Umbau der Villa Winter zum Kulturhaus geht in die „heiße Phase“

Villa Winter erster Stock: Hier ist Platz für die Wechselausstellungen des Museums Kronberger Malerkolonie. Hans Robert Philippi (rechts), Ingrid Ehrhardt (links daneben), führen die Hauptsponsoren, Francisco Rodriguez von Mainova und Anja Heeb-Lonkwitz von der Rheinberger Stiftung durch die zukünftigen Museumsräume. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Eigentlich hätte es ein fließender Übergang werden sollen: Der Umzug des Museums Kronberger Malerkolonie von der Streitkirche in der Altstadt in die Villa Winter in der Heinrich-Winter-Straße. „Zum 31. August müssen wir die Räume in der Streitkirche besenrein übergeben“, erklärt Ingrid Ehrhardt, künstlerische Leiterin des Museums Kronberger Malerkolonie. Daran sei jetzt nichts mehr zu ändern, obwohl feststeht, dass die Umbauarbeiten in der Villa Winter zum Kulturhaus noch andauern werden.

Stand der Umbauarbeiten

Gemeinsam mit den Hauptsponsoren, Francisco Rodriguez von Mainova und Anja Heeb-Lonkwitz von der Rheinberger-Stiftung, unternahmen Ehrhardt und der Erste Vorsitzende des Museums Kronberger Malerkolonie, Hans Robert Philippi, einen Rundgang durch die Villa Winter vis-à-vis des Berliner Platzes, um sich über den Stand der Umbauarbeiten zu informieren und sich die Gründe für die Verzögerungen erläutern zu lassen. Auch wenn Decken noch offen, Wände halb durchbrochen waren und der Steinstaub überall in der Luft hing, das Potenzial des neuen Domizils für das Museum Kronberger Malerkolonie war bereits auszumachen. „Wir haben in der Villa Winter etwas mehr Grundfläche, vor allem aber deutlich mehr Innenwände, um Bilder zu hängen“, erklärte Philippi den Anwesenden beim Rundgang. Durch Rückbau der Theke mit Barcharakter, die im Erdgeschoss noch von der langjährigen Funktion der städtischen Immobilie als Jugendhaus herrührte, soll sich den Museumsbesuchern bereits im Erdgeschoss hinter dem Empfang mit Kasse im Treppenhaus ein großzügiger Ausstellungsraum öffnen. „Hier werden die zentralen Werke der Kronberger Malerkolonie untergebracht“, erläutert die Kuratorin Erhardt. Eine moderne Videoanlage für Vorträge wird ebenfalls installiert. Dezent am Rande platziert gibt es eine Teeküche mit Toilette und einen weiteren Raum als Büro mit kleinem Lager und Archiv.

Umbau mit Hilfe großzügiger

Spenden verzögert sich

Im ersten Stock eröffnen sich weitere Perspektiven für zukünftige Ausstellungen des Museums, die eine baldige Fertigstellung des Kulturhauses wünschen lassen: Dort gibt es mit mobilen Hängewänden, die vor drei von vier Fenstern platziert werden sollen, sowie einem Raum im Raum die Möglichkeit, Wechselausstellungen des Museums im Rundgang zu betrachten und gleichzeitig dazu in der Mitte Erläuterungen zu platzieren. Beim Rundgang wird schnell klar, dass die Museumsgesellschaft, wie Ehrhardt und Philippi erläutern, den Umzug ohne großzügige Spenden der Sponsoren gar nicht hätten stemmen können. Zwar wird die gesamte Technik aus den Räumen in der Streitkirche ausgebaut, wie beispielsweise die Beleuchtung, trotzdem sind mit Hängewänden, Garderobe, der nötigen Befeuchtung der Räume und lichtfilternden Rollos für die Fenster, um die empfindlichen alten Ölbilder zu schützen, viele Neuanschaffungen und Erweiterungen nötig.

Kostenrahmen wird eingehalten

„Wir haben alles Notwendige sparsam eingekauft“, sagt Philippi. Qualität sei wichtig, aber es müsse nicht alles exklusiv sein. Derzeit bewege man sich absolut im Kostenrahmen von 170.000 Euro. Die Mainova AG, die der Museumsgesellschaft bereits in den Räumen der Streitkirche das Beleuchtungs- und Befeuchtungssystem mit 30.000 Euro finanziert hatte, hat nun weitere 20.000 Euro dazu gegeben, um das System an die neuen Räume zu adaptieren. Die Rheinberger Stiftung hat der Stadt 390.000 Euro für den Umbau des Hauses zum Kulturhaus zur Verfügung gestellt, nachdem sie in den Räumen der Streitkirche bereits seit einigen Jahren 50 Prozent der Mietkosten getragen hatte. Weitere Stiftungen, unter anderem die Kronberg-Stiftung und die Klotz-Stiftung, haben sich mit kleineren Tausenderbeträgen an der Zukunftssicherung des Museums Kronberger Malerkolonie beteiligt.

Außerdem konnten bereits gut die Hälfte der neu angeschafften 90 Stühle über Einzelspenden finanziert werden.

Unterbrechung des laufenden

Museumsbetriebes

Statt wie vorgesehen, am 1. September, wird nun vermutlich erst im Januar mit der Ausstattung des Hauses begonnen werden können. „Wir halten alle die Luft an, dass wir Mitte Februar mit einer schönen Ausstellung an diesem neuen Ort eröffnen können“, so Ehrhardt. Ein Mietvertrag mit der Stadt Kronberg gibt es noch nicht, aber man rechne mit einem Vertrag, der für das Erbe der Kronberger Malerkolonie eine eher symbolische Miete vorsieht. Grund für die Verzögerungen, die dazu führen, dass derzeit die rund 500 Bilder der Stiftung Kronberger Malerkolonie in ein Frankfurter Kunstdepot zur Zwischenlagerung gebracht werden mussten, war die erfolglose Ausschreibung der Hauptumbaumaßnahme Treppenhaus. Das vorhandene mittig freihängende Treppenhaus macht den für die Museumsnutzung barrierefreien Zugang über einen Aufzug unmöglich. „Für den Umbau gab es leider keinen vernünftigen Anbieter“, erklärt Philippi. So wurde die städtische Ausschreibung zurückgezogen und aktiv nach einer Firma gesucht. „Jetzt ist der Vertrag für das Treppenhaus vergeben und wir rechnen in zwei Wochen damit, dass es mit dem Umbau endlich weitergeht.“ Zu diesem Zweck wird das Dach geöffnet, die Treppe herausgeschnitten und mit dem Kran nach oben herausgehoben. „Das ist die für die Gebäudesubstanz sensibelste Variante“, erläutert Philippi. Ist das Treppenhaus endlich frei, wird mittig der Aufzug platziert, um den das Treppenhaus schließlich herumgeführt wird. Das zweite Obergeschoss, in dem die Kunstschule in einem großzügigen, nach Kinder- und Erwachsenenkursen teilbaren Raum mit Blick bis nach Frankfurt und auf die Burg Kronberg untergebracht wird, ist aus ästhetischen Gründen nicht an den Aufzug angeschlossen. Das wäre nur über einen Aufzug außen an der Villa Winter oder einen zusätzlichen Turmaufbau möglich gewesen.

Ebenfalls im zweiten Stockwerk angesiedelt ist das Büro für den Kronberger Kulturkreis. Grund für die Verzögerungen, beziehungsweise die späte Auftragsvergabe sei im Vorfeld auch die lange Dauer der politischen Entscheidungsfindung pro Kulturhaus gewesen und die länger als ursprünglich geplante Nutzung der Villa als Flüchtlingsunterkunft. Für Ehrhardt, die auch als Leiterin der Kronberger Kunstschule fungiert, liegen die Vorteile für ein Kulturhaus auf der Hand. „Wir erhoffen uns natürlich viele Synergieeffekte“, sagt sie.

Weiterentwicklung zum Kulturhaus

Es sei nun einfacher, Kinder ganz selbstverständlich mit dem Museumsbetrieb vertraut zu machen. Auch mit Dorothée Arden, der Leiterin des Kronberger Kulturkreises, hat Ehrhardt gemeinsame Projekte im neuen Kulturhaus geplant.

Überhaupt, ein eigenes Haus zu haben, das man selbst gestalten und auch nach außen als Haus der Kunst kommunizieren könne, sei von großem Vorteil. In den angemieteten Räumen der Streitkirche sei das Museum, auch wenn es die „Belle Étage“ von Kronberg war, für Touristen kaum auffindbar gewesen.

Neben dem Dank an die Sponsoren ist die Freude bei Ehrhardt und Philippi aktuell besonders groß darüber, was die freiwillig angetretene „Rentnergang“ leistet (siehe Foto). Die hatte wirklich schwer zu tragen. Alles, was nicht wertvoll ist, aber durchaus Gewicht hat, wie zum Beispiel der gesamte Bücherbestand aus dem Büro, vor allem aber die Depot-Hängeregale, wanderten dieser Tage in den Keller der Villa Winter, in dem später auch das eigene zentrale Kunstdepot einziehen wird. Ist dieser Teilumzug abgeschlossen, wird es auch noch ein Durchbruch zum Keller geben, der bisher nur von außen begehbar ist. Dort erwartet die Kunstfreunde später neben den Besuchertoiletten ein museumspädagogischer Raum und ein gemütlicher Gewölbekeller mit Töpferofen.

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