„Rahmen“-Diskussion zieht Kreise bis nach Königstein zur ALK

Kronberg – Ein wenig verwundert rieb sich Kronbergs Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) Mitte letzter Woche die Augen, denn, ob mit oder ohne Rahmen – alle lieben Kronberger offensichtlich auch die ALK Königstein. Anders konnte sich der Rathauschef eine Stellungnahme der Königsteiner Wählergemeinschaft in der Tagespresse nicht erklären, die sich unter der Überschrift „ALK: Plan für Malerblick muss im Rahmen bleiben“ zu Wort gemeldet hatte und ihre Botschaften ins Kronberger Rathaus propagierte, wie die Damen und Herren in der Burgstadt denn bitte mit dem Thema Landschaftsfenster für den Kronberger Malerblick umzugehen hätten. Wohlgemerkt, ein Projekt der Regionalpark Rhein-Main Taunushang GmbH auf Kronberger Gemarkung mit Blick auf Kronberg und in enger Abstimmung mit der Stadt Kronberg.

Unweigerlich stellten sich Temmen Fragen: „Mangelt es der ALK in Königstein an interessanten Themen? Ist die ALK Königstein etwa der Ansicht, dass die Kronberger Parteien und Wählergemeinschaften nicht alleine und kompetent genug über die politischen Fragen in ihrer eigenen Stadt befinden können, so dass es der Hilfe einer Wählergemeinschaft aus der Nachbarstadt bedarf? Oder ist es gar der Beginn eines Versuchs, auch in Kronberg im Taunus politisch aktiv zu werden?“

Auch Königsteins Bürgermeister Leonhard Helm war der Vorstoß der Königsteiner ALK nicht entgangen. In einem Telefonat mit seinem Amtskollegen stellte Helm die (nicht ganz ernst gemeinte) Frage, ob Kronberg denn ein Milchglas in den Rahmen einsetzen werde. Klaus Temmen beruhigte flugs: „Keine Sorge. Kein Milchglas, ob nun mit oder ohne Rahmen. Den Kronberger Malerblick werden auch weiterhin alle Königsteiner genießen können.“ Natürlich auch die Mitglieder der ALK.

Antwort der ALK

Die Königsteiner Wählergemeinschaft wiederum ließ Temmens Reaktion mitnichten auf sich beruhen, antwortet ihrerseits, es mangele der ALK nicht an interessanten Königsteiner Themen, ganz im Gegenteil. Aber manchmal gäbe es Vorgänge in Kronberg, die auch für viele Königsteiner sehr interessant seien – wie eben der geplante riesige Metallrahmen am Malerblick. „Nur gucken lassen wollen Sie als Kronberger Bürgermeister die Königsteiner, aber offenbar sollen die am besten nur gucken und dabei die Klappe halten“, echoffierte sich der stellvertretende ALK-Fraktionsvorsitzende Günther Ostermann.

Da könne ein gebürtiger Königsteiner immerhin Bürgermeister von Kronberg werden und Königsteiner Bürger dürften in Kronberg arbeiten, aber zu Kronberger Themen sollen Königsteiner gefälligst den Mund halten? „Bei den Stadtkassen arbeiten Kronberg und Königstein schon zusammen, auf etlichen anderen Gebieten könnte und sollte es eine stärkere Zusammenarbeit in einer zusammenrückenden Region, zwischen zwei ähnlich strukturierten Nachbarstädten geben“, unterstreicht Ostermann im Namen seiner Fraktion.

Alles andere als lustig findet er die an Königsteins Bürgermeister gerichtete telefonische Beschwerde Temmens über die ALK. „Zwischen Bürgermeistern mag es zum Ehrenkodex gehören, sich nicht öffentlich zu den Belangen des Nachbarn zu äußern – dies kann aber keinesfalls für alle Bürger einer Stadt und deren politische Vertreter gelten. Meinungsfreiheit gilt auch für Kommunalpolitiker“, findet der stellvertretende ALK-Fraktionsvorsitzende.

Ob „alle“ Kronberg lieben und „offensichtlich auch die Königsteiner ALK“, wie Temmen schreibe, ist eine „sehr selbstbewusste Annahme“. „Aber umgekehrt lieben Sie offenbar die ALK nach dem Sprichwort ‚was sich liebt, das neckt sich‘.“ Nicht nur in diesem Sinne hoffe die ALK auf eine sich verbessernde Zusammenarbeit zwischen beiden Städten, „ohne dass man sich gleich auf den Schlips getreten fühlt, wenn man von Königstein aus mal einen Blick in Nachbars Gärtchen oder durch dessen Malerblick wirft und ein paar Takte dazu sagt“, schließt Ostermann. (pu)



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