Unvergesslicher Konzertabend mit dem Cellisten Bruno Philippe

Der französische Cellist Bruno Philippe freute sich über den „Klassik in Kronberg Förderpreis“, den ihm, im Beisein von Raimund Trenkler von der Kronberg Academy, Altkönig-Stiftsdirektorin Thekla Thiede-Werner überreichte.

Foto: Wittkopf

Kronberg (pf) – Es war ein Konzertabend der besonderen Art, ein Musikerlebnis, das noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Erst 24 Jahre alt ist Bruno Philippe, aber der französische Cellist, seit 2014 Student der Kronberg Academy, spielt nicht nur virtuos. Mit bewegender Intensität und sensiblem Einfühlungsvermögen entlockt er seinem Instrument Töne und Melodien, die zu Herzen gehen. Beim ersten Konzert der Reihe „Klassik in Kronberg“ der Saison 2017/2018 am vergangenen Samstag im Altkönig-Stift wurde der junge Ausnahmemusiker von Stiftsdirektorin Thekla Thiede-Werner mit dem mit 3.000 Euro dotierten „Klassik in Kronberg Förderpreis“ ausgezeichnet. „Er war noch gar nicht geboren, als die Kronberg Academy 1993 gegründet wurde, er ist genau so alt wie sie“, meinte Raimund Trenkler, Gründer, künstlerischer Leiter der inzwischen weltweit renommierten Musikhochschule und Präsident der Kronberg Academy-Stiftung: „Der Generationenvertrag funktioniert.“

Denn von den großen Meistern der Musikwelt lernen, mit ihnen gemeinsam musizieren, Werke einstudieren, interpretieren und sich im intensiven musikalischen Austausch so auf eine solistische Weltkarriere vorzubereiten, das hat sich die Kronberg Academy auf die Fahnen geschrieben. Mit großem Erfolg wie der berührende Konzertabend am Samstag wieder einmal bewies.

Werke von zwei deutschen und einem französischen Komponisten hatte Bruno Philippe für sein Konzert ausgewählt. Am Flügel begleitete ihn die italienische Pianistin Anna Naretto. Sie ist der Kronberg Academy seit vielen Jahren eng verbunden, ist sensible Kammermusikpartnerin und Begleiterin bei Meisterkursen und Examenskonzerten. Auch am 1. Juni hatte sie Bruno Philippe bei seinem Konzert zum Abschluss seiner Professional Studies im Kronberger Rathaussaal begleitet. Damals hatte er die berühmte Kreutzersonate von Ludwig van Beethoven in der Transkription für Violoncello des Beethoven-Schülers Carl Cerny gespielt, ein Werk, das auch am Samstag auf dem Programm stand. „Die Keutzersonate ist bis heute für jeden Geiger eine Herausforderung, wie viel mehr für einen Cellisten“, meinte Raimund Trenkler, der selbst ein hervorragender Cellist ist und um die Schwierigkeiten des Werkes weiß. In der ebenso virtuosen wie anrührenden Interpretation von Bruno Philippe und Anna Naretto wurde die Sonate zum Höhepunkt des Konzertabends.

Begonnen hatte er mit den Fantasiestücken von Robert Schumann und der Cellosonate von Francis Poulenc. Schumanns Fantasiestücke op.73 mit den Satzbezeichnungen „Zart und mit Ausdruck, lebhaft leicht, rasch und mit Feuer“ gelten als Ausdruck Schumann‘scher Innerlichkeit. “Zarte, duftende Blumen, die keinen Triumphzug durch den Salon machen wollen, sondern im stillen Kreise das Gemüth erquicken werden”, wird der Komponist zitiert. Und genauso ließ sie auch Bruno Philippe erklingen.

Fast genau hundert Jahre später, im Jahr 1948 komponierte Francis Poulenc für den Cellisten Pierre Fournier seine Cellosonate mit den Satzbezeichnungen „Allegro – Tempo di Marcia, Cavatine – Très calme, Ballabile – Très animè et gai, Finale – Largo, Presto“. Francis Poulenc, 1899 in Paris geboren, gehörte zur Komponistengruppe “Les Six”, die zum Synonym für die neue Musik Frankreichs wurde. Seine Sonaten gelten als Beispiel für die Wende der französischen Kammermusik hin zu größerer Einfachheit, Klarheit und charaktervoller Bravour, einer gelungenen Symbiose von Romantik, Neoklassizismus und Moderne. Für den langanhaltenden Applaus des begeisterten Konzertpublikums bedankte sich Bruno Philippe mit einer Zugabe. Nach zwei deutschen und einem französischen Komponisten nun das Werk eines russischen Komponisten, kündigte er an und spielte einen Satz aus der Cellosonate von Sergej Rachmaninow, die dieser als Dank für die Genesung seinem Cello spielenden Psychiater schrieb und die als eines seiner großartigsten Werke gilt.



X