Schwelender Streit mündet in die Forderung nach Rücktritt Rösslers

Kronberg (pu) – Ein für sämtliche Beteiligten monatelanger nervenaufreibender Streit und Vertrauensverlust haben Handball-Urgestein Klaus Grabowski dazu veranlasst, im Verlauf der jüngsten Mitgliederversammlung des MTV 1862 Kronberg in der Stadthalle ein Ausrufezeichen zu setzen. „Herr Rössler, ich fordere Sie auf, treten Sie als Präsident zurück, damit wieder ein fairer Umgang, Offenheit und Transparenz in unseren Verein einkehren – es ist Zeit, allerhöchste Zeit!“ Der im Mittelpunkt der Kritik stehende gescholtene langjährige Vereinschef Dr. Peter Rössler sieht sich dagegen vollkommen zu Unrecht in der Schusslinie und beklagte eindringlich die Existenz falscher Unterstellungen und Behauptungen.

Dass in der großen Sportfamilie aktuell der Haussegen schief hängt, wurde schon zu Beginn der Sitzung mehr als offensichtlich, als Rössler die 66 Anwesenden über den Entschluss der Führungsspitze in Kenntnis setzte, mit Benedikt von Schorlemer einen in Gesellschaftsrecht versierten Rechtsanwalt um die Leitung der Versammlung zu bitten. Zum anderen ist die Flüsterpropaganda im Stadtgebiet in den letzten Monaten auf Touren gekommen.

Auslöser

Ohne an dieser Stelle aufgrund der Komplexität des laufenden Verfahrens in vollem Umfang in Details einsteigen zu wollen, bedarf es zum Nachvollziehen der Querelen einer Rückblende. Nach übereinstimmenden Aussagen und bisherigem vorliegenden Informationsstand brachte die vorübergehende Doppelrolle eines Vorstandsmitglieds den Stein ins Rollen. Demnach soll die betreffende Person für eine begrenzte Zeit neben ihrer ehrenamtlichen (unentgeltlichen) Vorstandstätigkeit als geringfügig entlohnte Beschäftigte zugange gewesen sein, teils zur Überbrückung eines durch längeren Krankheitsausfall des Geschäftsstellenleiters bedingten personellen Engpasses in der Verwaltung. Darüber hinaus ist im Protokoll von einer zeitweisen Anstellung als Übungsleiterin im Fitness Studio die Rede.

Nach Bekanntwerden dieser Neuigkeiten brachten entsprechenden Aussagen zufolge vereinzelte Mitglieder gegenüber der Chefriege unverzüglich ihre Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Doppelfunktion zum Ausdruck. Die MTV-Vorstandsriege reagierte offenbar von Anfang an mit Befremden. Rössler sieht den Vorgang bis zum heutigen Tag als gesetzes- und satzungskonforme, völlig unproblematische Angelegenheit und beruft sich dabei auf Paragraf 27 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB). Dieser Paragraf dient auch der in Vereinskreisen als Opposition bezeichneten mehrköpfigen Gruppe um Grabowski und seinen MTV-Weggefährten Detlev Herbst als Diskussionsgrundlage, die eine falsche Auslegung wähnen.

Antrag auf Gutachten

Das Ganze kochte erstmals vor einem Jahr während der damaligen Mitgliederversammlung richtig hoch. Die Bedenkenträger nutzten sowohl die Gelegenheit mit noch mehr Nachdruck die ihnen unter den Nägeln brennenden Fragen anzusprechen, als auch einen größeren Kreis auf die ihrer Meinung nach bestehende Problematik aufmerksam zu machen. Das Interesse an dieser Sitzung war trotz turnusmäßig anstehender Vorstandswahlen mit 33 Anwesenden allerdings überschaubar. Laut Protokoll wurde letztendlich ein von einer Rechtsanwältin a.D. eingebrachter Antrag mit zehn Ja-Stimmen, acht Gegenstimmen und elf Enthaltungen angenommen, wonach die Rechtmäßigkeit des Sachverhalts durch ein externes Gutachten eines unabhängigen Gutachters geprüft werden sollte. An jenem Abend war außerdem von Bedeutung, dass sowohl das wegen der Doppelrolle im Fokus stehende Vorstandsmitglied als auch Grabowskis Ehefrau Beate, die der Führungsspitze lange Jahre angehörte und sich zuletzt um den Bereich Verwaltung kümmerte, für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung standen. Beide Posten konnten weder neu besetzt werden, noch der Streit in den nachfolgenden Wochen beigelegt werden.

Zunahme der Härte

Im Gegenteil, das Ganze gewann durch zunehmende Irritationen und Verärgerung deutlich an Vehemenz und Härte. Nicht bestritten wird vom Vorstand, dass durch eine ärgerliche Panne zunächst ein noch nicht freigegebenes weil fehlerhaftes Protokoll unter ungeklärten Umständen den Weg ans schwarze Brett fand. Doch auch eine zweite, datumsgleiche, berichtigte Version lieferte die Grundlage für weiteren Diskussionsstoff.Die Oppositionsgruppe bemängelte unter anderem das Fehlen aus ihrer Sicht wichtiger Punkte, deren Aufnahme ins Protokoll explizit am Versammlungsabend gefordert worden waren. Der Vorstand antwortete mit dem Gegenargument, es gäbe seitens der Mitglieder keinerlei Anrecht auf ein wortwörtliches Protokoll, es liege ausschließlich in der Entscheidung des jeweiligen Versammlungsleiters, was letztendlich auszugsweise im so lange als vorläufig anzusehenden Protokoll festgehalten werde, bis über dessen Genehmigung in der nachfolgenden Mitgliederversammlung abgestimmt wird. Etwaige Einwände könnten bis zur Abstimmung eingebracht werden.

Für weiteren Zündstoff sorgt das eingegangene Gutachten zur Frage der Vereinbarkeit einer Tätigkeit als Angestellte und als Vorstand, das im Wesentlichen die Auffassung des MTV-Vorstands stützt. Die Bedenkenträger nehmen nicht nur Anstoß an der Stellungnahme, weil der Auftrag von einer Frankfurter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erledigt wurde, die auch den jeweiligen Jahresabschluss des MTV Kronberg erstellt, weshalb von einem unabhängigem Gutachtern keine Rede sein könne. Zusätzlich wird moniert, dass unter anderem eine Veröffentlichung im Aushang und auf der Homepage ebenso verwehrt wurde wie die Herausgabe von Kopien.

So kam eins zum anderen, beide Seiten versichern jeweils mit Nachdruck ihr Bestreben zum Wohle des Vereins zu agieren, weil jener ihnen am Herzen liege.

Es ist mitnichten das erste Mal, dass sich Präsident Dr. Peter Rössler massiver Kritik samt Rücktrittsforderungen ausgesetzt sieht. Auch Klaus Grabowski verweist in seiner flammenden Stellungnahme darauf, er habe in seiner von Kindesbeinen währenden Vereinsmitgliedschaft so manche Auseinandersetzung im MTV erlebt. „Dass Mitglieder nach öffentlich geübter Kritik diffamiert und mit Drohungen mundtot gemacht werden sollen, ist jedoch absolut neu!“ Rössler kontert mit dem Vorwurf, die Bedenkenträger legten Bestimmungen und Protokolle falsch aus und setzten weitreichende vereinsschädigende Behauptungen in die Welt. So steht nach wie vor Aussage gegen Aussage.

Trotz leidenschaftlicher Reden und vehement vorgebrachter Kritik gelang es der Oppositionsgruppe in der jüngsten Mitgliederversammlung (siehe auch weiteren Bericht in dieser Ausgabe) nicht, eine Mehrheit auf ihre Seite zu ziehen. So wurde sowohl das letztjährige Protokoll genehmigt als auch der Vorstand entlastet. Ein Kandidat für das Amt des MTV-Präsidenten, der dem Rücktrittsansinnen womöglich Nachdruck verliehen hätte, gab sich ebenfalls nicht zu erkennen.

Zu den für Mitglieder und Beobachter der Szene offenen Fragen zählt zweifellos, warum die umstrittene Angelegenheit nicht zunächst im vereinsinternen Schlichtungsausschuss landete. Der ist zwar laut Vorstand seit Jahren in der Satzung verankert, sei allerdings noch nie zum Einsatz gekommen.

Auf Druck der Mitgliederversammlung wurde jedenfalls ein seit letztem Jahr vakanter Posten des dreiköpfigen Gremiums neu besetzt. Demnach erhalten Karin Johannsmann und Rolf Jodlauk nunmehr Verstärkung durch die frisch gewählte Christiane Metzen. An diesem Abend erfolgte außerdem die Wahl von Richard Schmidt und Dr. Norbert Luh als Kassenprüfer.



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