Viel Kritik, wenig positives Echo für „Landschaftsfenster Malerblick“

Kronberg (pu) – Vor dem Hintergrund der bisher in der Berichterstattung von Tagespresse und TV bekannt gewordenen Reaktionen auf die Planspiele „Landschaftsfenster Malerblick“ kam die im Anschluss an die Präsentation (siehe weiteren Bericht in dieser Ausgabe) während der gemeinsamen Sitzung vom Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt und dem Ortsbeirat Kronberg von der Mehrheit der Mitglieder formulierte Kritik nicht überraschend. Das Thema treibt die Bevölkerung um, das wurde überdies durch das außergewöhnlich hohe Besucheraufkommen unterstrichen.

Offenbar war man sich seitens der Lokalpolitik bei Bekanntwerden der Grundidee in Magistrat und Kultur- und Sozialausschuss teils nicht der Größenordnung und Tragweite der Maßnahme bewusst gewesen. So brachte der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Reinhard Bardtke zum Ausdruck, die CDU-Mitglieder im Kultur- und Sozialausschuss hätten letzten Sommer für „zustimmende Kenntnisnahme“ votiert, weil sie von einer Aufwertung des Malerblicks ausgegangen seien. „Davon, dass dieses Landschaftsfenster 20 Quadratmeter groß werden soll, war allerdings nicht die Rede“, kritisierte er. Zweifellos wären nach Ansicht der Christdemokraten Fingerzeige auf diese markante Stelle angebracht, mitnichten jedoch die im Vorentwurf dargestellte Größenordnung, die den Blick stark verändere. Über andere Lösungen könne man sprechen.

Der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher und KfB-Stadtverordnete Dr. Jochen Eichhorn blies ins gleiche Horn. Zwar seien ihm persönlich durch die Präsentation „viele Ansatzpunkte eingeleuchtet“, eine weitere Einbindung Kronbergs in die Regionalparkroute sei „durchaus sinnvoll“, allerdings vertrat er die Ansicht, mittels einer Hinweistafel, aufgestellten Fahrradständer, einer „begrünte Abschirmung zur Straße“ und eventuell einer weiteren Bank sei der Verbesserung der Aufenthaltsqualität durchaus Genüge getan. „Wer bisher diesen grandiosen Blick nicht bemerkt hat, der bemerkt ihn auch nicht durch den Rahmen!“ Der FDP-Vorsitzende Holger Grupe bezeichnete persönlich die Idee als „charmant“, insgesamt sei bei unterschiedlichen Strömungen in seiner Fraktion jedoch „viel Widerspruch“ zu hören. Daher tendiere die FDP ebenfalls zu einer kleinen Option durch Anbringen einer Hinweistafel als Einbindungsmaßnahme in die Regionalroute, vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, wie Fraktionsvorsitzender Walther Kiep vor Augen führte, für „diesen massiven Eingriff in einen wunderschönen Ausblick“ Steuergelder in die Hand genommen werden müssten.

Die Beschränkung auf eine Hinweistafel würde allerdings, das machte die Geschäftsführerin der Gesellschaft RheinMain Taunushang GmbH, Yvonne Richter, unmissverständlich klar, den Kriterien zur Schaffung einer Regionalparkstation keineswegs entsprechen. „Es gibt einen gewissen gestalterischen Anspruch für Regionalparkprojekte, die unter der Überschrift ‚Der Landschaft einen Sinn, den Sinnen eine Landschaft‘ zu sehen sind“.

„Ein Plädoyer für Offenheit“ setzte wiederum der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Haas allen Kritikern entgegen. Die SPD-Fraktion habe sich bisher mangels in Gänze vorliegender Details vor der offiziellen Präsentation noch keine einheitliche Meinung gebildet. Damit schoss er auf dezente Weise eine Breitseite gegen CDU und KfB ab, die mit ihrem Vorpreschen durch ihre jeweiligen Pressemitteilungen noch vor der offiziellen Präsentation ganz offensichtlich gegen die Hessische Gemeindeordnung verstoßen haben. Noch einen drauf setzte seine Kollegin, die stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Andrea Pörschke, die sichtlich Mühe hatte, die Contenance zu wahren und ihrer Verärgerung über das Verhalten von CDU und KfB Luft machte. „Ich finde es bedenklich, etwas zu vermitteln, dessen Inhalt die Bürger noch nicht kennen!“

Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) ging nicht auf diese Aussage ein, sagte jedoch mit Nachdruck, er persönlich habe sich erst nach Rückversicherung in den zuständigen Gremien in TV und Presse zum Sachstand geäußert, nachdem er von deren Seite über existierende Fotomontagen in Kenntnis gesetzt worden sei und gebeten wurde, zur Versachlichung beizutragen.

Den kritischen Stimmen setzte der Bürgermeister entgegen: „Kunst im öffentlichen Raum hat immer auch mit Mut zu tun!“ Es sei sicherlich kein Problem, tausend Gegenargumente zu finden, wenn man etwas nicht wolle, ob herausgeworfene Steuergelder, drohende Gefahr für Auto- und Radfahrer oder, wie von Kiep formuliert, die Sorge, die Bank könne sich zu einem Meeting-Point für Jugendliche mit den entsprechenden negativen Begleiterscheinungen entwickeln. Als Paradebeispiele für in der Vergangenheit trotz vorheriger zwiespältiger Meinungen umgesetzte Projekte nannte er den Eiffelturm ebenso den Kronberger „Maggiturm“. „Erst wollte ihn keiner und nachher war es der Renner!“

Für die von der KfB geforderte Abstimmung durch die Stadtverordneten, sieht Temmen nach aktuellem Stand der Dinge „nicht die Kompetenz“, da das Projekt nicht das städtische Budget betreffe und daher eine Freigabe ausschließlich in die Kompetenz des Magistrats falle. Im Zuge der Präsentation war bekannt geworden, dass für die Umsetzung der Maßnahme auch keine Baugenehmigung erforderlich ist. Allerdings müsste der Magistrat in Bezug auf den Bebauungsplan Opel-Zoo eine isolierte Befreiung für eine bauliche Anlage außerhalb der überbaubaren Grundstücksfläche erteilen.

Selbstverständlich bleibe es, so Temmen, den Stadtverordneten überlassen, eine Empfehlung an den Magistrat auszusprechen, Abstand von dem Projekt zu nehmen. Man nehme das überwiegend negative Stimmungsbild mit in die weiteren Beratungen.

Nichtsdestotrotz forderte er auf, das Projekt auch einmal in Bezug auf das gebetsmühlenartig geforderte Stadtmarketing- und Tourismusförderungskonzept sowie den Aspekt Profilschärfung in die Überlegungen einzubeziehen, im Übrigen seien noch Varianten zum Stellwinkel et cetera denkbar.

Darüber hinaus wurde die Prüfung des Vorschlags der SPD, als Demomodell einen Holzrahmen zu installieren und einen Ortstermin anzusetzen, von Yvonne Richter in Aussicht gestellt.

Man setzte der emotionalen Diskussion zunächst ein Ende mit einem von Bürgermeister Klaus Temmen formulierten „Vorschlag zur Güte“, nachdem von der SPD noch Beratungsbedarf in der Fraktion angemeldet wurde. In den nächsten Tagen können die Fraktionen die Details noch einmal ausführlich intern erörtern und dann eine Information mit ihrem Stimmungsbild an den Ältestenrat geben.



X