„Auf der Suche nach der Wahrheit“

Kronberg (cz) – „Auf der Suche nach der Wahrheit“, unter dieser Überschrift hatte die Volkshochschule Hochtaunus in die Kronberger Stadthalle geladen, zu einem Vortrag der ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf über ihre Arbeit in den aktuellen Krisengebieten dieser Welt – sie berichtet vornehmlich aus Russland, der Ukraine sowie dem Nahen Osten.

In Zeiten, in denen politische Populisten die Medien als „Lügenpresse“ bezeichnen, in denen autoritäre Regime immer häufiger Journalisten ins Gefängnis werfen oder gar ermorden lassen, ist unabhängige Berichterstattung immer schwieriger und vor allem gefährlicher geworden.

In diesem Szenario der Wahrheit auf die Spur zu kommen, dem Leser, beziehungsweise Zuschauer ein sachliches Bild der politischen Lage in dem jeweiligen Land zu liefern, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, das ist mittlerweile fast unmöglich geworden, konstatiert die Journalistin in ihrem hochinteressanten Vortrag.

Dazu komme die Tatsache, dass mittlerweile soziale Medien von den Regierungen bewusst instrumentalisiert würden, um die Öffentlichkeit mit den berühmten Fake News in die Irre zu führen. So geschehe es seit 2013 in der Ukraine, wo Moskau einen informationellen Krieg via Internet und soziale Medien führe.

Diese veränderten Rahmenbedingungen zwingen einerseits die Reporter ihr Selbstverständnis neu zu hinterfragen, „Wie gehe ich damit um, dass ich nicht die ganze Wahrheit berichten kann“, und stürzen andererseits die Konsumenten dieser Nachrichten in berechtigte Zweifel, was sie noch glauben können und was nicht. Ein unlösbares Dilemma, so scheint es.

Beispiel Ost-Ukraine: Will man als Journalist einreisen, benötigt man eine Akkreditierung. Je nach Ort bekommt man sie entweder von den Rebellen oder den Russen. Entsprechend läuft der Informationsfluss – entweder die eine oder die andere Seite. Ausweg für den Reporter, so Eigendorf, ist der Versuch, Menschen anzusprechen, Alltag zu erleben. Das Gesagte richtig einzuordnen, das Ungesagte ebenso. Und in die Gesichter der Menschen zu blicken, die nonverbale Kommunikation zu beherrschen. Die Reporterin, selber Mutter zweier Kinder, sieht zum Beispiel die Situation von Frauen in Krisengebieten natürlich mit ganz anderen Augen. Das sind Wege, um letztlich doch zu einem der Wahrheit nicht ganz fernen Bild der politischen Lage eines Landes zu kommen.

Es gibt natürlich auch Krisengebiete, in die keine Reporter mehr geschickt werden, wie zum Beispiel Syrien, weil es einfach zu gefährlich ist. Dennoch kommen auch von dort Informationen, von Menschen vor Ort, die kooperieren. Gefragt nach der gefährlichsten Situation, der sie je ausgesetzt war, erinnert sich Katrin Eigendorf nicht an ein Kriegsgebiet, sondern an ein Interview mit Hooligans in Rotterdam. Die drehten auf einmal durch und stachen mit Messern auf die Autoreifen ein, sodass ihr Team nur noch auf den Felgen schlingernd flüchten konnte.

Wir als Konsumenten von Information können nur den Hut ziehen vor den Journalisten dieser Welt, die auf der Suche nach der Wahrheit Leib und Leben riskieren.



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