedränge vor St. Johann, denn niemand wollte sich das Konzert entgehen lassen. Leidenschaftliche Melodien aus dem alten Europa ziehen die Zuhörer von Anfang an in ihren Bann. Das melancholische Chanson von Charles Trenet „Que reste-t-il de nos amours“ als Jazzversion – mit Trommelsolo von D.D. Lowka auf dem Kontrabass, der wie der strahlende Fels in der tosenden Brandung wirkt, stimmt die Fan-Gemeinde ein.

Der Kirchenraum wirkt behaglich und die elektronisch verstärkte Musik erfüllt jeden Winkel mit vibrierendem Leben. Auch wenn es sich lohnt, fast verklungene Lieder vor dem Vergessen zu bewahren: „Die Vergangenheit ist gar nicht so wichtig“, ermahnt Mulo Francel die Zuhörer, nicht zu sehr in Erinnerungen zu schwelgen. Gestern und morgen haben keine Relevanz, nur das Jetzt zählt, das ist die Botschaft. Das gilt besonders für die Musik, die hier und jetzt erklingt. Gestern waren die Vier noch in Berlin und haben mit großem Orchester gespielt, heute sind sie im „kleinen Kronberg“ und finden es auch „schön“. Damit endet die „weihevolle Rede“ des Saxofonisten. Im Anschluss folgt das Lied eines jüdischen Komponisten, der 1944 in Warschau gestorben ist: „Still, die Nacht ist voller Sterne“. Die Klarinette entführt in guter Klezmer-Tradition in eine sternenklare Nacht voller Sehnsüchte. Begeisterter Applaus ist der Dank. Man hört sofort, hier sitzt ein eingeschworenes Publikum auf den Kirchenbänken. Im Januar reiste die Band durch Buenos Aires, beeindruckt von Tango-Clubs wie die Bar Los Laureles, von 1893, wo sie ein viel beachtetes Konzert gaben – und der Kriminalität. Piazzolla, La Cumparsita und Straßentango verschmelzen in rhythmisch zuckenden Arrangements. Tanzen ist ausdrücklich erlaubt, aber Kronberg ist nicht Buenos Aires... alle bleiben lieber sitzen. Andreas Hinterseher ist der Maestro am Bandoneon, dem er laute und leise Töne entlockt.

Als Francel die Mandoline aus seinem Fundus holt und die Melodie von „Torna Sorrento“ zupft, sieht man verzaubert die Sonne im Meer versinken und die blaue Grotte in Capri ist auf einmal ganz nah - ein paar Seufzer gehen in der E-Version unter.

Bei ihrem letzten Auftritt in Kronberg war Quadro Nuevo noch mit „Gewürzliedern“ unterwegs, ein „Spleen“ wie Mulo Francel augenzwinkernd zugibt. „Wir haben damals Koriander und Liebstöckel vertont und gespielt“. Geblieben ist „Paprika“, scharf, gespielt mit Hingabe und Tempo. Extra-Applaus für das Harfensolo von Evelyn Huber, die rasant und teilweise schrill diesem erhabenen Instrument ganz neue Töne entlockt.

Das Klarinettensolo von Francel scheint kein Ende zu nehmen und man fragt sich, woher er den Atem nimmt? Die Solisten sind auf musikalischem Höhenflug, behalten aber dennoch die Bodenhaftung und das feinfühlige Zusammenspiel mit der Band.

Das Ende des Regenbogens ist hoffentlich noch lange nicht erreicht! Viele Kronberger Fans wünschen sich noch viele weitere und immer neue Improvisationen, Reisen auf fliegenden Teppichen in die ganze Welt und vor allem – Live-Auftritte in St. Johann.



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