SPD: „Es ist fünf vor zwölf für Gewerbe und Handwerk“

Kronberg – Am 21. Februar trafen sich laut einer Pressemitteilung des SPD-Ortsvereins auf Einladung des Bundes der Selbständigen (BDS) – Bereich Handwerk – zehn Inhaber Kronberger Gewerbe- und Handwerksbetriebe mit Vertretern mehrerer Fraktionen, Bürgermeister Klaus Temmen, dem Ersten Stadtrat Siedler sowie dem Wirtschaftsförderer Andreas Bloching. Thema des Abends waren die fehlenden „Gewerbeflächen in Kronberg.“ Die Unternehmer schilderten ihre teilweise existenzbedrohende Situation:

Moritz Feger, Inhaber des Dachdeckerbetriebs Weidmann und Feger, zu den mangelnden Entwicklungschancen der Betriebe vor Ort: „Wenn unsere Betriebe vor Ort weder das Personal noch die Flächen bekommen, um zu wachsen, sind wir hier auf Dauer nicht mehr konkurrenzfähig!“ Nach seinen Worten finden die Mitarbeiter keine bezahlbaren Wohnungen in der Burgstadt und die Firma keine Gewerbeflächen. „Unsere Mitbewerber in anderen Städten hingegen können sich in der Fläche ausbreiten und ihren Kunden bessere Konditionen beziehungsweise günstigere Preise anbieten“, schildert er die Misere.

Wer in Kronberg arbeitet, muss in Kronberg wohnen können.

Feger zufolge beginnt in Handwerksbetrieben und auf Baustellen die Arbeit früh morgens. „Wenn die Mitarbeiter einen längeren Anfahrtsweg haben und sich etwa durch einen Stau verspäten, kann die ganze Tagesplanung dahin sein“, berichtete er im Laufe des Treffens. Auf die Frage der stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU), Andrea Poerschke (SPD), wie viel Geld ein Angestellter in einem Handwerksbetrieb für eine Wohnung bezahlen kann, antwortete Moritz Feger: „600 bis 900 Euro für eine Dreizimmerwohnung ist das Maximum, was unsere Mitarbeiter von ihrem Lohn bezahlen können. Nur noch zwei unserer Mitarbeiter kommen aus Kronberg. Sie sind außerdem in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, lange geht auch das nicht mehr gut. Deshalb verfolgen wir die Bestrebungen nach bezahlbarem Wohnraum mit großem Interesse.“

Dringend gesucht: Gewerbeflächen

Zum wiederholten Mal drängen die Handwerks- und Gewerbeunternehmer, so die SPD, auf verbindliche Aussage darüber, ob und wann sie mit weiteren Gewerbeflächen rechnen können. Ihr Flächenbedarf beginne bei 2.000 Quadratmetern und gehe bis zu 10.000 Quadratmetern, die etwa ein Kronberger Autohändler benötigt.

Leerstände in Immobilien in Oberhöchstadt, so die Antwort auf eine Nachfrage Poerschkes, seien keine Option, weil die Eigentümer zu Nutzungsveränderungen nicht bereit seien oder zu hohe Mieten verlangten. Eine Immobilie kaufen könne man auch nur, wenn der Besitzer sie verkaufen möchte – zwingen könne man niemanden, kam es aus der Runde. Vor diesem Hintergrund haben bekanntlich einige Unternehmen Kronberg bereits verlassen, nachdem sie in Nachbargemeinden günstigere Grundstücke und Planungssicherheit fanden. Diese Unternehmen fehlen jetzt der Stadt: als Dienstleister und als Gewerbesteuerzahler.

Wo ist in Kronberg Platz für Gewerbe?

Der Erste Stadtrat Robert Siedler stellte anhand der Ausarbeitungen im Stadtentwicklungskonzepts (Baustein Gewerbe, Seite 65 und ff.) die drei größten möglichen Flächen vor, die Entwicklungen in den oben genannten Größenordnungen zuließen: Kronberger Hang (2,8 Hektar), Am Auernberg ( 4,8 Hektar) und Oberhöchstadt Süd (7,2 Hektar).

Robert Siedler und Bürgermeister Temmen sagten zu, dass die Stadt in Kürze mit diesen Anliegen auf den Regionalen Flächennutzungsverband zugehen würde. Wirtschaftsförderer Andreas Bloching zeigte auf, welche Flächenbedarfe Unternehmen in den letzten drei Jahren bei der Wirtschaftsförderung der Stadt angemeldet haben: Handwerker (Bestand/Expansion) zirka 25.000 Quadratmeter, sonstige Unternehmen/Dienstleister (Bestand) ebenfalls zirka 25.000 Quadratmeter, Anfragen von externen Unternehmen zirka 40.000 Quadratmeter. Das Problem bei den möglichen Gewerbeflächen und dem Bedarf der hiesigen Unternehmen ist der Faktor Zeit: Bis die Flächen entwickelt sind, kann es noch fünf Jahre dauern.„Aber eine verbindliche Aussage würde uns für unsere Unternehmensplanungen schon helfen“, so Moritz Feger.

Intelligentes und sensibles Vorgehen bei der Nutzung und Gestaltung der Flächen

„Zu einer so wertvollen Fläche wie am Kronberger Hang passt kein Hochregallager. Aber eine Bebauung mit hochwertiger Architektur, die die Blickbeziehung zur Burg erhält – das ist auch mit Gewerbebauten möglich. Für Lagerflächen eignen sich möglicherweise wiederum eher Teilbereiche in Oberhöchstadt Süd“, unterstrich Poerschke im weiteren Verlauf.

Am Auernberg sieht die SPD maximal eine einreihige Bautiefe. Aufgrund des ÖPNV-Anschlusses ist diese Fläche ideal auch für ein Mischgebiet mit günstigen Wohnungen. „Weiterer Autoverkehr ließe sich so vermeiden“ stellte Andrea Poerschke dar. „Hier könnte vielleicht auch das Handwerk selbst initiativ werden. Mehrere Handwerksbetriebe könnten als Bauherrengemeinschaft wie in Oberursel gemeinsam ein Wohnhaus für Handwerker bauen.“ Natürlich spielen auch beim Gewerbe die Grundstückspreise eine entscheidende Rolle. In Steinbach kostet der Quadratmeter Gewerbefläche den Recherchen der Sozialdemokraten zufolge 120 Euro, in Oberursel und Schwalbach 250 bis 300 Euro, in Kronberg mindestens 300 bis 350 Euro. Andrea Poerschke regte an, das Einheimischenmodell für Wohnraum auch auf das Gewerbe – auf jeden Fall für Kronberger Traditionsbetriebe – zu übertragen. xDie Flächenentwicklungen berührten allerdings die Belange Verkehr, Landschaft und Umwelt und müssten daher städtebaulich intelligent und sensibel geplant und entsprechende Ausgleiche hergestellt werden, um eine Umsetzung realisieren zu können.

Die SPD will sich mit aller Kraft für das Gewerbe und Handwerk in Kronberg einsetzen. „Wenn wir alle gemeinsam Ideen und Initiativen entwickeln, sollte es doch möglich sein, Unternehmen in Kronberg zu halten und anzusiedeln“, sagt Andrea Poerschke für die SPD und bittet ihrerseits den BDS, durch eine offensive Öffentlichkeitsarbeit die Politik bei diesen nicht unumstrittenen Flächenentwicklungen zu unterstützen. (pu)



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