Stadt und Burg erwachen zu neuem Leben

Diese Hennen und ein Hahn brachten Eier und Süßes bis hinauf auf die Burg als kleine Geschenke – nicht nur für die Kinder, wie man hier sieht. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Es war ein gelungener Saisonauftakt für die Burg. Und das nicht nur aufgrund des frühlingshaften, ja beinahe sommerlichen Wetters. Allen voran waren es die hellen Kinderstimmen, die den Burggästen, zur feierlichen Eröffnung der traditionellen Osterausstellung den Vormittag versüßten. Glockenhell schallten die Stimmen, spontan unterstützt von Hilde Reinhold mit dem Akkordeon im Burghof. „Alle Vögel sind schon da, alle Vögel alle.“ Die Falken kreisten derweil munter über die Burg, ihre Rufe waren deutlich zu vernehmen. „Wir wollen Frieden für alle“ und „Gottes Liebe ist wunderbar“ erschallte und sogar ein kleines Flötenensemble brachte Geübtes zu Gehör. Mit der Liederauswahl sprach die Chorleiterin des Kinder- und Jugendchors St. Vitus, Elsbeth Raczek, den versammelten Gästen aus der Seele. Und auch die Sprecherin des Vorstands der Stiftung Burg Kronberg, Martha Ried, fand die passenden Worte, um die Gäste zu begrüßen, vor allem jedoch die Organisatorin der Osterausstellung Annegret Haake und ihr engagiertes Team für ihren unermüdlichen Einsatz gebührend zu loben. Und sie foppte die tatkräftigen Burgmitglieder mit dem Hinweis: „Sie hatten ja ein halbes Jahr Pause, nun wissen Sie wenigstens wieder, wo und wie sie Ihre Sonntage verbringen können.“ Auf der Burg natürlich, wo sonst. Beim Organisieren der zahlreichen Veranstaltungen oder auf dem großzügigen Außengelände, das ebenfalls gepflegt werden will. Hans-Robert Philippi, der für den Magistrat zugegen war, dankte allen ehrenamtlichen Helfern ebenso für ihren Einsatz und freute sich über das Thema der Osterausstellung „Gesammelte Traditionen“, bei denen ein Großteil sich mit der javanischen Batik als uraltes Kunsthandwerk, das 2009 zum Weltkulturerbe erklärt wurde, befasste. Die Vielfalt sei es, die uns alle ausmacht und die uns auch verbindet, und die es in Deutschland wie auch in Indonesien und überall auf der Welt zu erhalten gelte. Annegret Haake gab eine kurze interessante Einführung in die Symbolik der javanischen Batik. Die teilweise über 100 Jahre alten Muster geraten auch in Indonesien selbst immer mehr in Vergessenheit. „Dabei waren die Textilien keine Schmuckkleidung, sondern sollten Schutz bieten. So gab es Muster, die nur den Adligen vorbehalten waren, Symbole für die Hochzeit oder zur Beerdigung und viele verschiedene, die Zusammenhalt und Verbundenheit demonstrieren.

Im Terracottasaal sind die Stoffbahnen, die die Fachfrau Haake, allesamt aus ihrer guten Stube entwendet hat, in einer beeindruckenden Schau nach ihrer Symbolik geordnet und gehängt. Die Kunsthandwerksstände mit den verschiedensten Ostereier-Maltechniken, mit Gesticktem und Genähtem und natürlich auch Batik-Eiern für die Kinder, zum Mitnehmen liebevoll handgemacht, laden zum Verweilen und zum Ergänzen des eigenen Osterschmucks zuhause ein. Auch die Kindergärten sind wieder mit kreativem Osterschmuck in der Ausstellung vertreten. Der Renner in diesem Jahr sind die Gänseeier von Heike und Jürgen Holler aus Oberursel. Während Heike Holler bereits seit vielen Jahren am Ostermarkt auf der Kronberger Burg mit ihrer Porzellanmalerei vertreten ist, sind die Gänseeier mit Miniaturwelt eine völlig neue Idee ihres Mannes, die sie gemeinsam umgesetzt haben. „Alle dekorieren die Eier außen, er wollte sie partout mit eigenem Innenleben gestalten.“ Und das ist ihm gelungen: Auf kleinen Ständern stehen nun vorsichtig aufgefräste Eier, wie von Puppenstuben, wie winzige Minitaurwelten eröffnen, die man teilweise am besten mit einer Lupe entdecken kann: Da gibt es den Fotografen, die Pilzsammler, die Höhlenbesucher, den Akkordeonspieler, die Baustelle und die idyllische Landschaft mit Kronberger Burg zu entdecken. An Ideen und einer Wahnsinnsgeduld in der Umsetzung mangelt es dem kreativen Ehepaar wohl nicht.

So war denn die Burg-Osterausstellung, die außerdem eine große Schau an europäischemPorzellan mit den passend verzierten Eiern zeigt (ebenfalls von Annegret Haake), die auch am folgenden verkaufsoffenen Sonntag, verbunden mit dem Angebot von Kaffee und Kuchen, geöffnetem Burgshop und Burgführungen zahlreiche Besucher anlockte.

Verkaufsoffener Sonntag in der Stadt

In der vom Altstadtkreis mit Holzhasen liebevoll bis hinunter zum Berliner Platz geschmückten Stadt warben Kronbergs Einzelhändler mit netten Auslagen, Sonderangeboten oder liebevollen Arrangements um die Aufmerksamkeit für ihre Geschäfte. Vor allem die etwas außerhalb des inneren Zirkels liegenden Geschäfte punkteten mit guten Ideen, um die Besucher herbeizulotsen, wie beispielsweise die Kronberger Teestube, die mit einem großen Dekotisch samt Oldtimer auf dem Berliner Platz auf sich aufmerksam machte oder gleich nebenan die Galerie Sties, die ihre Kinderostereier-Malaktion mit einem riesigen bunten Osterei bewarb. Allerdings mussten einige der Teilnehmer feststellen, dass der Besucherandrang sich doch in Grenzen hielt, ja bis 15 Uhr sogar recht spärlich blieb. Bereits zur Mittagszeit gut besucht und deshalb auch eine entsprechend positive Resonanz gaben die Gastronomen und Café-Betreiber als Feedback. So konnten sich auch „Zeit&Genuss“ in der Katharinenstraße und „Klinger Delikatessen & Weine“ nicht über zu wenig Zulauf beklagen und auch Dirk Sackis von der Kronberger Bücherstube hatte an diesem verkaufsoffenen Sonntag viele Bücher einzupacken. Wenig Verständnis zeigten Besucher als auch Einzelhändler, die ihr Geschäft geöffnet hatten, an diesem herrlichen Frühlingssonntag für die Einzelhändler, die ihr Geschäft, teilweise entgegen Ankündigung, teilweise „traditionell“, nicht öffneten. „Das ist für eine Kleinstadt wie Kronberg, die ohnehin nur eine kleine Auswahl an Geschäften bietet und wie andere Städte auch über Geschäftesterben klagt, eigentlich ein Unding“, bemerkte ein Gast, der aus alter Verbundenheit nach Kronberg gekommen war. Es gibt die Menschen, die zum verkaufsoffenen Sonntag als auch zu den Märkten vorwiegend zum Wein- und Essensgenuss nach Kronberg kommen, aber auch die, die hier das Angebot an exquisiten Modeläden, Schuhläden, in Verbindung mit ausgesprochen exklusiven Wohnideen und Wohnaccessoires sowie ausgefallenen Designs und Geschenkartikeln gerne zum entspannten Einkaufsbummel in die Stadt kommen. Ihnen fiel ebenfalls negativ auf, dass eine Reihe von Geschäften geschlossen hatte – in die sie gerne reingeschnuppert hätten, so wie in die Welt der Parfümss, einem noch relativ neuen Geschäft in bester Straßenlage.

Doch die gute Laune ließen sich die Besucher, von denen ab 16 Uhr tatsächlich noch einige mehr den Weg nach Kronberg fanden, an diesem Tag nicht nehmen, dazu war das Wetter zu gut und es lockten an jeder Ecke kulinarische Leckerbissen, wie auf der Schirn das vom Altstadtkreis liebevoll eigens zu diesem Anlass geöffnete „Altstadtkreis-Café“. So hatte Kronberg zum „Saisonauftakt“ trotz einiger Lücken auch viele schöne und interessante Auslagen zu bieten, wie beispielsweise die Sonnenbrillen bei „Auge&Ohr“, Modelle aus dem vergangenen Jahr zum Schnäppchenpreis – bei denen sich schnell eine Traube von begeisterten Damen zur Brillenanprobe zusammenfand – und die die Besucher am Ende doch hoffentlich zufrieden und mit vollen Taschen wieder nach Hause entließ. Trotzdem müsste für den nächsten verkaufsoffenen Sonntag klar sein: Es geht hier um den Gemeinschaftsgedanken, den alle Einzelhändler verinnerlichen sollten: denn jedes Geschäft, das mitmacht, stärkt den Einzelhandelsstandort Kronberg.

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