Trinkwasserknappheit: Nach wie vor kein Grund zur Entwarnung

Kronberg (pu) – Im Verhältnis zum Hochwasserschutz nahmen Wasserknappheit aufgrund des drastisch gesunkenen Grundwasserspiegels und mangels ergiebigen Niederschlägen und der neuerliche Appell nach wie vor Trinkwasser sparen zu müssen im Verlauf der Bürgerversammlung im Haus Altkönig (siehe auch weiteren Bericht in dieser Ausgabe) nur wenig Raum ein. Dennoch wurde auch dieses brandaktuelle Thema angeschnitten, das allem Anschein nach dem Großteil der Bevölkerung schon wieder weniger gegenwärtig ist.

Situation

Rückblickend zählt das unsägliche Starkregenereignis vom 9. Juni zu den wenigen nennenswerten Niederschlägen in den vergangenen fünf Monaten. Seitdem hoffen zahlreiche Gemeinden im Hochtaunuskreis, darunter auch Kronberg, zwecks Entspannung der Versorgungslage auf langanhaltende und gleichmäßige Niederschläge. Doch im Hochsommer war genau das Gegenteil der Fall. Durch langanhaltende tropische Temperaturen spitzte sich die Situation durch in die Höhe schnellenden Wasserverbrauch von 3.500 Kubikmeter pro Tag auf zunächst deutlich über 4.500 Kubikmeter pro Tag und im weiteren Verlauf sogar auf 5.000 Kubikmeter pro Tag massiv zu.

Wasser sparen

Die spürbare Verringerung der Eigenwassergewinnung bei gleichzeitigem Spitzentrinkwasser-Verbrauch vor Augen sah sich die Stadt zunächst zum Spar-Appell über Presse und städtische Internetseite veranlasst. Nachdem diese Maßnahme nicht fruchtete, der Hochbehälterpegel trotz erreichter maximaler Anforderung an Fremdwasserlieferung vom Wasserbeschaffungsverband weiter fiel und nochmaliger Steigerung des Verbrauchs auf bis zu 5.200 Kubikmeter pro Tag sprach die Stadt zum einen mit den ansässigen Großunternehmen, zum anderen erfolgten zusätzlich in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Durchsagen im Stadtgebiet und im Radio mit der damit verknüpften Aufforderung, den persönlichen Trinkwasserverbrauch zu überprüfen und auf das Notwendigste zu beschränken. Insbesondere sind die Bürger dringend angehalten, bis auf Weiteres von der Bewässerung von Gärten und Parkanlagen abzusehen. Ausgenommen von dieser Beschränkung sind Obst-, Gemüse-, Balkon- und Kübelpflanzen, Wasserentnahmen aus Brauchwasserzisternen, die nicht mit Trinkwasser nachgespeist werden, sowie die Grabpflege.

Das Befüllen von privaten Schwimmbädern und Poolanlagen, Reinigungsarbeiten im Außenbereich, sowie das private Waschen von Fahrzeugen fallen ebenfalls unter dieses Verbot. Erst infolge dieser Maßnahmen veränderte sich das Verbrauchsverhalten spürbar, der Tagesverbrauches sank laut Stadtverwaltung auf deutlich unter 4.000 Kubikmeter. Von einer Entwarnung oder Grund zur Sorglosigkeit kann jedoch nach wie vor keine Rede sein, wie Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU) und Erster Stadtrat Robert Siedler (parteilos) mit Nachdruck im Verlauf der Bürgerversammlung erklärten.

Bewässerung

Auf die Frage eines Bürgers, warum explizit in Königstein und Kronberg im Gegensatz zu anderen Hochtaunusgemeinden der Trinkwasserverbrauch im Sommer im Prinzip in jedem Jahr hochschnellt, informierte Siedler, als eine der Ursachen sei die Vielzahl der großen privaten Gärten anzusehen, die von den Hauseigentümern bei Trockenheit bewässert werden.

Zur Sprache kam in diesem Zusammenhang nochmals die von Bürgern gemachte Beobachtung, dass sich der Golfplatz des Golf- und Landclubs Kronberg auch nach dem aufrüttelnden Wasserspar-Appell in sattem Grün präsentiert habe, während die Bevölkerung zum Haushalten aufgefordert worden sei. Siedler versicherte nochmals, der Golf- und Landclub Kronberg habe jeweils kurzfristig reagiert und die Bewässerung auf seiner Anlage drastisch auf ein Minimum zur Erhaltung der wertvollen Greens reduziert. Über 90 Prozent des eigentlich notwendigen Bedarfs seien dadurch eingespart worden. Statt der täglich rund 600 bis 800 von der Stadt bezogenen Kubikmeter Wasser hätten dem Club gemäß Absprache nur noch 50 Kubikmeter Wasser zur Verfügung gestanden. Diesen Kompromiss hält die Stadtverwaltung für darstellbar und vertretbar, denn durch ein Nichtwässern der Greens würde dem Club ein immenser wirtschaftlicher Schaden entstehen. Der Golf- und Landclub Kronberg werde im Übrigen auch über die eigenen Wassergewinnungsanlagen der Hessischen Hausstiftung versorgt.

Keime

Dem von einer Bürgerin an die Verantwortlichen der Stadt herangetragene Perspektiv-Vorschlag, zur Bewässerung von Grünanlagen würde doch statt Trinkwasser Brauchwasser genügen, musste Siedler jedoch eine Absage erteilen. „Brauchwasser ist mit Keimen durchsetzt und darf deshalb gemäß Richtlinie nicht fein versprüht werden!“ Die Stadtwerke gingen jedoch mit gutem Beispiel voran und nähmen Brauchwasser zur Versorgung der Straßenbäume.

In diesem Zusammenhang und in Reaktion auf die explizite Frage, was zur Zukunfts-Sicherung der Trinkwasserversorgung unternommen wird, informierte Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) über die aktuelle Leitlinien-Diskussion des Landes Hessen, in deren Mittelpunkt eine getrennte Trink- und Brauchwasserversorgung stehe. Kurzfristig helfen jedoch vor allem zunächst langanhaltende und gleichmäßige Niederschläge für eine Verbesserung der Situation. Die Niederschläge kommen allerdings erst, wie mehrfach berichtet, zeitverzögert nach mehreren Wochen in den Gewinnungsanlagen an. Daher sind aktuell weiterhin anhaltend niedrige Verbräuche notwendig, um die geringere Eigenwassergewinnung zu kompensieren.



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