Sicherheit im öffentlichen Raum: Polizei ist aktiv, Bürger in der Pflicht

Kronberg (pu) – Wegen der in der Bevölkerung zuletzt verstärkt zu hörenden Klagen in puncto „Sicherheit im öffentlichen Raum“ und einer Reihe jüngster beziehungsweise wiederholter Vorkommnisse, die letztendlich beim CDU-Stadtverband und der Wählergemeinschaft Kronberg für die Bürger (KfB) als Auslöser dienten, an Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche den Wunsch für eine Bürgerversammlung heranzutragen, nahm dieses Thema am Montagabend einen breiten Raum ein. Auf dem Podium hatte neben Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) und Erstem Stadtrat Robert Siedler (parteilos) auch die Kriminaldirektorin der Polizeidirektion Hochtaunus, Antje van der Heide, Platz genommen. Bevor sie aus ihrer Sicht einen Überblick über die Situation gab, machte Knoche deutlich, dass man kriminalstatistisch gesehen in der Burgstadt „eigentlich auf einer Insel der Glückseligkeit lebt und kein wirkliches Problem hat“, im Kontrast dazu die Lage von Teilen der Bevölkerung vom Gefühl her dennoch anders empfunden werde.

Werbung für Zivilcourage

Der Stadtverordnetenvorsteher erneuerte seine Werbung für mehr Zivilcourage und machte deutlich, als Bürger könne man durchaus einiges persönlich zur Erhöhung der Sicherheit im öffentlichen Raum tun, vor allem, Delikte zumindest bei der Polizei zur Anzeige bringen. Dem konnte Antje van der Heide nur beipflichten. Summasumarum sprach sie von einer „sehr sehr positiven Ausgangssituation“ in Kronberg im Quervergleich zu Kommunen wie Königstein, Oberursel oder Bad Homburg. Beispielsweise in Königstein gäbe es mit über 800 registrierten Straftaten (Anteil 7,4 Prozent im gesamten Hochtaunuskreis) ein höheres Aufkommen als in Kronberg mit 750 Straftaten (Anteil im HTK 6,9 Prozent).

Maßnahmen und Kontrollen

Dennoch könne sie durchaus nachvollziehen, wenn der eine oder andere Kronberger vor allem in den Abend- und Nachtstunden mit einem flauen Gefühl im Magen durch das Stadtgebiet spaziere. Das Phänomen, dass junge Erwachsene den Berliner Platz als Freizeitort wählen und durch hohen Alkoholkonsum, Ruhestörung und zurückgelassenen Müll negativ auffallen, sei bekannt. Dem werde nach Möglichkeit entsprechend entgegengewirkt. „Solange Polizei vor Ort ist, funktioniert das in der Regel. Leider sind im Nachgang, wenn die Beamten den Einsatzort wieder verlassen haben, dennoch Störungen zu beklagen!“ Gemeinsam mit der Stadt, mit der man im engen Kontkt stehe, arbeite man dran. „Wir versuchen durch konsequente Maßnahmen und Kontrollen Einhalt zu gebieten! Aus unserer Sicht ist die Spitze überwunden und eine Beruhigung eingetreten.“

Von Seiten der Bürger wurden in diesem Zusammenhang darüber hinaus explizit Brennpunkte in Schönberg (Bereich Höhenstraße/Montessori-Schule) und Oberhöchstadt genannt und bemängelt, den Jugendlichen als Konsequenz die Parkbänke fortzunehmen und keine Papierkörbe mehr aufzustellen, sei mitnichten eine adäquate Lösung. Bürgermeister Klaus Temmen versprach, die erwähnten Fälle nochmals zu prüfen. Er hatte sich wiederholt persönlich einen Überblick verschafft, beispielsweise auch nach einem Vorfall im Tegut-Lädchen, als eine Gruppe Jugendlicher einen Kürbis entwendete und auf der Straße unter großem Gejohle zerplatzen ließ. Nun berichtete eine Bürgerin, die Zustände auf dem nahe gelegenen Spielplatz seien durch Müllaufkommen nach Partys, verschwundenen Schildern, Mülltonnen und zerbrochenen Flaschen nicht hinnehmbar.

In Bezug auf die vor etwa ein, zwei Monaten zu beklagenden Ausschreitungen am Berliner Platz hofft man, es habe sich um ein einmaliges Ereignis gehandelt. „Bei den verantwortlichen Personen handelte es sich um ‚Kurzzeitimporte‘ aus Schwalbach und Bad Soden“, so van der Heide.

Fünf häufigste Delikte

Als häufigste Delikte schlagen der Kriminaldirektorin zufolge Vandalismus/Sachbeschädigung mit 120 Fällen, 97 Diebstähle aus Pkws, Betrugsdelikte (besonders per Internet), 64 Diebstähle aus Wohnungen und 48 Rauschgiftdelikte zu Buche. Ergänzend zu dieser kurzen Fünf-Punkte-Statistik gab van der Heide den Tipp, die Bürger könnten sich selbst schützen, indem sie Fahrzeuge und Wohnungen besser sichern. „Häufig beobachten wir, dass der teuer ausgestattete Firmenwagen auf der Straße steht, während der Privatwagen in der Garage untergebracht ist.“ Darüber hinaus warb sie für den Beratungsservice der Polizei, sei es durch gemeinsam mit dem Haus- oder Wohnungsinhaber durchgeführte Begehungen, auf der Suche nach möglichen Schwachstellen oder die präventiven Verhaltensmaßnahmen zur Verhinderung von Internetbetrug oder Betrug zum Nachteil älterer Menschen. Zum Thema Rauschgiftdelikte machte sie deutlich, es gäbe erfreulicherweise keine offene Szene, keine organisierte Kriminalität oder Dealer.

Privater Sicherheitdienst

Wie an diesem Abend bekannt wurde, wurde im Mai von der Stadt ein privater Sicherheitsdienst eingesetzt, der auch an Sommer-Wochenenden unterwegs sein soll. Auch die Funkstreifen haben, laut Kriminaldirektorin, die Anweisung, nicht nur per Auto durch die Straßen zu fahren, sondern möglichst häufig zu Fuß durch das Stadtgebiet zu gehen. Inwieweit diese Vorgaben vor dem Hintergrund der jeweils abrufbaren Kapazitäten umgesetzt werden, könne sie nicht garantieren, aber sie dränge auf Einhaltung. Zur zuletzt wieder ins Gespräch gebrachten Forderung nach einer Videoüberwachung am Berliner Platz sagte van der Heide, mangels hohem Straftataufkommen gäbe es dafür wenig Argumentationsgrundlagen.

Hinsichtlich der in der Vergangenheit als kritisch empfundenen Problematik im Kronthal informierte Rathauschef Temmen, mit dem Pächter der neuen Gaststätte existiere eine Vereinbarung, wonach er sich dieses Bereichs annimmt, was ein Stück weit die Aufweichung der Anonymität an dieser Stelle zur Folge habe.

Auf entsprechende Nachfrage wurde das vorhandene Jugendangebot im Jugendzentrum Oberhöchstadt nochmals in den Blickpunkt gerückt, wobei die Leiterin des Fachbereichs Soziales, Kultur, Integration und Bildung, Marion Bohn-Eltzholtz, auf die vorliegende Erfahrung verwies, mit solchen Angeboten könnte man einige Jugendliche leider dennoch nicht erreichen, sei es, weil sie mit den im Jugendzentrum regelmäßig anzutreffenden Jugendlichen nichts zu tun haben wollten, sei es, weil sie die Freiheit der von ihnen gewählten Treffpunkte vorziehen. Auch die Jugendpflege habe ihre Grenzen.

Abschließend nahm Bürgermeister Klaus Temmen nochmals die Bevölkerung in die Pflicht und forderte auf, bei Verstößen gegen die Sicherheit im öffentlichen Raum konsequent zum Telefon zu greifen, um der Polizei die Vorkommnisse zur Kenntnis zu bringen. Wie Antje van der Heide dazu informierte, geht zwar seit einigen Monaten jeder über die 110 eingehende nächtliche Anruf zunächst nach Wiesbaden, bevor er an die jeweils zuständige Dienststelle geleitet wird, was offenbar auch zu Zeitverzögerungen führt, aber aktuell müsse man mit diesen Rahmenbedingungen leben, ob auf Dauer, müssten Überprüfungen zeigen.



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