Städtepartnerschaften eint der Gedanke für ein geeintes Europa

Jedes Jahr ein bunter Akzent der Veranstaltung: die Repräsentanten der Städte und die Vorstände der Partnerschaftsvereine
Fotos: A. Puck

Kronberg (pu) – Musik als brückenschlagendes Element und der europäische Zusammenhalt prägten die diesjährige 30. Auflage des traditionellen Partnerschaftsabends am Vorabend des Kronberger Weihnachtsmarktes.

Während die vor allem durch die Partnerschaftsvereine angetriebenen und mit Leben erfüllten Städtepartnerschaften nach wie vor funktionieren, ist bekanntlich seit Längerem auf höherer Ebene – innerhalb der Europäischen Union – eine Menge Sand im Getriebe.

Etwa die sich hinziehende Brexit-Entscheidung, die Brendan Somers, 2016 Bürgermeister von Aberystwyth, in anschaulicher Weise vor Augen führte. Somers war dieses Mal in Vertretung für den aus Gesundheitsgründen verhinderten Mayor, Mr. Talat Chaudhri, in die deutsche Partnerstadt gereist. Seit seinem Kronberg-Besuch vor zwei Jahren sei er naturgemäß älter und sicherlich etwas fülliger geworden, wie er mit einem Augenzwinkern bemerkte, in Sachen Brexit „hat sich jedoch nichts geändert“, brachte er es auf Deutsch auf den Punkt. In seiner Stadt sei die Richtung klar – 65 Prozent
stimmten 2016
für einen Verbleib in der Europäischen Union.

Stark bleiben

Vor diesem Hintergrund gelte es unvermindert stark zu bleiben für Europa und die Demokratie, gab er den
offiziellen Repräsentanten und Gäste
n
aus den vier Partnerstädten Le Lavandou, Ballenstedt, Porto Recanati und Aberystwyth
, den
Vorstände
n
der jeweiligen Partnerschaftsvereine
n, weiteren Honoratioren und übrigen geladenen Gäste mit auf den Weg.

„Ja, Europa hat Probleme und es läuft nicht alles gut in der Zusammenarbeit aller Mitgliedsstaaten“, nahm Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) diesen Ball auf. Von unlösbaren Problemen könne allerdings mitnichten die Rede sein. Voller Überzeugung brach er eine Lanze für Europa und die EU. „Das mag in Zeiten des Brexit etwas anachronistisch anmuten, aber gerade jetzt bedarf es Menschen in Europa, die daran erinnern, was Europa stark macht und warum wir die EU brauchen“, unterstrich der Rathauschef mit Blick auf das richtungsweisende kommende Jahr mit anstehenden Wahlen zum Europaparlament.

Temmen gab zu bedenken, für viele Menschen zählten Reise- und Arbeitsplatzfreiheit, Studium im Ausland, Schengener Abkommen oder einheitliche Währung längst zu den Selbstverständlichkeiten. Dabei werde allerdings häufig vergessen „all das hat uns die Europäische Union gebracht“. Und nicht zuletzt sei ein geeintes Europa, die Europäische Union, ein starker Wirtschaftsmarkt, der sich in der zunehmenden Globalisierung behauptet. Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU) fügte hinzu, nur ein starkes Europa könne den weltpolitischen Herausforderungen begegnen. Im Jahr 2012 hatte die EU als Friedens- und Freiheitsgarant den Friedensnobelpreis erhalten. „Freiheit und Frieden sind ein unverzichtbares Gut. Nur die Weiterentwicklung der europäischen Idee und der EU bringt Stabilität und Sicherheit. Der Rückfall in das Nationalstaatensystem stärkt nur den Nationalismus und Antisemitismus. Dies kann und darf nicht unser Ziel sein. Lassen Sie uns deshalb gemeinsam dafür kämpfen und die richtige Antwort auf die neuen Nationalismen geben!“

Dialog

In die gleiche Kerbe hieb Ballenstedts Bürgermeister Dr. Michael Knoppik (CDU), der kritisierte, in den letzten Monaten sei auf der Strecke geblieben, in einen Dialog zu treten, „der auch voranbringt“. Stolz dagegen ist er auf „unsere Städtepartnerschaften und die Partnerschaftsvereine, ohne die wir aufgeschmissen wären“ und die nachrückende Generation in der deutschen Geschwisterkommune. Von den mitgebrachten 15 Jugendlichen lieferten vier Schülerinnen des Wolterstorff-Gymnasiums Ballenstedt eine eindrucksvolle musikalische Visitenkarte ab.

Aberystwyth punktete erneut mit Harriet Earis, die schon vor drei Jahren mit keltischen Liedern auf der Harfe die Herzen der Kronberger im Sturm eroberte, die sie auch dieses Mal erst nach Zugaben von der Bühne ließen. Zu Veranstaltungsbeginn erfüllte ein vielstimmiges und mehrsprachiges „Gloria in excelsius“ den weihnachtlich geschmückten Festsaal, als die 1. Kronberger Laienspielschar auf die nächsten Stunden gesanglich einstimmte und das Publikum mit einband.

Der Einladung zum einstimmenden, fröhlichen Abend vor dem Kronberger Weihnachtsmarkt waren erneut auch Gäste aus der befreundeten Gemeinde Guldental samt ihrer Ortsbürgermeisterin Elke Demele gefolgt. Sie hatte die Lacher auf ihrer Seite, als sie von den im Mai anstehenden Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen ihrer Gemeinde berichtete und Neckereien ihrer Amtskollegen umliegender Gemeinden mit teils 1.000-jähriger Historie dazu: „Da macht ihr für 50 Jahre ein Fass auf!“ Den Partnerschaftsabend rundeten das aktuelle Thäler Pärchen, Nadine Löhr und Alexander Ritschel, ebenso ab wie der aufmerksame und liebevolle Service des Altstadtkreises und die Speisen aus der Küche des Caterers Achim Weigand, unterstützt von Claudius Jeß vom Posthaus.

Im Spiel versunken: Harriet Earis

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