Städtischer Service: Wohnraumberatung für Ältere

Richard Schmidt berät ältere Menschen bei der Überprüfung und eventuellen Umgestaltung ihres Wohnumfeldes. Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Statistiken zufolge ist nur ein Bruchteil des momentanen Wohnungsbestandes in Deutschland für selbstständiges Leben älterer Menschen in den eigenen vier Wänden geeignet. Alltagserschwerende Schwellen, Stufen, schmale Zugänge, kleine Badezimmer, unbequeme Einstiege in Duschen oder Badewannen, suboptimale Beleuchtung und vieles mehr werden in der Regel hingenommen, die Tragweite dieser Schwachstellen solange nicht realisiert, bis Situationen eintreten, die erfahrungsgemäß Umdenkprozesse in Gang setzen.

Da kann schon ein ganz normaler Beinbruch samt notwendigem Krückeneinsatz reichen, um Einschränkungen und unüberwindliche Hindernisse deutlich zutage treten lassen; von einschneidenden Lebensveränderungen, die einen Dauereinsatz von Rollator oder Rollstuhl erfordern, ganz zu schweigen.

„Deshalb sollte man so früh wie möglich über einen Abbau von Barrieren in der Wohnung oder im Haus nachdenken, um ein Höchstmaß an Unabhängigkeit im eigenen Wohnumfeld zu erreichen“, empfiehlt Richard Schmidt, seit 1. März 2015 als ehrenamtlicher Wohnraumberater für ältere Menschen der Stadt Kronberg im Taunus aktiv. Sein Tätigkeitsfeld umfasst im Hinblick zur Gestaltung eines barrierefreien Wohnumfeldes, wie er auf entsprechende Nachfrage verrät, die Überprüfung der aktuellen Ausstattung ebenso wie die Beratung und Begleitung bei eventuellen kleineren Wohnraumanpassungen oder baulichen Veränderungen. Das Aufzeigen von Finanzierungsmöglichkeiten rundet das Paket ab. Darüber hinaus vermittelt er Informationen zu Wohnformen im Alter und barrierefreiem Bauen.

Der Großhandelskaufmann und Betriebswirt ist seit 1972 im Wohnungsbau und in der Vermarktung tätig und selbstständiger Bau- und Energieberater. Auch nach seiner Pensionierung „immer am Ball bleibend“, nimmt er regelmäßig an Fortbildungen teil, darunter an Lehrgängen der Hessischen Fachstelle für Wohnberatung in Frankfurt. Vor zwei Jahren trat er an die Stadt heran, ob womöglich Interesse besteht, dieses Wissen als neues Serviceangebot älteren Bürgern kostenlos zur Verfügung zu stellen. Eine Idee, die beim zuständigen Fachreferat Soziales, Jugend und Senioren auf fruchtbaren Boden fiel. „Das ist eine ganz tolle Sache bei der Förderung des selbstbestimmten Wohnens älterer Menschen in Kronberg“, unterstreicht Antje Hofmann, in deren Zuständigkeitsbereich das Angebot fällt.

„Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung und aus dem Freundes- und Bekanntenkreis weiß ich um die vorhandenen hohen Hemmschwellen bei der Entscheidungsfindung, im Alter noch einmal Wohnung oder Haus umbauen zu müssen und häufig wird der Gedanke daran tatsächlich so lange verdrängt, bis schließlich eine Notsituation den Betroffenen keine andere Wahl mehr lässt“, erklärt der Bauexperte. Überstürzte Entscheidungen und finanzielle Mehrbelastungen, weil aus Unwissenheit und Zeitgründen unter Umständen keine Fördermöglichkeiten für den Umbau mehr nachgefragt werden, seien vorprogrammiert.

Erste Anlaufstelle Bürgerbüro

Soweit muss es nach Angaben des Wohnraumberaters der Stadt Kronberg nicht kommen. „Ich habe eine im Bürgerbüro ausliegende Checkliste erstellt, die Interessierten einen ersten Überblick verschafft, ob überhaupt Handlungsbedarf besteht.“ Wer aufgrund der Ergebnisse des Fragebogens eine persönliche kostenlose Beratung im Haus oder der Wohnung wünscht, kann sich wiederum an das Bürgerbüro unter der Telefonnummer 703-0 wenden, das den Kontakt mit Richard Schmidt vermittelt.

„Gemeinsam mit den Bewohnern schaue ich mir dann beispielsweise an, ob im Schlafzimmer genügend Platz ist, dass man mit Krücken aufstehen kann oder in der Dusche eine Sitzmöglichkeit und Haltegriffe vorhanden sind oder halte in der Küche nach Stolperfallen oder störenden Möbelkanten Ausschau“, gibt Schmidt einen kleinen Einblick in seine Arbeitsweise.

Sobald der Umfang etwaiger erforderlicher Abhilfemaßnahmen auf dem Weg zum barrierefreien Wohnen ermittelt sei, helfe ein erster Überschlag einen Überblick über die anfallenden Kosten sowie mögliche staatliche Förderungen oder der Krankenkasse zu erhalten. Von den Krankenkassen werden nach den Worten Schmidts Hilfsmittel (Haltegriffe, Duschhocker, Toilettenerhöhungen, Rollatoren, Rollstühle, Pflegebetten, etcetera) bezahlt, die der Arzt verordnen muss. Weitere Informationen gibt es unter www.rehadat.de. „Behindertengerechte Umbaumaßnahmen können auch bei der Einkommensteuer teilweise in Abzug gebracht werden. Vor Maßnahmebeginn ist die Anerkennung (nach § 33 EStG) beim Finanzamt abzufragen“, rät der Wohnraumberater. Auch zinsverbilligende Kredite von der Kreditanstalt für Wiederaufbau würden selbstverständlich abgeklopft. „Mein Ansinnen ist es, Lösungen aufzuzeigen. Die Entscheidung darüber, ob dann auch tatsächlich eine Umsetzung erfolgt, liegt einzig und allein bei den Haus- und Wohnungsbesitzern selbst“, betont der Oberhöchstädter.

Nach vorliegenden Informationen wurde das Service-Angebot 2015 von 30 Personen in Anspruch genommen, im letzten Jahr fanden insgesamt 32 Beratungen statt.



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