Süßer die Puppen nie tanzten …

Die großen Fächer waren beeindruckend. Fotos: Diel

Kronberg (die) – Falls Eltern mit dem Gedanken spielen, ihrer Tochter eine Puppe zu Weihnachten zu schenken, konnten sie am Nachmittag des zweiten Advents in der recht gut besuchten Stadthalle erleben, was des Nachts Puppen so auf die Beine stellen können. Und zwar auf die Tanzbeine. Angelehnt an das gleichnamige Ballett tanzten die rund 60 Schülerinnen (und Schüler) der Ballettschule Johanna Braun szenisch die Idee der Puppenfee. Das von Josef Bayer 1888 komponierte Ballett wurde im gleichen Jahr uraufgeführt und gehört zu den meistgespielten Ballettwerken im deutschsprachigen Raum. In einem Puppenladen sieht man zunächst den Spielwarenhändler und Puppenmacher bei der Arbeit. Er ist dabei, die verschiedensten Puppen abzustauben, die bewegungslos im Laden sitzen. Es kommen potenzielle Kunden, eine adelige Dame mit einem kleinen Mädchen an der Hand, die sich die Puppen anschauen. Sie sind Repräsentanten verschiedener Nationen, also echt multikulti. Bezaubernd auch der Walzer der Puppenfee. Sodann beginnt das eigentliche Spektakel:

Nachts erwachen die Spielzeuge zum Leben und tanzen quicklebendig auf der Bühne. Hier gab es viele Puppen zu bewundern, für jedes Mädchen wäre etwas dabei gewesen. Puppen im Ländler-Stil mit niedlichen Jägerhütchen auf dem Kopf, japanische oder chinesische Puppen, Mäuse, spanische Tänzerinnen, weiß getupft gewandete Püppchen, Blumenkinder, Harlekine und noch mehr gab es zu bestauen. Die Tänze waren vielfältig choreografiert, teilweise akrobatisch einstudiert, so zum Beispiel bei den Harlekinen mit herrlichen Sprüngen. Spanische Melodien, Walzer und Stücke aus klassischen Balletten begeisterten die Zuschauer. Beeindruckend auch zum Beispiel der Tanz mit den großen Fächern. Eine nicht zu unterschätzende Leistung, wenn Tänzerinnen neben Choreografie, Musik und den technischen Anforderungen, auch noch auf Spitze, die Formationen gestaltend, einen großen Fächer in den Tanz einbauen müssen. Im Zentrum des Geschehens steht schließlich die Zuckerfee mit ihren zwei Feen, die von allen Puppen als ihre Königin angesehen und gehuldigt wird.

Aber auch für einen emanzipierten Jungen hätte es eine Puppe gegeben, eine echte männliche, denn auch ein Eleve ist Mitglied in der Kompanie der Ballettschule Braun. Sehr gut, denn Männer sind die im wahrsten Sinne – aber natürlich nicht in erster Linie – „tragende“ Säule des klassischen Balletts. Die Musik war sehr geschmackvoll, schwungvoll und gut tanzbar ausgewählt, und so konnten die Eleven der Ballettschule Braun ihre Tänze toll meistern. Und obwohl, wie ihre Ballettmeisterin vorab verkündete, sie weder Profis sind und nur eine Bühnenprobe hatten, hat alles gut geklappt. Die kindgerechten und dem Können der Ballerinas (und des Ballerinos!) angepassten Choreografien haben selbst bei den Kleinsten gesessen. Ob en pointe oder in Schläppchen, jede(r) hat sein Bestes gegeben. Die Kinder und Jugendlichen überzeugten dabei neben ihrer Musikalität auch durch ihre Anmut und ihre Ausdrucksstärke. Das Publikum hat gespürt, mit welcher Freude sie bei der Sache waren. Und weil den Schülerinnen und dem Schüler der Ballettschule es sichtlich Spaß macht, auf der Bühne zu stehen, ging es nach der Pause mit weiteren Tänzen und Jazztanz weiter. Denn, so viel verriet Johanna Braun schon vorab, jedes ihrer Kinder wollte zweimal auf der Bühne stehen. Und dass es den jungen Tänzerinnen und Tänzern so viel Spaß gemacht hat, lag nicht zuletzt auch an den professionellen Kostümen, in denen sich jedes Kompaniemitglied sichtlich wohlgefühlt hat.

Weitere Artikelbilder



X