Studienfahrt ins grüne Herz Europas mit zahlreichen Kronbergern

Die Reisegruppe vor dem größten Gerichtssaal des Europäischen Gerichtshofs Foto: privat

Kronberg (kb) – Es gab viel zu entdecken für alle, die dem Angebot des Kreisverbandes der Europa-Union Hochtaunus gefolgt und vier Tage zwischen Mosel und Saar unterwegs waren. Trier als Einstieg präsentierte sich bei strahlendem Herbstwetter, die Völklinger Hütte war jede Anstrengung mit den vielen eisernen Stiegen wert und die Kletterei wurde am Ende mit einem Ausblick auf die riesige alte Industrieanlage, mit dem Etikett UNESCO Weltkulturerbe eine große Attraktion in der Region, belohnt.

Eine echte Reise nach Europa war dann – nach einem Stadtrundgang leider bei Regen – der Aufenthalt in Luxemburg. Der luxemburgische Stadtührer, der 15 Jahre bei Milupa in Friedrichsdorf gearbeitet hatte, konnte die lange Geschichte der Stadt und des kleinen Landes mit dem Hin und Her zwischen den europäischen blaublütigen Familien sehr gut nahebringen. Erst 1890 wurde Luxemburg als eines der kleinsten Länder der Europäischen Union vollständig selbstständig und wird heute im Rahmen einer konstitutionellen „Monarchie“ regiert. Der „Monarch“ als nassauisch-weilburgischer und luxemburgischer Großherzog kann dabei natürlich nicht mit den Royals der Engländer oder der Spanier konkurrieren.

Der Besuch im Europäischen Gerichtshof war dann eine kleine Lehrstunde in Europäischem Recht, die der der Gruppe zugeteilte Referent des Gerichtshofes seinem Besuch zuteil werden ließ. Die vielseitigen Fragen hinsichtlich des Funktionierens dieser wichtigen Institution neben dem europäischen Parlament, der EU-Kommission und dem Rat, beantwortete er geduldig und verständlich, sodass alle etwas mitnehmen konnten. Nach Besichtigung des große Gebäudes mit allein 2.000 Personen, die alle juristischen Dokumente in die 24 Amtssprachen übersetzen müssen, gab es das Gruppenfoto unmittelbar vor dem größten Gerichtssaal des EuGH, in dem bei ganz wichtigen Verhandlungen 15 Richter in roten Roben mit weißen plissierten Jabots Platz nehmen.

Es gab zwei Orte auf der Reise, die alle Mitreisenden besonders überraschte. Da war zum einen das alte Städtchen Saarburg, wo die Gruppe übernachtete, idyllisch in Weinbergen und Wäldern gelegen und gekrönt von einer 1000-jährigen Burg auf einem Felsen hoch über der Saar. Einzigartig im Übrigen das kleine Nebenflüsschen mitten in der romantischen Altstadt, das sich mit steilem Fall und lautem Getöse zwischen den Häusern herabstürzt. Die zweite Überraschung war Mettlach, der Ort einer wahrhaftig europäischen Geschichte, die auf der Rückfahrt noch einmal zu einem Stopp einlud. Die eigentliche Stadt ist mit 6.000 Einwohnern sehr klein, aber verbindet sich mit einer langen 265-jährigen Unternehmergeschichte, die bis heute andauert. Es geht dabei um Villeroy& Boch – bis heute ein deutsch-französisches Familienunternehmen, das den letzten drei großen Kriege zwischen den beiden Ländern stand gehalten hat. Kein einziges Mal wurden die Bande der zwei Familien zerschnitten, obwohl sie auf unterschiedlichen Seiten der Fronten lebten und auch kämpfen mussten. Auch heute noch leiten Angehörige der Villeroys und Bochs die alte Porzellanmanufaktur, die inzwischen Weltruf hat. Ein altes Barockkloster, am Rande von Mettlach – von den Mönchen verlassen auf Napoeons Befehl – wurde kurze Zeit später von einem Villeroy aus Lothringen und einem Boch aus Mettlach für wenig Geld gekauft und für die gemeinsame Fabrikation von Geschirr umgebaut. Heute ist die „Alte Abtei“ Sitz der Hauptverwaltung und des Museums, denn die Fabrikation hat sich schon lange in das große Gelände dahinter ausgedehnt.

Vier Tage voller schöner Erfahrungen, die das Zusammenleben von Europäern in einem Dreiländereck auf besondere Weise illustrieren, wurden zum Abschluss „gekrönt“ von einem herrlichen Blick auf die pittoreske Saarschleife, bevor es wieder nach Hause ging.



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