Im Wald der Allmacht Gottes begegnen: Hubertusmesse in Johannis

Die Ober-Erlenbacher Jagdhornbläser mit Gerfalke Schira und Walter Reinhart Fotos: Diel

Kronberg (die) – Ein regenreicher Freitagabend war es, aber die Natur hatte speziell zur Hubertusmesse ein regenfreies Zeitfenster für die zahlreichen Besucher geöffnet. Eine halbe Stunde vorher sollte man sich schon in der Kirche einfinden, wenn man einen Sitzplatz ergattern möchte, ansonsten gibt es zum Glück Klappstühle. Wunderbar hatte Martin Westenberger die schöne Kirche herbstlich geschmückt und auch die beiden mittlerweile wohl als Kronberger A-Promis anzusehenden Großvögel, Uhu Nelly und der schneeweiße Gerfalke Schira, gaben der Kirche auch dieses Jahr wieder ein besonderes Flair. „Die Hubertusmesse ist mittlerweile eine lange und gute Tradition“, begrüßte der Gastgeber, Pfarrer Hans-Joachim Hackel, die Gemeinde. Für ihn sei es ein Erlebnis, dass sich die Menschen auf den Weg machten, „auch wenn‘s in Kronberg immer ein Stückchen bergauf geht.“ Er freue sich jedes Jahr wie ein kleiner Junge auf die Tiere aus der Falknerei Ronneburg, die für ihn schon die Funktion einer Partnerfamilie erfüllten. Nelly und Schira wurden von Dagmar Dohnalek und Walter Reinhart in Schach gehalten. Außerdem begrüßte Pfarrer Hackel den Organisten und neuen Leiter des Männergesangvereins 1860 Kronberg, Raphael Greim. Der musikalische Part hat auch unter Greim bestens gestimmt, die Herren vom Männergesangverein boten eine wunderbare melodische Ergänzung zu den Ober-Erlenbacher Jagdhornbläsern. Die Lieder „Jäger aus Kurpfalz“ oder „Jägerchor“ konnten sichtlich Stimmung in der Gemeinde hervorzaubern, denn manche Lippen im Publikum bewegten sich zum Liedgut unweigerlich mit. Musizieren mit Herzblut und Klangvolumen, das kam gut an und wurde manchmal sogar leise durch ein kleines Glockenkonzert von Gerfalke Schira unterstützt. Feierliche Jagdstimmung verbreiteten klanggewaltig die Ober-Erlenbacher Jagdhornbläser mit Hornmeister Dr. Ernst Dieter Eberhard. Einen „Hornruf der Falkner“ oder Ähnliches hört man nicht alle Tage und jedenfalls im iTunes Store gehören diese Klänge nicht zum immer verfügbaren Konsumprogramm.

Aber was haben eigentlich Sissi und die Hubertusmesse miteinander zu tun? Dieser Frage widmete sich Kaplan Tobias Blechschmidt schließlich in seiner Predigt, die bestimmt jeden der Gemeindemitglieder erreichte. „Ich bekenne mich schuldig“, mit diesen Worten eröffnete er seine Ausführungen und sofort wurde man neugierig, was ein Kaplan so auf dem Kerbholz haben könnte. Aber es war ganz harmlos und schmunzelnd erzählte er, dass er sich jedes Jahr „zwischen den Jahren“ mit einem befreundeten Ehepaar die Sissi-Trilogie anschaue. Dies sei eine „schnulzige Tradition“, die er aber als handfesten Aufhänger für den Aussagekern seiner Predigt nahm. Er griff die Szene auf, in der Sissi mit ihrem Vater, König Max Joseph in Bayern, durch den Wald läuft. Max sagt zu seiner Tochter: „Wenn du einmal im Leben Kummer und Sorgen hast, dann geh so wie jetzt mit offenen Augen durch den Wald und in jedem Baum und in jedem Strauch, in jedem Tier und jeder Blume wird Dir die Allmacht Gottes zum Bewusstsein kommen und Dir Trost und Kraft spenden.“ Die Aufgabe der Menschen, mit den Gütern dieser Schöpfung verantwortungsvoll umzugehen, die Schöpfung nicht zu „missbrauchen“, sondern würdevoll zu „gebrauchen“, dieses Anliegen sind für Blechschmidt wichtig und zentraler Punkt seiner Botschaft. Die Schöpfung als nicht irgendeinen Akt zu betrachten, nicht aus sich selbst kommend, sondern als Werk der Liebe Gottes zu begreifen, das brachte Kaplan Blechschmidt den Menschen näher. Gott gibt uns Menschen die Verantwortung für die Schöpfung aus Liebe, aber auch mit dem Auftrag, würdevoll mit der Natur und deren Geschöpfen umzugehen. So könne man auch die Jagd in ihrer Tradition trotz möglicher Kritik als vereinbar mit der Schöpfung sehen, auch wenn sie dazu dient, Tiere zu töten. Walter Wegefahrt, der langjährige Initiator der Hubertusfeier, dankte am Ende den Beteiligten und würdigte besonders die Verdienste des Försters Martin Westenberger, der seit nunmehr zwanzig Jahren für Kronberg tätig ist und die Kirche alljährlich für die Hubertusmesse schmückt. Die Gemeinde bestätigte dieses Lob durch heftigen Beifall. Dank gebührt aber auch Walter Wegefahrt selbst für die unermüdliche Organisation dieser ganz besonders feierlichen Messe.

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